Die Siedlungsverhältnisse von Berzdorf auf dem Eigen
Die Siedlungsverhältnisse von Berzdorf auf dem Eigen ist ein Heimataufsatz des Berzdorfers Ernst Krische, den er 1929 im Neuen Lausitzischen Magazin (Band 105) veröffentlichte.
Im Anschluss an den Abdruck des Textes werden die Editionsrichtlinien genannt und ein für Wikisource erstelltes Ortsregister geführt.
Das Kirchdorf Berzdorf[1] ist der östlichste Grenzort Sachsens und zugleich der Sächsischen Oberlausitz.
Der Name ist eine Abkürzung von Bertholdsdorf, der jedenfalls von dem ersten deutschen Besitzer des Dorfes oder dem Lokator, der den Namen Berthold führte, herrührt, worauf auch die älteste Schreibart hinweist: Bertoldistorf (1280, 1285, 1317)[2], hiernach Bertilsdorf[3], Bertelsdorff[4], Berthsdorff, Betzdorff, Perthsdorff, Perzdorff, Baetzdorff[5], Bertsdorf, Bertzdorf; dann kam in der 2. Häfte des 18. Jahrhunderts nach und nach die gegenwärtige Schreibweise Berzdorf in Anwendung[6].
[209] Der Ort kennzeichnet sich als ein rein deutsches Dorf. Jedes Gehöft steht auf seiner Hufe; nur das Gehöft zur letzten östlichen Hufe (Nr. 47) bildet eine Ausnahme und steht zwischen den Gehöften Nr. 46 und 48[7]. Nach dem Ergebnis der Landesvermessung von 1842 umfaßt die Dorfflur rund 582 ha und mit dem zum Kloster Marienthal gehörigen sogenannten Leubaer Teich oder Klosterbusch (32 ha 47 a) 614 ha[8]. Die Einwohnerzahl betrug von 1750–1880 um 360 Personen; dann ging sie ständig zurück. 1905 zählte man nur noch 268 Personen. Das Dorf bestand 1850 aus 60 Haus- oder Katasternummern, wovon aber im Laufe der Zeit der vierte Teil teils durch Abbruch, teils durch Brände eingegangen und mit andern Grundstücken verschmolzen worden ist. Einen reichen Zuwachs an Gebäuden und Einwohnern erhielt das Dorf dagegen durch die Gründung einer Bergwerkssiedlung „Neu-Berzdorf“[9]. Dieses besteht aus 10 neuerbauten Doppelhäusern. Die Einwohnerzahl hat sich damit auf über 400 erhöht.
Berzdorf bildet nebst den Dörfern Schönau, Altbernsdorf, Ober- und Niederkiesdorf, Dittersbach, Neundorf und Kunnersdorf sowie Bernstadt als Hauptort den sogenannten „Eigenschen Kreis“. Dieser Güterkomplex war mindestens schon im 12. Jahrhundert, jedenfalls von einem böhmischen König oder deutschen Kaiser, dem Bistum Meißen als Kirchengut gestiftet worden[10]. Mit dieser Übereignung in geistlichen Besitz hatten die Ortschaften zugleich aufgehört ein Lehn des Landesherrn zu sein, und damit waren sie von landesherrlichen Steuern und Abgaben befreit. Von dem Bistum Meißen gelangte diese „Bernstädter Pflege“ (mit Ausnahme von halb Kunnersdorf sowie des niederen Teils von Berzdorf) an die verschwägerten Familien v. Kamenz und v. Schönburg, und zwar besaßen sie diese, wie das ihnen in den Verkaufsurkunden zugesichert wurde, auch zu „Erb und Eigen“[11]. Daher stammt denn auch die eigentümliche Bezeichnung das Eigen[12] oder wie später sich durchsetzte „der Eigen“.
Die Grenze zwischen bischöflich meißnischem und königlich böhmischem Gebiet bildete nach der bekannten Oberlausitzer Grenzurkunde vom Jahre 1241[13] in unserer Gegend die Neiße von der Einmündung [210] der Pließnitz nach Süden bis zum Einfluß der Steinbach südlich von Leuba. Darnach gehörten die Dörfer Tauchritz, Nikrisch und Leuba ehemals mit zum Eigenschen Kreise. Die nördliche Grenze dieses Gebiets bildet nach der Neiße zu ein ehemaliges Waldbächlein (jetzt mit Grenzgraben bezeichnet), welches von seiner Quelle an in einer Talschlucht hinführt und zunächst die Grenze zwischen den Jauernicker Folgen und Niechaer Flur und hiernach die (Nieder) Berzdorfer nördliche Flurgenze sowie zugleich die sächsisch-preußische Landesgrenze bestimmt[14]. Gehen wir von der Quelle dieses Bächleins, das den Namen Koren trug, nach Westen zu, so kommen wir bald am Fuße des Jauernicker Schwarzbergs an eine Anhöhe, welche von einer Basaltsteinkuppe gekrönt wird. Diese befindet sich zugleich auf der Grenze der Alt-Jauernicker Flur und einer zwischen Jauernick und Berzdorf liegenden wüsten Mark Behennsdorf oder Beheimsdorf[15], welche Flur heute im Volksmund „der Biesdorf“ oder „auf dem Biesdorf“ bezeichnet wird. Von der Berzdorfer Nordgrenze ist dieser Steinhügel etwa 400 Meter entfernt. Es ist dies die Stelle, wo man im Dezember 1771 bei Vorarbeiten zum Steinebrechen Urnen fand, sowie über 60 prähistorische Eisenfunde machte[16]. Ist dieser Steinhügel nun das
[211] in der Oberlausitzer Grenzurkunde vom Jahre 1241 genannte Grenzmal „sepulcrum Droszoucuph“? Nach Meiche S. 170 würde der Name heute auf wendisch Drozow(y)kop lauten und eine (wendische) Begräbnisstätte, Kuppe, Steinhügel des Dros bedeuten. Die Lage zu dem „rivus Koren“, sowie die Beschaffenheit als Steinkuppe[17] und der altheidnische Begräbnisplatz lassen die Gleichsetzung doch stark vermuten. Dann würde nach diesem Grenzmal das Dorf Beheimsdorf (welches nebst Jauernick 1242 durch Hartwig v. Dehsa an das Kloster Marienthal verkauft wurde) ebenfalls früher mit zum Eigenschen Kreise gehört haben[18].
Berzdorf hat anders als die meisten Kolonistendörfer nur eine einseitige Dorfanlage. Südlich der ganzen Dorflage, die sich in drei Kilometer langer Ausdehnung von Westen nach Osten erstreckt, fließt im grünen Wiesental die Pließnitz[19] (die sich bei Hochwasser zum breiten Strome erhebt) vorüber, sie mündet dann, nachdem sie die Flur- und Landesgrenze verlassen, unterhalb der Wiesen-Mühle bald in die Neiße. Berzdorf liegt durch einen Kranz von Höhen und Bergen umrahmt vor Sturm und Wetter[20] geschützt und besitzt einen leicht pflugbaren, fruchtbaren Boden[21]. Fast keilartig erstreckt es sich in das preußische [212] Land. Durch seine Zugehörigkeit zum Eigenschen Kreise verblieb es jedoch bei der Teilung Sachsens 1815 beim Stammlande[22].
Schon frühzeitig ist dem Dorfe die Segnung einer eignen Kirche zuteil geworden. Sie gehört mit zu den ältesten Dorfkirchen der Oberlausitz. An das Langhaus der kleinen Kirche schließt sich nach altchristlichem Brauch nach Osten (in Form eines Vierecks) der Altarraum. Wie heute noch drei schmale Rundbogenfenster, das Chorgewölbe und der Schwibbogen erweisen, ist sie noch im romanischen Stil um Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut worden. Besser und glücklicher konnte von ihrem Erbauer[23] die Baustätte nicht erwählt werden. Auf einer Anhöhe thronend, die wohl das charakteristische Merkmal einer Schanzanlage zeigt, scheidet sie den Ort gleichmäßig in das Ober- und Niederdorf. Nebst dem umliegenden Kirchhof war sie von einer Wehrmauer umschlossen, wovon noch der nördliche Teil erhalten ist. An den beiden Eingängen (östlich und westlich) zum Kirchhof befanden sich sogenannte Torhäuschen[24]. Für die Erbauung einer eignen Kirche müssen doch seinerzeit ganz besondere günstige Umstände mitgewirkt haben; denn es erscheint doch merkwürdig genug, daß der kleine Ort inmitten von andern naheliegenden Kirchdörfern eine besondere Kirche bekam. Umfaßt er doch nur 26 Hufen, die außerdem noch drei verschiedenen Besitzern gehörten[25]; zudem fiel ein Anteil wohl schon damals zur Zeit der Gründung noch unter die Lehnsherrschaft des Tauchritzer Dorfherrn. Erstmalig urkundliche Erwähnung geschieht der Kirche im Jahre 1317[26]. Sie war zu Ehren der Jungfrau Maria und des heiligen Martin geweiht. Als die Hussiten vom 12. bis 15. Mai 1427 von Zittau herkommend die adeligen Höfe in Radmeritz sowie Tauchritz in Asche legten und westwärts der Neiße bis Bernstadt vordrangen[27], ist von ihnen auch die [213] Berzdorfer Kirche in Brand gesteckt worden. Fast 10 Jahre lang mag die Brandstätte ein gar ödes und trauriges Bild geboten haben, denn erst um 1438 hat man das Dach und den Kirchturm auf die stehengebliebenen Mauern wieder aufgebaut. Ein früheres Aufbauen war sicher nicht möglich, wurde doch die Umgegend noch wiederholt von den Hussiten heimgesucht. Nachdem auch der innere Einbau der Kirche vollendet war, erfolgte 1443 die Wiedereinweihung durch den Weihbischof von Breslau, Bischof von Gardar genannt[28]. Die Kirche ward hierbei abermals den genannten Heiligen zu Ehren geweiht.
Während des Siebenjährigen Krieges war die Kirche und der Kirchturm immer mehr in Verfall geraten. Sofort nach Beendigung des Krieges ging die Gemeinde trotz der fürchterlichen Schäden, die sie erlitten hat, daran, ihr Gotteshaus vor gänzlichem Verfall zu schützen[29]. Der Bau ward dem Zimmermeister Christian Schönfelder in Kunnersdorf übergeben. Schon am 1. Oktober 1764 war er soweit vorgeschritten, daß an diesem Tage die Hebefeier, wobei der Turmknopf nebst Spille und Wetterhahn aufgesetzt wurden, stattfinden konnte. Statt eines eigentlichen Turmes besitzt die Kirche nur einen sogenannten Dachreiter. Turm und Glockenstuhl waren ursprünglich durch zwei Säulen im Schiff der Kirche unterstützt. Diese beiden Säulen standen jedenfalls quer nebeneinander und zwischen ihnen führte der Mittelgang in der Kirche. Bei diesem Neubau wurden diese Säulen durch eine Tragsäule (Mittelsäule) ersetzt[30].
