Seite:Mittelschule Durlach (Vierordt) 306.jpg

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eine Kommission von 3 Mitgliedern, welche das fragliche Geschäft an der Seite des Bibliothekars und des Lyceumsdirectors besorgt. Ein Vorschlag des Letzteren, die Schülerbibliothek dadurch in noch bessere Aufnahme zu bringen, daß wir, nach Sander’s Rath vom Jahre 1812[1] und nach dem Vorgange mancher Mittelschulen unserer Heimath, jedem abgehenden Schüler bei der Ertheilung des Entlassungszeugnisses empfehlen, irgend ein gutes Buch aus seinem Vorrathe und zu seinem Andenken zu stiften, ist durch die Konferenz noch ausgesetzt geblieben.

In Bezug auf die Größe der Bibliothek bemerken wir, daß sie im Jahre 1815 bereits 1300 Bände zählte, darunter aber theologische Werke in einer unverhältnißmäßig großen Menge[2]. Diese rührte theils von den früher so lange üblich gewesenen theologischen Vorbereitungskollegien her, theils von einem Rector, welcher nach damaliger Gewohnheit zugleich die Bibliothek verwaltete und in sie seinen theologischen Büchervorrath auf eine, durch seinen Zeitgenossen Hebel mißbilligte Weise übergehen ließ. – Einer bedeutenden Bereicherung erfreuten wir uns, als der pensionirte Geheimerath Hauber 1827 starb, welcher uns seine ganze Bibliothek mit mehr als 940 Werken vermachte. Er war seit 1773 in unserer Tertia, später theilweise auch in oberen Jahreskursen, zuletzt in der fürstlichen Familie bei Karl Friedrich’s Enkeln Lehrer gewesen und äußerte in seinem Testament, durch die Großmuth seiner erhabenen Wohlthäterin, der Kaiserin Elisabeth Alexiewna von Rußland, die des früheren Lehrers noch immer huldvoll gedenke, und durch die Gnade ihres Durchlauchtigsten Bruders, des Großherzogs Karl, könne er jetzt Wünsche erfüllen, die der Wissenschaft und der Dankbarkeit geweiht seien. Mit Freude und Innigkeit habe er 1773 bis 1790 an dem Gymnasium gearbeitet und jetzt am Abend seines Lebens fühle er das Bedürfniß, an dieser nun unter verändertem Namen blühenden Schule ein freundliches Andenken auch nach seinem Tode zu bewahren.


  1. Nicolaus Sander über Gymnasialbildung. S. 148.
  2. Hartleben, Statistisches Gemälde von Karlsruhe 1815. S. 218.