Seite:Mittelschule Durlach (Vierordt) 297.jpg

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Prüfungen der folgenden Decennien mündliche Uebersetzungen in’s Lateinische, selbst solcher Stücke, die in der Schule nicht behandelt worden waren; sie galten mit Recht für einen bessern Maßstab der Fortschritte als die zuweilen bis zum Ueberdruß repetirte Uebersetzung gelesener Stücke in’s Deutsche.

Das Examenprotokoll führte von jeher ein durch die Regierungscommissäre mitgebrachter Kirchenrathskanzlist bis 1792, von da an der Rector oder ein jüngerer Lehrer; noch später erst kam es zu der jetzigen Uebung, daß jeder Unterrichtsgegenstand unmittelbar durch den Docenten, welcher so eben darin geprüft hat, eingetragen wird. Zu der Präsentenliste dieses Protokolls, in welcher jetzt nur der Ephorus nebst dem Großh. Regierungscommissär und die anwesenden Lehrer aufgezeichnet stehen, fügte man früher auch die Namen aller Personen, die aus Interesse an dem Jugendunterricht oder an einzelnen Zöglingen dem Examen beiwohnten. Daß auch die Landesherren die öffentliche Prüfung zuweilen mit ihrer Hohen Gegenwart erfreuten, haben wir aus der Durlacher Zeit oben, Seite 99, erzählt. Karl Friedrich, der sich die Prüfungsberichte regelmäßig vorlegen ließ und sie nicht selten mit Bemerkungen begleitete[1], erwies unserem Examen die Ehre seines persönlichen Besuches zum letzten Male am 3. April 1800. Durch Großherzog Ludwig und durch seine Durchlauchtigsten Brüder geschah es 8. October 1824; durch des jetzt regierenden Landesherrn Königl. Hoheit am 2. September 1852.

Die Prüfungsbescheide hat Karl Friedrich von 1756 bis 1805 insgesammt eigenhändig unterzeichnet. In den seit seinem Tode erschienenen bemerken wir besonders oft (z. B. 1811, 1812, 1816, 1838) die auch früher[2] häufig erhobene Klage, daß die Fragenden zu viel dociren, dadurch den Schülern zu wenig Zeit lassen, ihre Kenntnisse zu zeigen, mithin das Prüfungsergebniß unsicher machen. Eine andere Rüge tadelte nicht


  1. Oben Seite 139.
  2. Seite 109.