Seite:Moerike Schriften 2 (1878) 401.jpg

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Von achtzehn fertig ausgearbeiteten Numern[1] gab der Componist vermuthlich nicht die Hälfte; (wir finden in dem, unserer Darstellung zu Grunde liegenden Bericht nur das letzte Stück dieser Reihe, das Sextett, ausdrücklich angeführt) – er gab sie meistens, wie es scheint, in einem freien Auszug, bloß auf dem Klavier, und sang stellenweise darein, wie es kam und sich schickte. Von der Frau ist gleichfalls nur bemerkt, daß sie zwei Arien vorgetragen habe. Wir möchten uns, da ihre Stimme so stark als lieblich gewesen sein soll, die erste der Donna Anna (Du kennst den Verräther), und eine von den beiden der Zerline dabei denken.

Genau genommen waren, dem Geist, der Einsicht, dem Geschmacke nach, Eugenie und ihr Verlobter die einzigen Zuhörer wie der Meister sie sich wünschen mußte, und jene war es sicher ungleich mehr als dieser. Sie saßen Beide tief im Grunde des Zimmers; das Fräulein regungslos, wie eine Bildsäule, und in die Sache aufgelöst auf einen solchen Grad, daß sie auch in den kurzen Zwischenräumen, wo sich die Theilnahme der Uebrigen bescheiden äußerte oder die innere Bewegung sich unwillkürlich


  1. Bei dieser Zählung ist zu wissen, daß Elvira’s Arie mit dem Recitativ und Leporello’s „Hab’s verstanden“ nicht ursprünglich in der Oper enthalten gewesen.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Mörike: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. G. J. Göschen, Stuttgart 1878, Seite 401. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_401.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)