Bis zur Erbauung der Kunnerwitzer Kirche (1839) hielten sich die evangelischen Einwohner aus den Nachbargemeinden Jauernick und Niecha, obgleich sie nicht eingepfarrt waren, nach Berzdorf. Durch diesen [214] Zuzug von Kirchengästen machte sich ein fortgesetztes Einbauen von Emporen nötig. 1770 wurde von dem Richter Gottlob Hütter (Nr. 32) eine Altarempore und 1771 von ihm und Elias Domsch (Nr. 37) zwei weitere Emporen der Kirche gestiftet. Um Kirchenstände zu gewinnen, wurde auch der Beichtstuhl von der Südseite nach der Nordseite des Altarraums versetzt und mit einem Holzgitter versehen[31]. 1844 nahm man den Turmknopf herab und ließ ihn neu vergolden. Die am 1. Oktober 1764 einverleibten Urkunden wurden leider gänzlich vermodert und zerstört vorgefunden. 1868 ersetzte man das schuppenartige Gewand der Schindeldachung durch Ziegeldachung und beschlug den Turm mit Blech, das man in der Landesfarbe weiß und grün mit Ölfarbe anstrich. Dieser Bau erforderte die Summe von 820 Talern. Von dem Gutsbesitzer Friedrich Zücker ward hierbei ein vergoldetes Kreuz, das an der westlichen Giebelseite aufgesetzt wurde, der Kirche geschenkt. Im Laufe der Zeit war sodann das Innere der Kirche nicht nur recht baufällig geworden, sondern erschien auch veraltet und unzweckmäßig. Doch Dank der Liebe zur Heimatkirche fehlte es auch diesmal nicht an Opferwilligkeit, so das 1909 eine durchgreifende Renovation stattfinden konnte. Alles Zwecklose und Entbehrliche an Emporen, Treppen und Gestühl wurde beseitigt. Auch durch die Entfernung der Mittelsäule hat das Kirchlein an Schönheit und Freundlichkeit nur gewonnen. Am 28. November 1909 ward die Kirche durch den Geheimen Kirchenrat Rosenkranz aus Bautzen abermals neu geweiht.
Leider hat man einige Jahre darauf (1915) die beste Grundlage für das selbständige Bestehen der Kirche genommen, indem man das Kirchlehn (Widemut) für bares Geld ohne zwingenden Grund veräußert hat.
Von den Geistlichen römischen Glaubens, die hier amtierten, wird in einer Mariensternschen Urkunde bereits 1338 ein Nicolaus plebanus de Bertoldisdorph genannt, s. Neue sächs. Kirchengalerie. 1389 erscheint Petrus von Ebersbach; sein Beiname bezieht sich auf das Dorf Ebersbach bei Görlitz, wo er 1379 als plebanus bezeichnet wird und als Executor eines Testaments gegen einen Görlitzer Bürger auftritt[32]. Als erster evangelischer Pfarrer wird aufgeführt ein Matthias Schubart von Lauban[33]. 1502 wird bereits schon ein Schreiber erwähnt. Dabei bekennt ein Berzdorfer Bauer vor dem Gericht in Görlitz: „her habe eine Lade dem Schreiber gestohlen, her hat dy selbige Lade genommen yn die Stube vnd hot in derselbigen Lade gefunden 10 gr., hatte aber [215] gehoft, es würde viel gelt dorin sein gewest“[34]. Man kann daraus schließen, daß Berzdorf damals schon eine Schule hatte.
Berzdorf liegt in den landschaftlichen Gefilden des fruchtbaren [216] Pließnitztales und besitzt nicht nur ertragreiches Land, sondern ist auch reich an unterirdischen Bodenschätzen. Diese waren die Veranlassung, daß in dem Orte in den letzten 15 Jahren durch den schwungvollen Aufstieg des Kohlenbaues und Ziegeleibetriebs sich ein so großer Besitzwechsel wie kaum in einem andern Orte der Oberlausitz vollzog.
Wegen der vorhandenen Kohlenfelder von großer Ausdehnung und Mächtigkeit wurde 1915 fast das ganze Dorf sowie die beiden Schönauer Niedergüter von der Stadtgemeinde Dresden zu Bergbauzwecken aufgekauft. Ausnahme von dem Verkauf bildeten Kirche, Pfarre, Schule, Gemeindewege sowie ein Gut Nr. 25 dazu 15 Häuser und 2 Gaststätten (Nr. 10 und 43). Die Verkäufer blieben nunmehr als Pächter auf ihren Gütern, die meist alter Familienbesitz waren. Nachdem die Stadt ganz gewaltige Summen für den Bau einer vollständig neuen Kohlenförderanlage sowie für neuzeitliche Ziegeleianlage und Siedelhäuser[36], für Regulierung der Pließnitz und für den Bau einer Anschlußkohlenbahn Berzdorf–Nikrisch[37] verwand hatte, wuchs bei all diesen Neuerungen
[217] und dem damit verbundenen Kapitalaufwande an allen Ecken und Enden der Stadt Dresden das Unternehmen immer mehr über den Kopf und zeigte sich als eine verfehlte Spekulation. Ursprünglich waren ja die in Berzdorf geförderten Kohlen gar nicht zum Hausbrand oder als Industriekohle in der Hauptsache bestimmt, sondern zu dem Zwecke erworben, um in der Nähe der Berzdorfer Kohlenfelder an der Neiße (unterhalb des Dorfes Leuba) ein Elektrizitäts-Großkraftwerk zur Stromversorgung Dresdens und des östlichen Sachsens zu errichten. Dieser ursprüngliche Plan konnte aber nicht verwirklicht werden, weil inzwischen der Sächsische Staat die Elektrizitätsversorgung des Landes zum Staatsmonopol erhob. Daher verkaufte 1922 die Stadt Dresden das Bergwerk, denn die Summe von 75 Millionen Mark, die man zur Einrichtung einer Brikettfabrik forderte, schien ihr zu gewagt. Der neue Käufer war die Deutsche Petroleum-Aktiengesellschaft in Berlin. Diese hatte zuvor große Petroleumquellen in Rumänien in Besitz, mußte aber diese Unternehmungen durch den verlorenen Krieg aufgeben. Von der neuen Besitzerin ward nunmehr mit aller Beschleunigung zur Erschließung des Tagebaues eine Baggeranlage sowie Kettenbahnbrücke mit Antriebstation geschaffen und ein Sortier- und Naßdienstraumgebäude (bis auf die noch fehlenden Brikettpressen) erbaut. Die Belegschaft war bereits bis in das fünfte Hundert gestiegen, und schon drohte das Dorf ein Opfer der Braunkohlenindustrie zu werden. Doch auch die Petroleumgesellschaft mochte sich wohl keinen Gewinn aus dem Unternehmen versprechen und veräußerte daher im Herbst 1925 die ganze Anlage an die Aktien-Gesellschaft Sächsische Werke, die zugleich Besitzerin des Großkraftwerkes Hirschfelde ist. Zunächst geschah mit der Kaufübernahme eine Betriebseinschränkung, der dann schließlich am 1. April 1927 wegen Unrentabilität die Stillegung der Grube folgte. Nur der Ziegeleibetrieb wird noch aufrecht erhalten und ist verpachtet. Sämtliche Maschinen, Bahngleise und Bahnbrücken sind abgebrochen und als Schrot verfrachtet worden. Die Stelle des Tagebaues hat sich inzwischen in einen See verwandelt. Zwecklos und verwaist auf öder Flur harren jetzt noch Sortier- und Naßdienstgebäude auf ihren Abbruch.
Das Großkraftwerk Hirschfelde[38] steht nunmehr in engerer Beziehung zu Berzdorf. Denn mit den Ankauf der Berzdorfer Kohlenlager von Seiten der Aktien-Gesellschaft Sächsische Werke sind dem Elektrizitätswerk Hirschfelde weitere Kohlenlager gesichert. Dieser Kohlenfelder-Erwerb
[218] in Berzdorf bietet einen geschlossenen Besitz von etwa 740 Hektar mit 100 Millionen Tonnen oder 1½ Milliarden Hektolitern förderbaren Kohleninhalts[39]. Ob und wann derselbe einst für elektrische Kraft nutzbar gemacht wird, bleibt der Zukunft vorbehalten. Doch sollte einmal das Alte dem Neuen, die Landwirtschaft der modernen Industrie weichen müssen, so ist dies durch diese Kaufverschmelzung mit Hirschfelde mindestens in ferne Zeit hinaus verschoben. Der im grünen Wiesental und gegenüber der Kirche liegende Tagebauteich[40] wird als ein mahnendes Wahrzeichen den kommenden Geschlechtern beurkunden, daß bereits 1924 Berzdorf dem Grubentode geweiht schien. Von Süden her sich ausbreitend, sollte der erschlossene Tagebau Schritt um Schritt dem Dorfe näherrücken und immer ein Haus und einen Bauernhof nach dem andern zum Opfer fordern. Nunmehr gehört aber diese aufgescheuchte geräuschvolle Zeit eines verunglückten Bergbauunternehmens wieder der Vergangenheit an, und Berzdorf ist wieder das, was es vordem war, ein stilles Bauerndorf.
Als die erobernden Deutschen im 10. und 11. Jahrhundert das Land Milska (die Oberlausitz) in Besitz nahmen, machten sie sich die ansässigen Wenden untertan, und es ließen sich die Ritter aus der Meißnischen Mark und dem Osterlande in die Dorfmarken als Herren nieder. Doch blieb die Oberlausitz bei der damals schwachen deutschen Oberschicht zunächst noch immer ein Wendenland. Erst als allmählich die Deutschen sich immer stärker nach Osten schoben, erhielt unsere Gegend ein deutsches Gepräge, die damalige bäuerliche Kolonisation der Oberlausitz erhielt zuerst in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts ihren Abschluß[41].
Wie aus der beigefügten Flurkarte ersichtlich ist, hat man Berzdorf (mit Einschluß des Rittergutes, dessen Aufteilung in Bauergüter, wie wir weiter sehen werden, freilich erst um 1317 erfolgte) in 22 Bauernhufen[42] [219] aufgeteilt. Nicht mit inbegriffen ist hierbei die Pfarrwidemut. Von den Hufen sind 4 Güter: Nr. 11, 26, 37 und 48, 1½ Hufengüter; Nr. 32 ist zu 15½ Ruten und Nr. 34 zu 13½ Ruten verrechnet. Die Güter Nr. 36 und 47 sind 9 Ruten- oder ¾ Hufengüter. Durch Teilung von ganzen Hufen entstanden schon frühzeitig halbe Hufen in Nr. 17 und 18, 35, sowie 38 und 39, so daß nunmehr das Dorf 25 Bauergüter (wovon 14 Güter Vollhufen sind) zählte. Zusammengeschlagen bilden diese Güter mit Gärtnern zugleich 25 Hufen[43] Land außer der Pfarrwidemut.
