Seite:Mittelschule Durlach (Vierordt) 205.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

unseren ältesten Schematismen mit 6 bis 8 Lectionen, im jetzigen seit 1837 mit 7.

In der Wahl der zu behandelnden Autoren trat seit dem Anfang der Karlsruher Zeit einige Aenderung ein, so daß früher vernachlässigte Theile der römischen Literatur zu dem Rechte gelangten, das ihnen längst gebührte und noch jetzt widerfährt: Ovid’s Metamorphosen wurden zum 1. Mal in unserer Schule 1726 gelesen, Tacitus 1729, Livius 1750. Dagegen wurden viele Autoren allmählich theils ganz entfernt, theils nur dem Privatstudium empfohlen; namentlich der Kirchenvater Lactantius, welcher noch vor 100 Jahren, 1759, mit 2 wöchentlichen Stunden in dem Schematismus unserer Quinta stand; auch der Historiker Vellejus Paterculus wurde abgeschafft, obwohl dieser ein sehr taugliches Buch für den Unterricht in römischer Geschichte, mit Ausnahme seiner Urtheile über Zeitgenossen, darbietet; dann gingen Sueton und Quintilian ein; um’s Jahr 1812 Plin’s Briefe und Panegyricus, so auch Curtius und Eutrop; Justin erst 1830. Ueberhaupt fand in einer Konferenz von 1830 der Grundsatz wieder Anerkennung, man solle wichtige Autoren in mehreren Jahreskursen beibehalten, die Schüler mit ihnen vertrauter machen und vor Zersplitterung bewahren. Bis dahin war von Horaz in auffallender Weise immer nur der lyrische Theil beachtet worden, nun zum 1. Mal auch der übrige und zwar 1830 durch Kärcher. Jenem Grundsatze huldigte der neue Lehrplan von 1837 gleichfalls, wie aus der in seinem 4. §. vorgeschriebenen Autorenzahl erhellt. Zugleich verlangte er, in der Regel nie mehr als 2 latein. Klassiker, einen Prosaiker und einen Dichter, während eines Semesters vorzunehmen.

Die schriftlichen Uebungen im lateinischen Stil bestanden theils aus dem Domesticus, welchen noch im Jahre 1759 die meisten Klassen an jedem Wochentage fertig in die Schule mitzubringen hatten, theils in dem Stilus pro loco, welcher wöchentlich nur Einmal in der Schule selbst zu fertigen war. Sie erfuhren zwar in der nächstfolgenden Zeit eine stufenweise