Seite:Moerike Schriften 2 (1878) 361.jpg

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Crethi und Plethi, eins immer das andre ablösend. Von ungefähr springt ein Tanzliedchen hervor, Sechsachtelstact, mir völlig neu. – Halt, dacht’ ich, was gibt’s hier? Das scheint ein ganz verteufelt niedliches Ding! Ich sehe näher zu – alle Wetter! das ist ja Masetto, das ist ja Zerlina!“ – Er lachte gegen Madame Mozart hin, die ihn sogleich errieth.

„Die Sache,“ fuhr er fort, „ist einfach diese. In meinem ersten Act blieb eine kleine leichte Numer unerledigt, Duett und Chor einer ländlichen Hochzeit. Vor zwei Monaten nämlich, als ich dieses Stück der Ordnung nach vornehmen wollte, da fand sich auf den ersten Wurf das Rechte nicht alsbald. Eine Weise, einfältig und kindlich und sprützend von Fröhlichkeit über und über, ein frischer Busenstrauß mit Flatterband dem Mädel angesteckt, so mußte es sein. Weil man nun im Geringsten nichts erzwingen soll, und weil dergleichen Kleinigkeiten sich oft gelegentlich von selber machen, ging ich darüber weg und sah mich im Verfolg der größeren Arbeit kaum wieder danach um. Ganz flüchtig kam mir heut im Wagen, kurz eh’ wir in’s Dorf herein fuhren, der Text in den Sinn; da spann sich denn weiter nichts an, zum wenigsten nicht daß ich’s wüßte. Genug, ein Stündchen später, in der Laube bei’m Brunnen, erwisch’ ich ein Motiv, wie ich es glücklicher und besser zu

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Eduard Mörike: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. G. J. Göschen, Stuttgart 1878, Seite 361. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_361.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)