Untersuchen wir die ältesten Besitzverhältnisse, so erscheint es auffällig und eigentümlich genug, daß wir in dem verhältnismäßig kleinen Dorfe bereits im 13. Jahrhundert, noch ehe es in Besitz des Klosters Marienstern gelangte, nicht weniger als 3 verschiedene Dorf- oder Besitzanteilen begegnen, dem v. Kamenzschen, dem v. Schönburgschen (Ritterguts-) und dem v. Neveshofenschen Anteil[44]. Vergleichen wir die beiligende Flurkarte, so lassen sich die drei Anteile nach Art und Größe der Hufenaufteilung von einander deutlich unterscheiden und in ihren Grenzen bestimmen. Es ist daraus sicher zu folgern, daß bereits bei der Aufteilung in Bauernhufen begrenzte Flurteile vorgefunden wurden und zum großen Teile schon vor der Kolonisation das Land urbar gemacht und besiedelt war, so daß das gegenwärtige Dorf nicht aus grüner Waldwurzel, sondern aus drei ursprünglichen slavischen Siedlungen oder Vorwerken entstanden ist. Sie sind nach deutschem Rechte umgestaltet worden[45].
[220]Er umfaßt 7 Hufengüter, jedes zu 12 Ruten, Nr. 2, 3, 6, 8, 12, 13 und 18[46], sowie den in der Mitte liegenden Kretscham[47] (Nr. 11) in Größe von 18 Ruten, im ganzen folglich 8½ Hufe Land. Diese grenzten an den v. Kamenzschen Schönauer Dorfbesitz und liegen zwischen der Scheidebach[48] und dem Oberfiebig[49].
Außer diesem Berzdorfer Anteil gehörten den Gebrüdern Withego, Bernhard III. und Bernhard IV. v. Kamenz ganz Schönau, Ober- und Niederkiesdorf, Neundorf sowie die Hälfte von Dittersbach. Die v. Kamenz sind zugleich die Gründer des Klosters Marienstern (1248). Sie überwiesen bei Gründung dem Kloster von ihrem Besitze in Schönau 18 Hufen Land und 2 Mühlen[50]. Die andere Hälfte von Schönau sowie ihren Berzdorfer Anteil, der an ihren Vertrauensmann und Bevöllmächtigten, einen Ritter Heinrich v. Radeberg aus Görlitz, verlehnt war, verkaufen die Brüder Bernhard V. und Otto v. Kamenz, die Söhne Bernhards IV., 1285 an das genannte Kloster Marienstern[51]. Heinrich v. Radeberg ist zugleich derjenige, dem die Erbauung der Berzdorfer Kirche zugeschrieben wird.
Nachdem ich mich seit Jahrzehnten mit der Geschichte meines Heimatortes Berzdorf beschäftigt hatte, wurde ich in letzter Zeit mit der aufschlußreichen Arbeit von Walter Heinrich „Die fränkische Hufe in der [221] Oberlausitz“ bekannt[52]. Wenn man deren Ergebnisse auf Berzdorf anwendet, so kommt man zu dem Schluß, daß die Hufenaufteilung in diesem v. Kamenzschen Anteil auf dem fränkischen Rutenmaß beruht.
Nach den Forschungen von Walter Heinrich lag der fränkischen Hufe die Dreifelderwirtschaft zugrunde. Die Länge der Hufe soll drei Felder ausmachen, die in der Bebauung mit Sommerung, Winterung und Brache jährlich wechseln sollten. Eine Urkunde, die Alfr. Meiche in der Handschrift eines alten Schöppenspruches fand, besagt[53]: „Hort das recht, wie man Ffrenkischze hube sal ausmessen. Wisset, das eyne mosrute sal seyn 15 eln lank uff schonem lande, und der ruten sal drey eyn seil habin, und das seil habin 45 eln, und der seil czwey machin eine halbe hube obir die thwer“ (querüber). – „Und wo do Poschz adir Walt ist, do sal eyne jede rute habin 16 eln“ … Es ist höchst aufschlußreich und sehr wichtig, aus diesem alten Schöppenspruch zu erfahren, daß der Ausdruck der Hufen- oder Rutenzahl eines bäuerlichen Grundstückes auf dem Breitenausmaß des betreffenden Flurstreifens beruht. Ein Streifen Land von der Breite eines Seiles (45 Ellen) ergab darnach 3 Ruten oder ¼ Hufe (solche schmale Flurstreifen finden sich meist nur bei den Fiebigen sowie bei den Dorfauen vor). Zwei Seile ergaben 6 Ruten oder ½ Hufe, 4 Seile 12 Ruten oder eine Vollhufe und 6 Seile = 18 Ruten oder 1½ Hufe Land, 30 Meßseile zu je 3 Ruten = 90 Ruten. 90 Ruten ergaben in der Länge ein Feld. 180 Ruten sind folglich 2 Felder und 270 Ruten 3 Felder.
Bei Umrechnung in das Metermaß liegt zugrunde die alte Dresdner Elle = 0,566 Meter; darnach beträgt die Länge des Meßseils nach der fränkischen Rute zu 15 Ellen (Feldrute) 25,47 Meter[54] (oder ¼ Hufen Breite), bei Waldland dagegen zu 16 Ellen (Waldrute) gerechnet 27,168 Meter. Eine Feldlänge beträgt nach Maß der Feldrute 764 Meter, bei zwei Feldern das Doppelte und bei drei Feldern das Dreifache[55]. Da den Meßleuten hier in der Oberlausitz bei dem von Berg und Tal sowie Bächen durchbrochenen Gelände oft Hindernisse entgegenstanden, sie auch bereits von den Slaven gegründete Dörfer (auf welchen sich deutsche Ritter als Herren niedergelassen) mit uralten Grenzen vorhanden, so mußten sie vielfach von ihrem Normalmaß abweichen.
[222] Die Feldlänge der 8 Bauerngüter auf diesem v. Kamenzschen Anteile beträgt 2100–2150 Meter. Um diese Hufenlänge zu erreichen, sind wohl an der Nordgrenze Fluren von der wüsten Mark Beheimsdorf mit zur Berzdorfer Flur geschlagen worden[56] oder Beheimsdorf gehörte überhaupt vor der Kolonisation zur Berzdorfer Flur. Wie aus der geraden Grenzlinie hervorgeht, muß der Ort zu gleicher Zeit mit Berzdorf aufgeteilt worden sein.
Die Breitenmaße der Hufenstreifen betragen auf den Gütern Nr. 6, 8, 12, 13 und 18 (58)[57] im Durchschnitt 101 Meter (nach dem Rutenmaß der Meßleute 4 Seile), auf dem Kretscham 152 Meter (6 Seile). Noch genauer finden wir dies Ergebnis, das auf fränkisches Maß zurückführt, wenn wir diese 6 Bauerngüter zusammen auf der Flurkarte oder in Natur in der ganzen Breite abmessen, was dann über die Fläche von 6½ Hufen, vom Feldrain von Gut Nr. 3 bis zum Oberfiebig, eine Breite von 658 Metern oder nach dem Maß der Meßleute rund 26 Seile ergibt. Die Flächenausmaße auf diesen Gütern betragen im Durchschnitt 77–78 Scheffel, auf dem Kretscham 120 Scheffel. Da diese mit der Feldrute (15 Ellen) vermessen worden sind, war sicherlich der Wald hier zum größten Teil schon gerodet und pflugbares Slavenland vorhanden. Das Gut Nr. 3 beweist dagegen durch seine Flächengröße von 95½ Scheffel (welches Ausmaß sich mit der fränkischen Waldrute deckt), daß es mit dieser vermessen worden ist. Die Feldbreite ist 126 Meter (5 Seile).
Das an der Westgrenze des Dorfes an der Scheidebach[58] anliegende Gut Nr. 2 ist ebenfalls nur 12 Ruten (1 Hufe) groß. Es überrascht uns durch das außergewöhnliche Flächenausmaß in Höhe von 115 Scheffeln. Da eine mit der Waldrute vermessene Hufe im günstigsten Falle ein Flächenmaß von 96 Scheffel 113 Quadratruten (26 ha 57 a) erreichen konnte, geht es mit seiner Größe von 115 Scheffel weit über dieses Maß hinaus. Diese starke Abweichung kann nur dadurch eine Erklärung finden, daß man überhaupt damals das Land, was eine bessere landwirtschaftliche Nutzung nicht versprach, wie z. B. das nasse verzackte Ufergelände sowie die Berghänge an der Scheidebach, bei der Vermessung nicht mit in Anrechung brachte[59].
Daß schon Wenden auf diesen beiden Waldhufengütern Nr. 2 und 3 [223] sich am südlichen Teile niedergelassen hatten, bezeugt hier eine unweit der Pließnitz und Scheidebach befindliche Schanze, der sogenannte „Ringelberg“[60]. 165 Schritte nördlich vom Ringelberge befand sich ein heidnischer Begräbnisplatz, wo man 1753 und 1837 auf einem Sandhügel (im Volksmund mit „Scherbelberg“ bezeichnet) Urnen mit Aschenbrand fand[61].
Auch wird schon frühzeitig eine Mühle, die sich westlich am Ringelberge befand, erwähnt[62].
Er umfaßt das Mitteldorf. Die Familie v. Schönburg war mit der v. Kamenz verschwägert[63]. Nur auf diesem Anteile befand sich nachweislich ein Rittersitz. Auf ihm ruhte auch das Patronatsrecht über die Berzdorfer Kirche, welches nebst 6 Mark Zins 1317 die Brüder Friedrich, Hermann und Viecho an das Kloster Marienstern verschenkten[64]. Auch dieser Anteil muß wie der v. Kamenzsche Anteil an den genannten Ritter Heinrich v. Radeberg verlehnt gewesen sein; wenigstens wird diesem nach der Tradition, die 1612 in einer Beschreibung des Eigenschen Kreises ihren Niederschlag fand[65], die Erbauung der Berzdorfer Kirche und Aussetzung der Widemut zugeschrieben. Das östlich an der Widemut anliegende Gut Nr. 32 ist auf alle Fälle bei Aussetzung der Widemut zu gleicher Zeit mit aus der Rittergutsflur ausgeschieden worden, es war sicher ehemals das Widemutsbauerngut[66]. Das Rittergut stand in der Nähe der Kirche. [224] Das Schloß des Ritters Heinrich v. Radeberg war 10 Ellen hoch über der Erde durch einen 18 Ellen langen hölzernen Gang mit der Kirche verbunden, auf welchem die Besitzer zur Kirche auf ihre Empore gingen[67]. Um 1317 teilte Heinrich das Rittergut in 4 Bauerngüter auf, die er von Hofedienst und Zins befreite[68]. Diese Güter verkaufte sein Sohn Namens Otto v. Radeberg am 15. Dezember 1350 an das Kloster Marienstern zurück. Dabei wurden die erwähnten Steuerfreiheiten der Radebergschen Güter von der Äbtissin von neuem bestätigt[69].
