Seite:Mittelschule Durlach (Vierordt) 247.jpg

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Lyceumsschülern aus. Die in der elterlichen Dispensation angeführten Gründe schienen unsern Turnlehrern theils vollkommen zureichend, theils für gemächliche und unpraktische Stubensitzer in Anwendung gebracht, denen die Leibesübung ganz besonders rathsam gewesen wäre, und während der erfreulichste Eifer sich in den untersten Lycealklassen hervorthat, gab es Jahre, wo die Hälfte der Quartaner und Quintaner sich dispensiren ließ und Sexta die unjugendlichste Bequemlichkeitsliebe zur unrühmlichen Schau trug. Dagegen können wir unsern jetzigen Turnern auch in den oberen Klassen ein ehrenvolles Zeugniß ertheilen. Mit der ununterbrochenen Turnfreudigkeit der Prima, Secunda und Tertia hing außerdem seit 1854 der Wunsch vieler Eltern zusammen, auch für Freiwillige der oberen und mittleren Vorschule zwei wöchentliche Turnstunden einzurichten, zu denen sich damals unter 221 Vorschülern 132 mit elterlicher Bewilligung einfanden, um, ohne sich der Gerüste zu bedienen, leichtere Uebungen und allerlei Turnspiele unter sorgfältiger Aufsicht zu treiben. Noch jetzt turnen unter 198 Vorschülern 55.

Am längsten hat unsere Turnübungen ein früherer Zögling des Lyceums, Architekt Williard, besorgt, der sie von 1850 bis 1856 mit Eifer leitete und am Schlusse der 8 Jahre uns sehr schätzbare Vorschläge über die zweckmäßigste Einrichtung dieses Lehrzweigs hinterlassen hat. Einem seiner Vorgänger, Dr. Jacob Lamey, Hauptlehrer unserer Tertia, welcher den Turnunterricht 3 Jahre lang, 1844 bis 1846, mit großer Lebhaftigkeit versah und die etwa laß gewordenen Turner durch heitere Lieder und humoristische Ansprachen zu erfrischen pflegte, haben wir ein mit verdientem Beifall aufgenommenes Programm über den hier fraglichen Gegenstand zu verdanken[1].

Winterturnen wurde zwar schon durch Jahn für unentbehrlich gehalten, da das im Sommer Erworbene im Winter nicht rasten noch rosten dürfe; auch durch das Oberstudienrathsgenerale


  1. Das Turnen, eine Ergänzung der Schule. Beigabe zum Herbstprogramme des Großh. Lyceums zu Karlsruhe. 1845.