Seite:Mittelschule Durlach (Vierordt) 298.jpg

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selten, daß ein großer Theil der Zöglinge durch leise, nur halbverständliche Antwort den Effect der Prüfung erschwere. Um diesen Uebelstand, so heißt es in dem Rescript von 1815, „endlich“ zu beseitigen, werden die Lehrer nachdrücklichst aufgefordert, die Schüler das ganze Jahr hindurch an lautes Sprechen zu gewöhnen, da sonst alles Ermahnen in der Prüfung vergeblich sei; im nächsten Examen werde man diejenigen Zöglinge, die durch eine solche Muthlosigkeit ihren Mangel an Kenntnissen verrathen, bei der weiteren Umfrage übergehen.

Der Schlußakt, früher bei uns und noch jetzt in vielen, zumal norddeutschen Mittelschulen Valedictions-Akt genannt, wurde von jeher in dem gleichen Lokal wie das öffentliche Examen und in Gegenwart eines dazu eingeladenen zahlreichen Publikums gehalten und mußte blos während der Periode unserer größten Raumnoth 1808–1823 aus Mangel an einem geeigneten Lokal entweder ganz unterbleiben oder außerhalb des Lyceums gefeiert werden, wozu Hebel sich 1811 den Museumssaal erbat. Der solenne Akt, welchem aber ein wohlunterrichteter, hier wohnender Schweizer, E. Looser, 1833 in seinen Briefen über Karlsruhe S. 70 eine noch größere Festlichkeit wünschte, fand immer an Nachmittagen statt, erst seit 1839 in den passenderen Morgenstunden. Dabei verkündigt der Director die Prämien und Promotionen; die älteren Zöglinge treten mit Reden auf, die mit Chorgesängen (sehr selten auch mit einzelnen Soli, vergl. Programm von 1815 Seite 21) abwechseln. Die Sprache der Vorträge war während der Durlacher Zeit theils lateinisch, theils griechisch und hebräisch, und mit viel zu eitlem Prunke ließ man sogar noch andere orientalische Idiome auf der Rednerbühne der Schüler hören[1]; erst seit 1687 endlich zuweilen auch deutsch. Während der Karlsruher Periode trugen die Gymnasiasten anfangs fast nur lateinisch vor, selten griechisch, sehr selten hebräisch, seit der Mitte des 18. Jahrhunderts sehr oft deutsch, von 1754 an hie und da französisch. Ein


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