Weil das Rittergut erst um 1317 aufgeteilt wurde, zu einer Zeit, wo die bäuerliche Kolonisation sich gleichmäßig durchgebildet hatte, war hier das Land sicher schon zum größten Teil urbar, gepflegt und bebaut. Da nun diese 4 Güter in Lage und Bodenbeschaffenheit einander gleich sind, so müßten demnach auch die aufgeteilten Hufen von gleicher Größe sein. Das ist aber nicht der Fall. Es interessiert aber weniger, mit welchem Maße hier die Aufteilung erfolgte, als die Ursache der vorkommenden Hufenschwankungen zu ermitteln. Zwei Besitzer (Nr. 58 und 20) erhielten ihre Hufen westlich (am Oberfiebig) zugeteilt. Gehen wir auf deren ältesten Besitzverhältnisse ein, so finden wir, daß die beiden Hufen sich Jahrhunderte hindurch bis 1799 in den festen Händen einer Familie Seliger, bald in einer Hand, bald in zwei Händen, erhalten
[225] hatten. Wir rechnen die Flur dieser Güter daher zusammen: Nr. 58 hat eine Größe von 15 Ruten (ursprünglich nur 12 Ruten), Nr. 20 zählt 9 Ruten, also beide zusammen 24 Ruten oder 2 Hufengüter. Das Flächenausmaß beträgt zusammengeschlagen 178 Scheffel, folglich ist die Größe einer Hufe 89 Scheffel zu rechnen. Die andern beiden Besitzer erhielten die beiden Hufen bei der Kirche (Nr. 25 und 26); die Hufengröße beträgt bei Nr. 25 84 Scheffel, bei Nr. 26 dagegen nur 72 Scheffel[70]. Die Flächengröße schwankt somit zwischen 72 und 89 Scheffel bei diesen 4 Gütern.
Wie schon erwähnt, stand das Rittergut in nächster Nähe der Kirche, und somit ist der Bauernhof Nr. 26 ganz entschieden aus den Gebäuden des Rittergutshofes entstanden. Auch dem Gut Nr. 25 dürften ebenfalls Gebäudeteile oder mindestens Baumaterial von dem geteilten Rittergutshofe zu Nutze gekommen sein. Die Besitzer der beiden westlichen Hufen mußten sich dagegen, weil hier keine Gebäude vorhanden waren, erst Haus und Hof von Grund aus neu erbauen. Es ergibt sich somit, daß das Gut Nr. 26 vornehmlich den westlichen Hufen gegenüber in großem Vorteil war[71]. Ein gerechter Ausgleich aller Vorteile und Nachteile im Verhältnis der Hufen zueinander konnte aber damals, bei dem Mangel an barem Gelde, wo doch noch Naturalwirtschaft in der Hauptsache vorherrschte, nur mit Land durch ein höheres oder geringeres Hufenausmaß erzielt werden. Überall dort, wo Slavensiedlungen nach deutscher Art umgestaltet worden sind, dürften Unterschiede der Hufengrößen daher mit darauf zurückzuführen sein, ob bei den aufgeteilten Hufen bereits Gebäude vorhanden waren oder nicht[72].
Zwischen der Nordgrenze auf diesem v. Schönburgschen Anteile und der Niechaer Flurgrenze, welche von dem Koren gebildet wird, liegen die sogenannten Niechaer Folgen. Diese werden westlich durch die Niechaer Rittergutsflur (die sogenannten Hutungsäcker) von der Jauernicker Flur getrennt und bilden daher eine Enklave von Jauernick. Da nun diese Niechaer (richtiger Jauernicker Folgen) sowie Hutungsäcker südlich des Koren, jener uralten Grenze, liegen, müssen sie einst mit bischöflich meißnisches Gebiet gewesen sein; jedenfalls haben sie eine Grenzwaldfläche der Berzdorfer Rittergutsflur gebildet. Später mag dieses Land infolge eines Austausches zwischen Marienthal und Marienstern von Berzdorf abgekommen sein[73].
[226]
Dieser Anteil lag im Niederdorfe. Er umfaßte 10 Hufen Land, die ursprünglich in 9 Güter aufgeteilt waren. Noch befindet sich an dessen westlicher Grenze (beim Gut Nr. 34) der Rest eines Gehölzes[74], das ehemals mit dem hier ziemlich wasserreichen und brüchigen Gelände diesen Anteil vom Schönburgschen abschloß. Deutlich läßt sich erkennen, daß hier auf diesen 9 Gütern südlich über der Pließnitz die Dorfgrenze Veränderungen erfahren hat und verlegt worden ist. Hierbei wurden diese Berzdorfer Güter durch das Vorrücken der Grenze bis ziemlich an die Pließnitz[75] um fruchtbare Wiesen zugunsten der Tauchritzer Herrschaftsflur geschmälert. Für diesen Landverlust sind diese 9 Bauern damals durch Zuteilung der sogenannten Folgen (im Osten der Ortsflur) entschädigt worden; auf diese Hufe entfallen hierbei etwa 10–12 Morgen Folgenland[76]. Nicht weniger denn 6 verschiedene Dorfherrschaften grenzen mit ihren Fluren an dieses Folgenland: Jauernick, Niecha, Klein-Neundorf, Ober-Deutsch-Ossig, Tauchritz, mittelbar auch Nikrisch[77].
[227] Aus den erwähnten Grenzverlegungen geht hervor, daß der v. Neveshofener Dorfteil in einer Abhängigkeit und Untertänigkeit zu den Tauchritzer Erb- und Lehnsherren stand. Es läßt sich für diesen Neveshofischen Anteil auch folgender Besitzstand nachweisen: 1322 belehnt der Herzog Heinrich v. Jauer als Inhaber des Landes Görlitz den Erbrichter Nicolaus v. Neveshofen in Görlitz mit den Landgütern Tucheritz und Bertelsdorf, wie dieselben „bisher“ sein Vater besessen hatte[78]. 1339 übereignet ferner der Hauptmann (Landvoigt) v. Bergow dem Kloster Marienstern die Güter zu Bertoldisdorf, welche es von Eymud v. Neveshofen und Fria seiner Gemahlin erkauft hatte[79].
Nicolaus v. Neveshofen wie auch sein Vater wirtschafteten schlecht und verkauften jedenfalls wegen Überschuldung ihren Hof und Garten in Görlitz[80]; auch der Hof in Tauchritz ging in die Hände der v. Biberstein über. Jedenfalls auch als Geldmangel hatte Nicolaus schon vorher den Jahreszins in der Höhe von 10 Mark, welchen wie wir ersehen haben, die Berzdorfer 10 Hufen Land auf diesen Anteile einbrachten, an das Hospital zum Heiligen Geiste in Görlitz abgetreten. 1332 verkaufte der Rat zu Görlitz im Namen des Hospitales diese 10 Mark Zins aus Bertelsdorf (Berzdorf). Diese im Görlitzer Ratsarchiv enthaltene
[228] Nachrichten gaben durch falsche Erklärung früheren Geschichtsschreibern Anlaß zu der irrtümlichen Meinung von einem Dorf Bertelsdorf in der Vorstadt von Görlitz[81].
Zu welcher Zeit, ob vorher oder erst unter den v. Neveshofen, diese Grenzverlegung sich vollzogen hat, läßt sich nicht nachweisen. Wohl aber lassen sich die Gründe, die diese Grenzverlegung hervorriefen, deutlich erkennen. Die ursprüngliche Dorfgrenze zwischen Berzdorf und Tauchritz auf diesem v. Neveshofenschen Anteil war ohne Zweifel bei dem sumpfigen, den Hochwässern der Pließnitz ausgesetzten Waldgelände hier ein Wasserlauf, der den Leubaer Teich[82] (Klosterbusch) in seiner Längsachse durchfloß und nach der Richtung der großen Gaule[83] führte[84]. Somit war es zunächst hier das wasserreiche Land, daß den Tauchritzer Dorfherrn bewog, seine vielen Teichanlagen noch um ein paar zu vermehren[85], um damit zugleich seine Wasserburg umfangreicher zu befestigen. Er ließ zu diesem Zwecke Teichdämme südlich der Pließnitz errichten, wobei einer seiner Lage nach auch zugleich dem Dorfe Tauchritz als Schutzdamm bei Hochwasser gegen die ausufernde Pließnitz dient[86]; daher möchte man auch annehmen, diese Grenzverlegung sei zum Teil aus einem Notbedürfnis hervorgegangen. Doch ist hierbei die Grenze noch weiter über den betreffenden Teichdamm hinaus bis ziemlich an die Pließnitz vorgeschoben worden, womit dieser Dorfgewaltige die Berzdorfer Bauern ihrer nahen und fruchtbaren Wiesen beraubte[87].
[229] Kommen wir nun zur Fluraufteilung auf diesem Anteil[88], so beträgt die Flurlänge auf diesen Gütern 1300–1400 Meter. Die Hufenbreiten schwanken bei Nr. 35–40 und 46[89] zwischen 100 und 125 Metern, bei Nr. 48 ist die Breite im Durchschnitt 225 Meter (nach dem Maß der Meßleute 9 Seile).
Bemerkenswert ist, wie man die Arbeiten der Meßleute, in welcher Reihenfolge sie die Abmessung der Hufen vornahmen, förmlich verfolgen kann. Zunächst schieden sie an der Stelle, wo schon ein Verbindungsweg zwischen den altslavischen Dörfern Niecha, Jauernick und Tauchritz (der sicher nicht besser gewählt sein konnte) den Nieder-Fiebig[90] in einem 25 Meter (1 Seil) breiten (= 3 Ruten) Streifen Land aus. Parallel mit diesem Streifen fortlaufend wurden an jeder Seite östlich und westlich zwei 1 Hufengüter aufgeteilt. Eigentümlich genug, an jeder Seite dieser 1 Hufengüter findet sich nun anschließend ein 1½ Hufen-Gut und hiernach ein ¾ Hufen oder 9 Ruten-Gut vor. Ist dies reiner Zufall oder mit irgendeiner Absicht geschehen? Den letzten Überrest westlich der Flur an der Grenze des v. Schönburgschen Anteil entlang bildet bei dieser Aufteilung das Gut Nr. 34. Das ungleiche Breitenmaß sowie die Rutenzahl dieser Hufe (13½ Ruten), an der nördlichen Grenze nur 90 und im Dorfe 200 Meter breit, dürften bezeugen, daß hier die Vermessung endigte[91].
