Seite:Mittelschule Durlach (Vierordt) 225.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

3 Stunden anbefohlen und die Schulgesetze von 1725 verlangten, man solle dabei zu Grunde legen „Johann Georg Essich’s kurze Einleitung zur allgemeinen weltlichen Historie“. – Dieses durch einen 1705 gestorbenen Rector des Stuttgarter Gymnasiums verfaßte Lehrbuch erlebte zahlreiche Auflagen[1], blieb bei uns über ein halbes Jahrhundert im Gebrauche und kann uns zugleich als Probe damaliger Geschichtsbehandlung dienen. Es zerlegte nach einer längst beliebten Gewohnheit „das ganze Weltalter in drei große Abwechslungen“, nämlich 1) in die 1657 Jahre von der Schöpfung bis zur Sündfluth, 2) in die 2293 Jahre von der Sündfluth bis auf Christi Geburt und 3) in die seit Christi Geburt verflossene Zeit. Essich behandelt sodann a. zuerst die Universalhistorie, d. h. das Volk Gottes und die vier sogenannten Weltreiche[2]. Letztere schienen durch eine Stelle im Propheten Daniel angedeutet und lieferten seit Carion und Sleidan den Eintheilungsgrund für die ganze Profangeschichte, nämlich das assyrische, persische, griechische und römische Weltreich, als dessen Fortsetzung im Orient das türkische, im Occident das deutsche Kaiserreich zu betrachten sei. Von diesem geht Essich b. über zu der Specialhistorie, in welcher die Schicksale aller deutschen Fürstenhäuser, so wie die der Könige von Spanien, Frankreich, England, Polen, Moskau u. s. w. erzählt werden, und gibt c. zum Schlusse die alte, mittlere und neue Geographie.

Als bei uns im Mai 1744 der geschichtliche Unterricht, bei dem Abzuge des Professors Daur auf eine Pfarrei, eines andern Lehrers bedurfte, beschloß das Consistorium, Präceptor Sachs solle Geschichte und Alterthümer (Letztere standen bis 1824 in dem Schematismus unserer ältesten Zöglinge) alsbald übernehmen und im nächsten Examine wolle man sehen, ob er die erforderlichen Capacitäten dazu besitze. – Noch im gleichen


  1. Vor mir liegen die 4. Edition, Stuttgart bei Metzler 1736, 808 Seiten in Kleinoctav, und die 9., ebenda 1767, 890 S. in Großoctav.
  2. Vergl. Seile 72 der vorjährigen Programmbeilage.