Seite:Mittelschule Durlach (Vierordt) 238.jpg

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der „Naturalhistorie“, so sagte 1764 der schon oben erwähnte Kammerrath Schlettwein in einem Gutachten an Karl Friedrich, gehören in dem Karlsruher Gymnasio zu den ganz fremden Dingen und sollten schon mit den Tertianern begonnen werden. – Da es aber noch lange an einem für Naturgeschichte besonders geeigneten Lehrer fehlte, so versprach das Kirchenrathscollegium am 6. August 1773 dem in Tübingen studierenden Heinrich Sander, aus Köndringen bei Emmendingen gebürtig, wenn er seine noch übrige Universitätszeit neben der Theologie auch der Naturgeschichte fleißig widmen wolle, so gedenke man, ihn „an dem Gymnasio anständig zu placiren“. – Dieser Bedingung suchte er, besonders in Göttingen, nachzukommen und im November 1775 wurde der 21jährige junge Mann Professor extraordinarius zu Karlsruhe mit dem Auftrage, außer andern Lehrgegenständen auch den hier fraglichen nicht nur bei den Exemten in je 3 Stunden wöchentlich, sondern auch in eben so vielen bei der neulich gegründeten Realschule zu übernehmen[1]. Aber er starb schon im Herbst 1782 und erst im October 1784 erhielt der 22 Jahre alte Doctor Medicinae, Karl Christian Gmelin aus Badenweiler, diese Lehrstelle, die er, mit Unterbrechungen[2], ein halbes Jahrhundert bekleidete. Doch den


hinzu: doctrinam de vegetabilibus et animalibus excussi. – In den beiden 1767 und 1775 erschienenen Ausgaben der Maler’schen Physik stehen noch immer die 2 oben erwähnten Kapitel 16 und 17 von den Pflanzen und Thieren; von den Mineralien kein besonderes.

  1. Als H. Sander, der jüngere Bruder des schon mehrmals genannten Nicolaus Sander, 1779 nach erhaltener Erlaubniß anfing, auch Technologie im großen Auditorium vorzutragen, wozu aber nicht blos sogenannte Studenten (Sextaner), sondern auch Schreiber, Schulseminaristen und Handwerker zugelassen wurden; sah der beschränkte Korpsgeist hierin eine Entweihung jenes Lehrlokals. Die Studenten drangen lärmend in das Auditorium ein und jagten die Zuhörer aus einander, so daß eine scharfe Bestrafung erfolgte.
  2. Schon im Jahre 1785 erhielt er mit Beibehaltung seines, freilich kleinen Gehaltes von 300 Gulden Urlaub, um durch einen nochmaligen Besuch der Universität Erlangen sich unter Schreber’s Leitung zus Vertroge [239] der Zoologie und Botanik gründlicher vorzubereiten; deßgleichen 1789 zu einer längeren Reise nach Spanien. – In dem französischen Revolutionskriege flüchtete er 1795 das fürstliche Naturalienkabinet nach Erlangen, wo er 2½ Jahre lang blieb.