Seite:Moerike Schriften 2 (1878) 087.jpg

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Ihr seiner Zeit von Eurer Braut vernehmen. Indeß gehabt Euch wohl!“ Hiemit entfernte er sich in ein Seitenzimmer, eh’ ich ihm nochmals hatte danken können.

Ich blieb in einer Art von freudiger Betäubung noch eine ganze Weile auf Einem Flecke stehn, halb in Erwartung, ob mein Wohlthäter nicht noch einmal heraustrete. Als ich den Saal endlich verließ und die Treppe herabkam, stand der Freiherr bereits in seinen ordentlichen Kleidern unter’m Thor und stieg soeben zu Pferde. Er winkte mir im Wegreiten noch ein Adieu zurück. Der Schloßvogt mußte ihn den Berg hinab, dem Dorfe zu, begleiten. Ein junger flinker Jäger, der hinterdrein ritt, gab mir durch lustige Gebärden zu verstehn, daß man „den Juden“ schon voraus geführt habe. In Gottes Namen! dachte ich und eilte in die Stube und auf Aennchen zu, die mir entgegenflog.

Die Trunkenheit der nächsten Stunden zu beschreiben, soll mir billig erlassen sein.

Josephe – so will ich sie immerhin nennen, denn dieser Name war ihr ganz eigen geworden – Josephe zog mich an ein Tischchen, auf dem ein appetitliches Abendbrod, mit frischen Herbstblumen geziert, mein wartete. Ich hatte hundert Fragen an das Mädchen, doch meine Ungeduld sprang immer nur von einer

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Eduard Mörike: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. G. J. Göschen, Stuttgart 1878, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_087.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)