Die Hufenausmaße auf diesem Anteil sind folgende:
[230]
Gut | Nr. | 34 | 13½ | Rut. | 75⅔ | Scheffel | 1 Hufengröße | 67½ | Scheffel | = | 18 | ha | 68 | a |
" | " | 35 | 6 | " | 34 | " | " | 68 | " | = | 18 | " | 81 | " |
" | " | 36 | 9 | " | 48 | " | " | 64 | " | = | 17 | " | 80 | " |
" | " | 37 | 18 | " | 90 | " | " | 60 | " | = | 16 | " | 60 | " |
" | " | 38 | 12 | " | 61 | " | " | 61 | " | = | 16 | " | 88 | " |
" | " | 40 | 12 | " | 61 | " | " | 61 | " | = | 16 | " | 88 | " |
" | " | 46 | 12 | " | 63 | " | " | 63 | " | = | 17 | " | 43 | " |
" | " | 46 | 12 | " | 69 | " | " | 69 | " | = | 19 | " | 09 | " |
" | " | 48 | 18 | " | 112½ | " | " | 75 | " | = | 20 | " | 75 | " |
" | " | 47 | 9 | " | 73 | " | " | 97 | " | = | 26 | " | 84 | " |
Auch die Aufteilung dieses Dorfteils beruht auf fränkischem Hufenmaß, wobei man die in der Mitte liegenden Güter, zu zwei Feldern berechnet, vermessen hat[92]. Nach der östlichen sowie westlichen Grenze zu vom Nieder-Fiebig aus steigern sich die Ausmaße. Das Gut Nr. 48 erreicht schon fast die Größe der mit der Feldrute vermessenen Hufen auf dem v. Kamenzschen Anteil.
Bei Gut Nr. 47 als 9-Ruten-Gut beträgt die volle Hufengröße (12 Ruten) sogar 97 Scheffel. Diese Fläche bestätigt uns ebenfalls, daß (weil auf dieser Randhufe sicher noch viel Wald vorhanden war) dieses Ausmaß auf die fränkische Waldrute zurückgeht, welches Maß mit der Fläche von 97 Scheffeln genau übereinstimmt[93].
Wie lassen sich nun hier die ungleichen Ausmaße der Hufen erklären? Eins steht fest: Die Meßleute müssen bei der Aufteilung das hier leicht pflugbare Land der namentlich bei den in der Mitte liegenden Gütern vollständig offen und gepflegt, sowie schließlich besiedelt und mit Wohnstätten versehen, vorgefunden haben[94], während sie die Randhufen mehr oder weniger noch als Waldland vorfanden. Jedenfalls werden auf den Dörfern große Hufenunterschiede sich dort vorfinden, wo man bei der [231] Kolonisation Slavensiedlungen begegnete und Slavenland nach deutscher Art aufteilte und berainte[95]. Hier waren die aus dem slavischen Ortskern gebildeten Hufen in bezug auf das offene Land im Verhältnis zu den Randhufen bedeutend wertvoller. Hätte sich bei diesen im Nachteil stehenden Hufen gleich von vornherein durch Gewährung von einer Anzahl Freijahre von seiten des Grundherrn nur damit ein Ausgleich vollzogen – wie man das wohl anderseits behauptet hat –, dann müßten sicher auch die Hufen in bezug auf ihre Flächengröße mehr Einheitlichkeit aufweisen. Es ist dies aber nicht der Fall, und so geht daraus hervor, daß man bei der Vermessung der Hufen verschiedene Verhältnisse berücksichtigte und mehr oder weniger bei Zumessung mit Land ausglich.
Nach dem fänkischen Maß bestand die Hufenlänge aus drei Feldern. Eine Feldlänge beträgt nach Maß der Feldrute 764 Meter, bei zwei Feldern das Doppelte und bei drei Feldern das Dreifache. War bereits die Dorfflur fest begrenzt und ließ sich diese Hufenlänge nicht erreichen, so wichen die Meßleute von ihrem Normalmaß ab, wie wir dies nicht nur hier auf diesem Berzdorfer niedern Dorfteil, sondern auch vielfach bei anderen Dörfern wahrnehmen können. Hierbei ward, um das gewollte Flächenmaß der Hufe zu erreichen, was dieser an Länge fehlte, durch Zugabe an Breitenmaß ausgeglichen.
Es gibt auch eine Anzahl sonstiger Merkmale, die mit der Hufenaufteilung nach fränkischem Maß in engem Zusammenhang stehen und die wir, ganz gleich, ob es eng zusammengebaute altslavische Dörfer oder langgestreckte aus grüner Waldwurzel entstandene Kolonisationsdörfer sind, beobachten können. So findet man in den Zinsbüchern des Görlitzer Ratsarchivs, die bis auf 1443 zurückführen, daß bei der großen Zahl [232] der Dörfer der Görlitzer Umgegend die Steuerabgaben sämtlich auf Hufen- und Rutenzahl-Größe beruhen. Ferner wurden auf den Dorfschaften des Eigenschen Kreises die Gütergrößen nach Hufen und Rutenzahl unterschieden und die Kommunalsteuer nach Hufen und Rutenzahl erhoben; es wurde diese alte Steuerform erst nach Einführung des neuen Grundsteuersystems in der sächs. Oberlausitz (durch Gesetz vom 9. September 1843) abgelöst[96].
Als ein weiteres Merkmal, das für das fränkische Maß spricht, dürften auch die Fiebige (Viehwege) gelten[97]; denn es ist doch auffällig, daß deren ursprüngliche Breite von 3 Ruten ¼ Hufe (1 Seil) fast überall übereinstimmt, ganz gleich, ob es Dorfschaften auf ehemalig bischöflich meißnischem Land (Eigenscher Kreis) oder königlich böhmischer Besitz ist, oder ob es die von Ostritz an der Neiße abwärts bis Görlitz liegenden altslavischen nach deutscher Art eingerichteten Dörfer betrifft[98].
Dann sind es zwei (mehr als anderswo in deutschen Provinzen) in der Oberlausitz vorkommende Flurnamen, die ebenfalls auf fränkisches Hufenmaß hinweisen: Folge und Überschar[99]. Diese Grundstücke bildeten unaufgeteiltes Land, das in Wald- und Weideland bestand, an welchem entweder die ganze Dorfgemeinde oder nur ein gewisser Dorfanteil ein gemeinschaftliches Eigentumsrecht hatte. Ackerland dagegen ward niemals gemeinschaftlich bewirtschaftet und bildete schon frühzeitig [233] Privateigentum. Als man nun diese Überschargrundstücke (Aufteilungsreste), wo sich dieses Land für den Feldbau eignete, in Ackerland verwandelte, erfolgte eine Aufteilung an die Nutzungsberechtigten, indem nunmehr die aufgeteilten Parzellen den Hauptgrundstücken oder Stammgut in bestimmter Reihe nachfolgten und zwar in der Weise, daß sich das zu verteilende Land der Reihenfolge der einzelnen Bauerngüter anschloß[100].
Diese Folgen- und Überschargrundstücke sind von verschiedener Größe, sie umfassen manchmal mehrere 100 Scheffel. Sie liegen meist an den Grenzen der Ortsflur, mitunter aber auch inmitten der Flur am Fiebig in Nähe einer Widemut oder Kirche. Auch kommen nicht selten Fälle vor, wo diese Grundstücke vom Dorfe getrennt liegen und eine Enklave bilden. In vielen Ortschaften deuten nur noch Wege, Teiche, Berge sowie einzelne Feld- und Waldparzellen auf ihr einstiges Bestehen hin. Ebenso wie die Dorfgrenzen, so sind auch diese Folgen und Überscharparzellen noch sichtbare Denkmäler aus der Kolonisationszeit.
Aus der großen Ähnlichkeit der Hufenaufteilung läßt sich der Schluß folgern, daß alle Kolonisationsdörfer im Görlitzer und Laubaner sowie mindestens auch der südöstliche Teil des Rothenburger Kreises sowie die Ostritzer und Bernstätter Pflege auf fränkisches Hufenmaß zurückgehen.
Wie aus dem Kartenbild der Kreiskarte von Görlitz[101] (namentlich des Gebietes östlich der Neiße) sowie des benachbarten Laubaner Kreises ersichtlich ist, sind diese Kolonisten-Dörfer nicht beliebig an irgendeinem Fluß- oder Bachlauf angelegt worden, sondern es hat wohl gleich von vornherein eine einheitliche Bestimmung darüber zugrunde gelegen, so daß sich die Anlegung dieser deutschen Dorfanlagen nach einem großzügigen Plane vollzog. Anders dagegen zeigen sich die verhältnismäßig kleinen slavischen Dorfanlagen, welche planlos in der Anlage zueinander sind. Ohne Zweifel haben bei diesen neuen Dorfgründungen die Meßleute, welche, wie aus der Hufenaufteilung hervorgeht, mit dem Feldbetrieb der Landwirtschaft genau vertraut waren, eine Riesenarbeit vollbracht. Eine einheitliche Leitung (die sicher in den Händen landesherrlicher Kommissionen lag) sowie kartographische Aufnahmen, auch wenn diese noch so primitiv waren, müssen ganz entschieden dabei zugrunde gelegen haben[102].
[234] Wo sich bei Waldhufendörfern keine natürlichen Dorfgrenzen als Wasserläufe, Höhenzüge oder Berge vorfanden, geschah die Grenzbestimmung durch Festlegung vermittelst von Aufhieben (Wegedurchhiebe) durch das waldige Gelände, woraus sich dann die Fiebige entwickelten[103]. Diese Fiebige wiederholen sich in der Flurlage des Dorfes. Ihre Zahl steht im Verhältnis zur Größe des Dorfes und sie bildeten einst wohl gewisse Grenzen der Hufenabteilungszahl einer Koppel- oder Viehweggemeinschaft von 8, 12, 16 Hufen innerhalb der Dorfmark[104]. Die Fiebige führen stets quer über die Dorfaue und den Dorfweg und gingen der Hufenaufteilung, die sich parallel anschließt, voraus. So warteten gleichsam die Fiebige auf die Hufenaufteilung.
