Seite:NLM 1929 Seite 209.jpg

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Der Ort kennzeichnet sich als ein rein deutsches Dorf. Jedes Gehöft steht auf seiner Hufe; nur das Gehöft zur letzten östlichen Hufe (Nr. 47) bildet eine Ausnahme und steht zwischen den Gehöften Nr. 46 und 48[1]. Nach dem Ergebnis der Landesvermessung von 1842 umfaßt die Dorfflur rund 582 ha und mit dem zum Kloster Marienthal gehörigen sogenannten Leubaer Teich oder Klosterbusch (32 ha 47 a) 614 ha[2]. Die Einwohnerzahl betrug von 1750–1880 um 360 Personen; dann ging sie ständig zurück. 1905 zählte man nur noch 268 Personen. Das Dorf bestand 1850 aus 60 Haus- oder Katasternummern, wovon aber im Laufe der Zeit der vierte Teil teils durch Abbruch, teils durch Brände eingegangen und mit andern Grundstücken verschmolzen worden ist. Einen reichen Zuwachs an Gebäuden und Einwohnern erhielt das Dorf dagegen durch die Gründung einer Bergwerkssiedlung „Neu-Berzdorf“[3]. Dieses besteht aus 10 neuerbauten Doppelhäusern. Die Einwohnerzahl hat sich damit auf über 400 erhöht.

Berzdorf bildet nebst den Dörfern Schönau, Altbernsdorf, Ober- und Niederkiesdorf, Dittersbach, Neundorf und Kunnersdorf sowie Bernstadt als Hauptort den sogenannten „Eigenschen Kreis“. Dieser Güterkomplex war mindestens schon im 12. Jahrhundert, jedenfalls von einem böhmischen König oder deutschen Kaiser, dem Bistum Meißen als Kirchengut gestiftet worden[4]. Mit dieser Übereignung in geistlichen Besitz hatten die Ortschaften zugleich aufgehört ein Lehn des Landesherrn zu sein, und damit waren sie von landesherrlichen Steuern und Abgaben befreit. Von dem Bistum Meißen gelangte diese „Bernstädter Pflege“ (mit Ausnahme von halb Kunnersdorf sowie des niederen Teils von Berzdorf) an die verschwägerten Familien v. Kamenz und v. Schönburg, und zwar besaßen sie diese, wie das ihnen in den Verkaufsurkunden zugesichert wurde, auch zu „Erb und Eigen“[5]. Daher stammt denn auch die eigentümliche Bezeichnung das Eigen[6] oder wie später sich durchsetzte „der Eigen“.

Die Grenze zwischen bischöflich meißnischem und königlich böhmischem Gebiet bildete nach der bekannten Oberlausitzer Grenzurkunde vom Jahre 1241[7] in unserer Gegend die Neiße von der Einmündung


  1. Dieses Gehöft Nr. 47 stand mindestens seit 1500 schon an jetziger Stelle; ob es überhaupt jemals bei seiner Hufe gestanden hat, ist daher fraglich.
  2. 1920 verkaufte das Kloster Marienthal diesen Klosterbusch an die Stadt Dresden. – Nach der Detailvermessung zur Anlegung des neuen Grundsteuerkatasters ist die ganze Berzdorfer Flur in 515 Flurparzellen aufgeteilt worden: Nr. 1–140 bezeichnen Gebäude, Hofräume, Gärten und Auenparzellen, Nr. 142 bis 417 die Feldfluren, Nr. 418–451 die sog. Folgenparzellen, Nr. 452–498 die südlich der Pließnitz (503) liegenden Wiesenparzellen, Nr. 499–512 betreffen den Klosterbusch und 513–515 die Klein-Neundorfer Folgenwiesen. Berzdorf ist reich an Flurnamen; ein erschöpfendes Verzeichnis von 1926 mit 450 Namen samt einer Übersichtskarte befindet sich im Hauptstaatsarchiv in Dresden.
  3. S. Flurkarte nebst Anmerkung.
  4. H. Knothe, N. L. M. Bd. 47 (1870) S. 3 u. 4.
  5. Ebenda S. 20
  6. 1399 kommt diese Bezeichnung erstmalig vor. S. R. Jecht, Cod. dipl. II S. 332, 27: Procop lagerte sich „kein (gegen) Schonau (Schönau) of das Eigen“.
  7. R. Jecht, Neues zur Oberlausitzer Grenzurkunde N. L. M. Bd. 95 (1919)
Empfohlene Zitierweise:
Ernst Krische: Die Siedlungsverhältnisse von Berzdorf auf dem Eigen. In: Neues Lausitzisches Magazin. Görlitz: Selbstverlag der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften, 1929, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NLM_1929_Seite_209.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)