In vielen ortsgeschichtlichen Beschreibungen wird über die Kolonisation berichtet, daß der sogenannte Lokator oder, wie es in den Görlitzer Quellen heißt, Siedelmann in ein und derselben Person es war, der das Land nach Hufen vermaß, diese mit Ansiedlern besetzte und alle Einrichtungen in der neuen Dorfgemeinde leitete und erster Dorfschulze wurde. Ohne Zweifel wird dieser Lokator für seine Bemühungen und Auslagen bei der bestehenden Naturalwirtschaft als Maklerlohn eine Freihufe (das Kretschamgut) für sich beansprucht haben; daß er sich aber damit fürs Leben abfand und nun als Schultheiß und tätiger seßhafter Bauer seine Hufe bewirtschaftete, dazu war er wohl von zu großem Geschäftsgeist beseelt und zuviel von Wandersinn und Abenteuerlust ergriffen. Denn trotzdem ihm das auf dem Kretschamgut erblich ruhende Schulzenamt mit seinen sonstigen Gerechtigkeiten eine bevorzugte Stellung in der neuen Dorfgemeinde einräumte, war er aber dennoch nur ein Bauer unter Bauern. Hatte er daher für seine Hufe einen zahlungsfähigen Käufer gefunden und damit seine Mittel vermehrt, dann suchte er wohl wieder anderweitig für Ansiedler zu werben oder sonst in einem Unternehmen eine gehobene Stellung einzunehmen. Wie R. Jecht in seiner Geschichte von Görlitz[105] nachweist, bildete sich zu den Zeiten der bäuerlichen Kolonisation in der Oberlausitz ein völlig neuer Stand in diesen locatores. Sie waren, nachdem die Dorfgründungen im wesentlichen abgeschlossen, nicht zum mindesten mitbeteiligt und mitbestimmend bei der Gründung der Stadt Görlitz und wohl auch anderer Städte.
Fußnoten
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- ↑ Die Literatur über Berzdorf ist sehr geringhaltig. Zu nennen ist zunächst ein vom Pfarrer G. Walther verfaßter Artikel in der alten sächs. Kirchengalerie (1837) S. 377–380, ferner ein Artikel in der neuen sächs. Kirchengalerie vom Pfarrer H. Leo, Diözese Löbau (1908) S. 135–142, drittens H. Knothe, Urkundliche Geschichte des Eigenschen Kreises N. L. M. Bd. 47 (1870) S. 1–86. In neuerer Zeit ist die Literatur bereichert worden durch zwei lebensgeschichtliche Werke, verfaßt von Wilh. Zachmann, „Auf dem Bauernhofe“ (1907) und „Im Lenz und Frühsommer“ (1911) im Verlag von Arwed Strauch, Leipzig (Das Gut Nr. 37 in Berzdorf ist das Geburtshaus Zachmanns); sodann durch Rosenkranz, Die Einfürung der Reformation in der Oberlausitz, Diözese Löbau (1917) S. 92 bis 94 und 103–105, verfaßt vom Pfarrer Joh. Klein. Zuletzt seien noch genannt drei Heimataufsätze im Neuen Görlitzer Anzeiger: Jahrgang 1904 Nr. 148, verfaßt von H. Leo, und 1927 Nr. 225 sowie Nr. 237 von E. Krische. Eine große Fülle von ungedrucktem Quellenmaterial über Berzdorf bieten das Görlitzer Ratsarchiv und die Bibliothek der Oberl. Gesellschaft der Wissenschaften in den libri resignationum, actorum, vocationum, proscriptionum und missivarum, Entscheide- und Hypothekenbücher, Ratsrechnungen u. a. Man findet dort über 300 Urkunden.
- ↑ Urkunden des Klosters St. Marienstern b. Kamenz i. S. in N. L. M. Bd. 47 (1870) S. 46 ff.
- ↑ Vorherrschende Schreibweise in den Urkunden Ende des 14. und Anfang des 15. Jahrhunderts.
- ↑ Die Ortschaften: Berzdorf a. d. Eigen, Berthelsdorf b. Herrnhut und Altberthelsdorf b. Lauban finden sich in den Urkunden bis um 1600 ganz gleich geschrieben, meist ohne jede nähere Bezeichnung, so daß es sich mitunter überhaupt nicht fest bestimmen läßt, welcher Ort gemeint ist.
- ↑ Das Berzdorfer Gerichtssiegel von 1744 zeigt das Bild einer stehenden weiblichen Figur (Justitia), ein Schwert in der rechten und eine Wage in der linken Hand haltend, darüber im Halbkreis BAETZDORFF, darunter die Buchstaben A. R.; ein anderes von 1765 hat die Buchstaben Gl. H. Diese Buchstaben bedeuten die Namen der Berzdorfer Richter: Adam Richter und Gottlob Hütter.
- ↑ Vgl. in der Zeitschrift Oberlaus. Nachlese 6. Stück (1766) S. 108.
- ↑ Dieses Gehöft Nr. 47 stand mindestens seit 1500 schon an jetziger Stelle; ob es überhaupt jemals bei seiner Hufe gestanden hat, ist daher fraglich.
- ↑ 1920 verkaufte das Kloster Marienthal diesen Klosterbusch an die Stadt Dresden. – Nach der Detailvermessung zur Anlegung des neuen Grundsteuerkatasters ist die ganze Berzdorfer Flur in 515 Flurparzellen aufgeteilt worden: Nr. 1–140 bezeichnen Gebäude, Hofräume, Gärten und Auenparzellen, Nr. 142 bis 417 die Feldfluren, Nr. 418–451 die sog. Folgenparzellen, Nr. 452–498 die südlich der Pließnitz (503) liegenden Wiesenparzellen, Nr. 499–512 betreffen den Klosterbusch und 513–515 die Klein-Neundorfer Folgenwiesen. Berzdorf ist reich an Flurnamen; ein erschöpfendes Verzeichnis von 1926 mit 450 Namen samt einer Übersichtskarte befindet sich im Hauptstaatsarchiv in Dresden.
- ↑ S. Flurkarte nebst Anmerkung.
- ↑ H. Knothe, N. L. M. Bd. 47 (1870) S. 3 u. 4.
- ↑ Ebenda S. 20
- ↑ 1399 kommt diese Bezeichnung erstmalig vor. S. R. Jecht, Cod. dipl. II S. 332, 27: Procop lagerte sich „kein (gegen) Schonau (Schönau) of das Eigen“.
- ↑ R. Jecht, Neues zur Oberlausitzer Grenzurkunde N. L. M. Bd. 95 (1919) S. 63–94; darnach ist 1241 nur das Jahr der Bestätigung einer Grenzurkunde vom Jahre 1213, wo die Berainung bereits erfolgt war.
- ↑ Alfr. Meiche, Die Oberlausitzer Grenzurkunde vom Jahre 1241, N. L. M. Bd. 84 (1908) S. 145–240. Diese grundlegende Arbeit hat der Verfasser mit zwei Übersichtskarten versehen, wodurch man über die in der Urkunde bezeichneten Grenzmale ein klares Bild gewinnt. Das oben genannte Bächlein (im Volksmund Niechaer Grenzgraben) wird bei den Landesgrenzsteinen (Dreiortsmal) Nr. 18 von der Buschbach aufgenommen und vereinigt sich jetzt vor dem Einfluß in die Neiße noch mit der wasserreicheren Pließnitz. Wenn Alfr. Meiche in seiner verdienstvollen Arbeit vermutet, daß früher dieser Niechaer Grenzbach (rivus Koren) selbständig in die Neiße mündete, so bestätigt das heute noch der Augenschein. Wie aus dem alten Flußbett der Pließnitz deutlich ersichtlich ist, hat diese ihren Flußlauf verändert. Sie hat bei dem Landesgrenzstein Nr. 17 ihren alten Lauf verlassen und ein neues Flußbett nach dem 5 Meter tieferliegenden Koren gesucht, oder sie ist schon frühzeitig, um eine Stauanlage zur Bewässerung der früher hier vorhandenen großen Deutsch-Ossiger Oberhofteiche zu schaffen, sowie um das günstige Vorflutgefälle für den Betrieb einer Mühle nutzbar zu machen, künstlich in den Koren verlegt worden. Eine Mühle in dieser Gegend findet 1579 erstmalige Erwähnung bei einem Tauschkaufe: Hans Emrich (Erbherr auf Nikrisch und Kl.-Neundorf) „giebt für ein Stück (Acker), so bei seiner Mühle gelegen“, an Wenzel Starke (Bauer in Kl.-Neundorf) die dürre Wiese bei der Spittel-Scheune (Kl.-Neundorfer Schöppenbuch Fol 71). Diese Mühle scheint aber bald darauf eingegangen zu sein. Wir begegnen dort später der Wiesenmühle. Wegen einer Erhöhung der genannten Stauanlage (Pließnitzschutz) führten von 1605 vier Jahre die Berzdorfer Bauern Klage gegen die Schnitterschen Erben zu Deutsch-Ossig beim Rat zu Görlitz. Den Berzdorfer Bauern war wegen der Erhöhung des Schutzes das Eis bis in ihre Höfe zurückgeschlagen. Der Streit wurde dahin entschieden, daß der Pließnitzschutz nicht höher durfte errichtet werden als dies von Alters hergebracht. Die Bewässerung der Teiche und Wiesen aus der Pließnitz wurde dagegen weiterhin zu Recht bestehend anerkannt.
- ↑ Entweder bezieht sich dieser Ortsname auf den Eigennamen Böhme oder auf böhmische Einwanderer.
- ↑ S. Oberlaus. Nachlese (1772) S. 131–133. L. Feyerabend, Jahreshefte der Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte der Oberlausitz I. Bd. (1889–1902) S. 44–46. W. Frenzel, Oberlausitzer Heimatzeitung (1926) Nr. 8.
- ↑ Diese Kuppe, welche ursprünglich höher emporragte, ist einige Zeit als Steinbruch genutzt worden, wodurch ihre alte Form Veränderung erfahren hat.
- ↑ Beheimsdorf lag an der Berzdorfer Nordgrenze, westlich an der auf Jauernicker Flur entspringenden Steinbach, wo wir die Flurnamen Auewiese, Auefleckel und Auebusch, welche Namen nach Oberlausitzer Sprachweise nur innerhalb eines Dorfes vorkommen, heute noch vorfinden. Seine nach deutscher Art aufgeteilte Flurlage erstreckt sich von Osten nach Westen, wo die Friedersdorfer Flur die Grenze bildet. Nach der nassen und schweren Bodenbeschaffenheit zu urteilen, kann das auf diesen Hufen urbar gemachte Waldland früher sich nur zum geringen Teil zu Feldbau geeignet haben und fast nur als Weideland genutzt worden sein. Der Flurname Kuhbusch, der sich auf diesem Biesdorf vorfindet und der um 1855 noch 60 Morgen umfaßte, dürfte darauf hinweisen. Das Dorf soll durch die Hussiten 1429 zerstört worden sein. Doch ist dies eine haltlose Vermutung. In der ziemlichen Menge von Urkunden über die Nachbardörfer findet bis dahin Beheimsdorf nicht ein einziges Mal nach dem Jahre 1242 eine urkundliche Erwähnung. – Über die Lesart dieses ehemaligen Ortsnamens bestehen ungleiche Angaben. So schreibt G. Köhler Cod. diplm. I (1856) S. 66 „Behmisdurff“, R. Doehler, N. L. M. Bd. 78 (1902) S. 17 „Behennsdorf“ nicht „Behmisdorf“, J. Bauermann, N. L. M. Bd. 99 (1923) S. 113 „Beheimsdorf“.
- ↑ Der Name Pließnitz kommt zuerst um 1310 im ältesten Görlitzer Stadtbuche S. 9 vor: „Nycolawes Sursenf hat vercoyft – eine Wise gelegen an der „Plesnitz“ luten von Phaffendorph umme zwenzig mark“. Sonstige Form 1390 Plesenicz, 1431 Pliesnitcz, 1607 Pließnitz.
- ↑ Das verheerendste Unwetter, von dem Berzdorf wie überhaupt der Eigensche Kreis betroffen wurde, war am 18. Juni 1773. Das Hagelunwetter tobte hauptsächlich westlich der Neiße von Auscha in Böhmen beginnend bis drei Meilen unter Görlitz. Die Bäume wurden kahl geschlagen. Über Leuba und Berzdorf wird damals berichtet, daß die Bauern wegen Mangels an Getreide ihre Dienstboten entlassen mußten. S. Oberlausitzer Nachlese 1773 S. 165–167. Eigentümlich ist, daß Berzdorf, das doch früher meist verschont blieb, in letzter Zeit fast alljährlich von Hagelschlag (mit Verlust von 25–60 %) betroffen worden ist.
- ↑ Eine ungünstige Auswirkung auf die Fruchtbarkeit des Bodens übte der Tagebau durch die Wasserentziehung aus. Die Wasserhaltung betrug in der Minute rund 5 Kubikmeter. Durch die Senkung des Grundwassers versiegten auch die meisten Brunnen.
- ↑ Nach der Teilungsurkunde vom 18. Mai 1815 wurde die Grenze zwischen dem Sachsen verbleibenden und dem preußischen Teil so festgesetzt: „Die Linie wird anheben von der böhmischen Grenze bei Wiesa in der Gegend von Seidenberg, indem sie daselbst dem Flußbette des Baches Wittig folgt bis zu seinem Einflusse in die Neiße. Von der Neiße wird sie sich an den Eigenschen Kreis wenden, indem sie zwischen Tauchritz, das an Preußen kommt, und Berzdorf, das Sachsen behält, durchgeht; sodann wird sie der nördlichen Grenze des Eigenschen Kreises folgen bis zu dem Winkel zwischen Paulsdorf und Obersohland; von da wird sie weitergehen bis zur Grenze, welche den Görlitzer Kreis von dem Bautzener trennt.“ – Die Nonnenklöster Marienthal und Marienstern sollten bei Sachsen verbleiben.
- ↑ Über den Erbauer siehe unten beim v. Schönburgschen Antheil.
- ↑ Das niedere Torhäuschen stand mit dem alten Schulhause in Verbindung und ward erst 1836 mit diesem beim Neubau der Schule mit abgebrochen. Das von der Kirchhofmauer umschlossene Flächenausmaß beträgt 75 Quadrat-Ruten oder 1/2 Scheffel (= 1384 Quadratmeter).
- ↑ Über diese Anteile s. unten. Bei dieser Hufenzahl ist die Pfarrwidemut mit inbegriffen (32 ha 504/10 a).
- ↑ In diesem Jahre schenken die Brüder Friedrich, Hermann und Viecho v. Schönburg das Patronatsrecht über die Berzdorfer Kirche nebst 6 Mark Zins dem Kloster Marienstern.
- ↑ S. R. Jecht, Der Oberlausitzer Hussitenkrieg I. Teil (1911) S. 129. Dgl. N. L. M. Bd. 87 (1911) S. 161. Über den Flurnamen Hußtenberg s. Anmerkung zur Flurkarte unter Berge und Anhöhen VI.
- ↑ Dieser Weihbischof Namens Johannes Erler war gebürtig aus Moys b. Görlitz. Er hat vom Jahre 1443–1470 viele Kirchen unserer Gegend, die nach der Zerstörung durch die Hussiten wieder aufgebaut waren, oder auch Altäre geweiht. Die neue Einweihung in Berzdorf geschah wahrscheinlich Dienstag, den 8. oder Mittwoch, den 9. Oktober 1443, an welchen Tagen der Weihbischof in der Nähe war, indem er zuerst in Jauernick die Einweihung zweier Altäre und des Kirchhofs und darauf (am 9. Oktober) die Weihe der Deutsch-Ossiger Kirche vollzog. Am 12. Juli 1432 war er zum Bischof von Gardar (auf Grönland) ernannt worden. Nach E. A. Seeliger, Zittauer Geschichtsblätter (1928) N. 11 hatte Erler zuletzt seinen Sitz in Zittau, wo er 1476 oder 1475 gestorben. Über die Einweihungen s. R. Jecht, cod. dipl. Lusatiae superioris IV S. 262, 13. 280, 14. 659, 12 und Register S. 1167 oben. Daß die Mauern der Kirche noch aus der Zeit des Brandes herrühren, bezeugten die in der Mauer befindlichen angekohlten Auflageenden der ausgebrannten eichnen Oberschwelle über der kleinen Türe, welche vom Kirchboden auf das Kreuzgewölbe führt. Dieses Jahrhunderte alte Wahrzeichen hat man 1909 beseitigt.
- ↑ In dem Kriegsjahre 1757 hatten die Dörfer Berzdorf, Schönau und Kiesdorf dadurch furchtbaren Schaden, daß vom 26.–30. August diese Ortschaften von verschiedenen Regimentern der Kavallerie und Infanterie des zwischen Radmeritz und Bohra befindlichen Lagers des Prinzen v. Bevern vollständig ausfuragiert wurden.
- ↑ Ausführliche Nachricht über diesen Kirchen- und Turmbau gibt ein altes Kirchenrechnungsbuch, das auf dem Schulhausboden sich befand. Bei Verfassung der alten sächs. Kirchengalerie (1837) hat der Pfarrer Walther hiervon sicher keine Kenntnis gehabt. Über Abbildung des alten Kirchturms s. Heimatbilder: Neuer Görl. Anzeig. 1927 Nr. 237.
- ↑ Diese Veränderung geschah am 16. Mai 1770. Bei einer Erhöhung des Altarraums 1890 wurde auch der Beichtstuhl mit beseitigt. Pfarrer Walther (1838–1879) war der letzte Geistliche, der diesen in frommen Ehren hielt und alljährlich Mittwochs vor dem Grünendonnerstage den Konfirmanden ihr Glaubensbekenntnis vor demselbe kniend ablegen ließ und mit geschlossener Hand (Handreichung) in dem vergitterten Beichtstuhl sitzend, entgegen nahm.
- ↑ Abschrift der Urkunde s. im Görlitz. Ratsarchiv, Zobels Bibliothek Nr. 255 Bl. 6.
- ↑ Einen eigentümlichen Begriff seiner wirtschaftlichen Rechtsauffassung begegnen wir in den missiv. 1551–1553 fol. 449 b.
- ↑ Dieser Bauer Namens Caspar Richter ward hierauf wegen wiederholter Dieberei in Görlitz mit dem Wyet gerichtet, Görlitzer Obergerichtsakten 1500–1511, (L. III 470) fol. 172.
- ↑ Aus der Geschichte dieses Bergwerks sei folgendes erwähnt: Die Funde der Kohle und ihre Förderung in Berzdorf liegen schon bis etwa 1830 zurück. Das erste Kohlenwerk befand sich 1835 an der Scheidebach (s. Flurkarte B), auch wird dabei (im amtlichen Flurnamenverzeichnis) ein Ziegeleigebäude erwähnt. Erster Unternehmer des Werkes war der Tuchfabrikbesitzer Moritz Ferdinand Schmidt in Görlitz. 1855 erwarb es Ernst Geißler in Görlitz. Es wurde damals mit dem Besitzer des Grund und Bodens Ehrenfr. Posselt (Nr. 2) ein grundbuchamtlicher Vertrag über das Abbaurecht abgeschlossen. Inzwischen war das Vorkommen reicher Kohlenlager auch auf den nebenan liegenden Bauerngütern Nr. 6, 8, 11 und 12 bekannt geworden. Da sich die Kohlengewinnung leicht gestaltete und man mit Wasserschwierigkeiten zunächst nicht zu rechnen brauchte, genügten anfänglich Handpumpen zur Wasserhaltung. So fehlte es nicht an anderen Unternehmern, welche mit den Besitzern der Bauerngüter Verträge abschlossen und diesen nach Maßgabe der geförderten Kohle sogenannten Tonnenzins zahlten. Grund und Boden verblieb nach diesen Abschlüssen den Grundstücksbesitzern, Gebäude, Maschinen und Förderanlagen gehörten dagegen den Unternehmern. So waren bis um 1864 bereits 4 Gruben vorhanden: Es gab einen Eugenia-Schacht, Wilhelms-Schacht, August-Schacht und Englers Schacht (Nr. 4), die sämtlich in zwei Werke sich auflösten. Das Geißler’sche Werk bezeichnete man als Oberwerk entgegen dem dicht sich anschlißenden Niederwerk (mit dem Titel „Braunkohlenwerk, Trau auf Gott“). Besitzer des Niederwerks war von 1864–1872 Peter Noack; dieser geriet in Vermögensverfall, worauf am 20. Dezember 1872 die zum Werk gehörenden 5 Wohn- und Grubengebäude auf Nr. 8 und 11 gerichtlich versteigert wurden. Nunmehr war von 1872 an die Firma Ernst Geißler, die bereits 1864 das Gut Nr. 6 dgl. 1879 den Garten Nr. 4 erworben hatte, alleiniger Besitzer des Werks, das von nun an den Titel „Braunkohlenwerk zur Hoffnung Gottes“ führte. Großen Schaden brachten dem Kohlenwerke die Hochwässer der Pließnitz vom Jahre 1869, 1880 (14. Juni), 1887 (17. Mai) und 1909 (4. Februar), wobei jedesmal die Gruben vollständig unter Wasser gesetzt und die Strecken verschlemmt wurden, so daß bis zur gänzlichen Entwässerung und Wiederherstellung des Werks die Kohlenförderung auf längere Zeit unterbrochen wurde. Als 1898 der Förderschacht durch Ausbrennen vernichtet wurde, beschloß die Firma E. Geißler die Stillegung der Grube. Hierauf kaufte der Gutsbesitzer Jul. Zücker (Nr. 8 und 11), der durch das Eingehen des Werks eine große Einbuße an Tonnenzins erfuhr, und der derzeitige Betriebsleiter der Firma E. Geißler das Werk mit Lagerbeständen und Grundbesitz für 90000 Mark und setzten es unter der Firma Kroschwald und Zücker im Frühjahr 1901 wieder in Betrieb. Mit der Absicht, das Werk nebst Ziegelei wieder zu verkaufen, schlossen sie darauf einen notariellen Verkaufsanstellungs-Vertrag mit der Gesellschaft für Bergwerksunternehmen m. b. Haftung in Berlin und traten hierbei (6. Juli 1913) sämtliche Abbaurechte an genannte Gesellschaft ab. Um nunmehr die Kohlenfelder umfangreicher als bisher nachzuweisen, wurden Abbohrungen und zwar im südwestl. Umkreis des Werks ausgeführt. Diese Bohrresultate waren jedoch ungünstig und ergaben nur sogenannte Nester. Die Firma Kroschwald u. Zücker war schließlich froh, von dem eingegangenen Vertrage einer Gewerkschaftsgründung wieder frei zu kommen, indem sie der Gesellschaft für Bergwerksunternehmen durch gütlichen Vergleich alle Kosten und Auslagen ersetzte. Herauf schloß die genannte Firma 1914 einen Verkaufsanstellungs-Vertrag mit der Stadtgemeinde Dresden, die nun südwestl. des Werks abbohren ließ. Ganz besonders günstige Bohrresultate ergab das an der Pließnitz hinführende Wiesental. Doch ist gerade dieses Gelände dem Hochwasser ausgesetzt. Daher erschien es den Grubenbetriebsleitern immer recht gewagt, Strecken in dieser Richtung zu treiben.
Nachdem bereits die beiden Schönauer Niedergüter, sowie fast alle Berzdorfer Güter bis zu dem Gut Nr. 34 der Stadt Dresden zum Kaufe angestellt waren, wollten auch die Niederdorfer Besitzer bei diesen Kohlenfelderaufkäufen nicht unbeteiligt bleiben und ließen im Juni 1914 auf ihren Gütern (Nr. 35–40 und 46–48) auf eigene Hand nach Kohle abbohren. Die Bohrergebnisse waren auch hier namentlich in der Dorf- und Tallage äußerst günstig, so daß kurz darauf (nachdem auch ein Kaufangebot von anderer Seite gemacht war) eine Kaufanstellung der Güter an die Stadt Dresden ebenfalls erfolgte. Der festgesetzte Kaufpreis, welcher dieser 4000 Mark pro Hektar betrug, erhöhte sich bei diesen Nieder-Gütern auf 6000 Mark pro Hektar. - ↑ Die Siedlungsgesellschaft „Bergmannsheim“ ward am 23. April 1920 gegründet. Das Unternehmen gehört zu ¾ Anteil dem Werk und mit ¼ Anteil den zu Pacht wohnenden Siedlern. Man rechnete dabei mit dem Verschwinden des alten Berzdorfs, und so sollte hier abseits des Dorfes ein neuer Ort „Neu-Berzdorf“ entstehen.
- ↑ Um der Wiederkehr einer Kohlennot, wie sich diese bereits im Winter 1916 in Dresden fühlbar gemacht hatte, aus eigener Hilfe vorzubeugen, ward von der Stadtgemeinde Dresden der Bau einer Anschlußbahn Berzdorf–Nikrisch beschlossen. Die in Berzdorf geförderte Kohle sollte auf dem Schienenwege nach Dresden verfrachtet werden. Zu diesem Zweck wurde auch der mit der Firma Kroschwald u. Zückner bis 1920 noch laufende Pachtvertrag gegen eine Vergütung von 50000 Mark (im Mai 1917) vorzeitig gelöst. Um nun den Bahnbau eilig fertig zu stellen, wurde um einer Notlage vorzubeugen, vom Königl. sächs. Generalkommando schnellstens militärische Unterstützung erbeten. Im Juni 1917 rückte daher eine Pionierkompagnie in Marschordnung (an deren Sptize Stadtbaurat Wahl, Hauptmann der Landwehrpioniere, stand) ins Dorf ein. Bei all dieser Hast unterschätzte man aber die kritische Lage des dem Hochwasser ausgesetzten Bahnbaugeländes, so daß die geplante Bahnanlage, wegen der damit entstehenden Einengung des Hochwasserflutlaufes eine Regulierung und Verbeiterung der Pließnitz vorerst erforderte. Gegen die ausgelegten Baupläne wurde in nicht weniger als 17 Fällen Einspruch beim Wasserbauamt erhoben. Die größte Schwierigkeit dem Bahnbau gegenüber bot das Stift Joachimstein bei Radmeritz, über dessen Tauchritzer Dominialbesitz die Bahn zum größten Teil führt. Denn obgleich der Hauptmann Wahl bei der Stiftsbehörde sein Vorhaben mit militärischem Nachdruck kundgegeben: „Ich habe Befehl vom 12. Armeekorps, eine Eisenbahn zu bauen“, so kehrte sich das Stift nicht im geringsten an diese militärische Order und gab bekannt, daß der Besitz von Tauchritz Preußen angehöre und somit nicht dem 12. sondern dem 5. Armeekorps unterstellt sei. Als daher im Herbst 1917 die Pioniere wieder abrückten, war noch nicht einmal das Baugelände (was erst durch Enteignung geschah) endgültig gesichert. Erst 1920 ward der Bahnbau fertiggestellt. Für Abtretung des Bahngeländes forderte das Stift (statt baren Geldes) Ausgleich in Land. Bei den Berzdorfern steht heute noch das verunglückte Pionierexperiment in ergötzlicher, bei den Tauchritzer Landwirten dagegen aber, welchen durch das voreilige Abstecken der Bahn ihre Getreidefelder kurz vor der Ernte (ohne Entschädigung) zerstampft wurden, in verwünschter Erinnerung.
- ↑ Hirschfelde liegt im Zentrum eines reichen Kohlenlagers, das man auf 1000 Millionen Tonnen schätzt, so daß die Lager 4–500 Jahre für das Elektrizitätswerk zur Verfügung stehen.
- ↑ Die Förderung des alten Tiefbaubetriebes in Berzdorf betrug jährlich annähernd 1000 Tonnen. Als die Stadt Dresden 1917 das Werk auf eigene Rechnung übernahm, ward die Förderung durch Schaffung einer neuen Wasserhaltung sowie neuen Förderanlage nach und nach auf das Siebenfache gesteigert. Wegen des reichen Vorkommens von brauchbarem Ton und Lehm ward 1872 von der Firma E. Geißler dem Werk eine Ziegelei angeschlossen. (Eine schon um 1834 bestehende Ziegelei scheint nur kurze Zeit im Betriebe gewesen zu sein). 1897 ward von derselben Firma ein neuer Ziegelofen, sowie der noch gegenwärtige (45 Meter hohe) Schornstein erbaut. 1920 erfolgte durch die Stadt Dresden der Bau einer vollständig neuen Ziegeleiofenanlage. Das erst seit Juni 1927 bestehende Pachtverhältnis der A.-G. Sächs. Werke mit der Pächterin Firma Dampfziegelei Berzdorf a. d. Eig., G. m. b. H. ward infolge Konkursverfahrens Ende 1928 wieder aufgehoben. Neuer Pächter der Ziegelei ist Baumeister A. Sommer in Bernstadt.
- ↑ Die Fläche des Tagebauteichs, welche die Form eines Dreiecks zeigt, beträgt: 5 ha 25 a. Die Tiefe des Teiches ist 30 Meter, an Stelle der Stollensohle (nordwestl.) 35 Meter. Er ist von einem Landwirt aus Kiesdorf gepachtet, der diesen Teich mit Karpfen und Forellen besetzt hat und Angelkarten ausgibt.
- ↑ S. Walther Jecht, Neue Untersuchungen zur Gründungsgeschichte der Stadt Görlitz, N. L. M. Bd. 95 (1919) S. 10.
- ↑ Eine Hufe (Vollhufe) hat 12 Ruten, 1½ Hufe 18 Ruten, ½ Hufe 6 Ruten. Dies Rutenmaß ist nicht zu verwechseln mit dem jetzt noch bekannten sächsischen Feldmaß (Acker- und Quadratruten). Die Länge einer solchen sächsischen Rute betrug 4,295 Meter. 300 Quadratruten bildeten einen sächsischen Acker, 150 Quadratruten einen Scheffel, welcher 2767 Quadratmeter groß ist. Ein Morgen ist 25,532 Ar.
- ↑ S. Zobels Bibl. 295 Bl. 441; darnach wurden 1623 von dem Klostervoigt Wolf Magnus, Amtmann auf dem Eigen, die Hufenzahl, Steuern und Rauchfänge auf den Eigenschen Dorfschaften „neu“ festgesetzt: Berzdorf 25 Hufen, 36 Rauchfänge; Hufensteuer 17 Taler 14 Gr. Altbernsdorf (statt 37) 38 Hufen, 52 Rauchfänge; Hufenst. 25 Taler 6 Gr. Schönau 52 Hufen (statt 51), 87 Rauchfänge; Hufenst. 42 Taler 11 Gr. Kiesdorf 29 Hufen, 40 Rauchfänge; Hufenst. 19 Taler 10 Gr. Dittersbach (statt 32) 33 Hufen, 45 Rauchfänge; Hufenst. 21 Taler 18 Gr. Neundorf 12 Hufen, 12 Rauchfänge; Hufenst. 5 Taler 20 Gr. Kunnersdorf (statt 15) 14 Hufen, 32 Rauchfänge; Hufenst. 10 Taler 3 Gr. Bernstadt zählte 49 Rauchfänge (die Hufenzahl ist nicht angegeben); Hufenst. 23 Taler 18 Gr.
Die Hufensteuer ist nach dem Rezeß vom Jahre 1601 (s. v. Boetticher, N. L. M. Bd. 77 [1901] S. 277–282) eine Umwandlung der Frondienste der Untertanen im Eigenschen Kreise in feste Ablösungsrente. Diese Abgabe an die Klosterherrschaft betrug auf die Hufe 2 Mark. Der heilige 3 Königs- und Johanneszins betrug in Berzdorf regelmäßig auf die Hufe 18 gute Gr. 8 Pf. Ganz verschieden ist dagegen auf den Hufen die Walpurgis- und Michaelis-Zinsabgabe, diese schwankt zwischen 9 Gr. 4 Pf. und 1 Taler 11 Pf. je Hufe. - ↑ H. Knothe, N. L. M. Bd. 47 (1870) S. 44 unterscheidet nur zwei Anteile.
- ↑ Auch Nachbardörfer waren ebenfalls schon vor der Kolonisation bewohnt, wovon aufgefundene Totenurnen, sowie slavische Dorfnamen zeugen: Jauernick (Javornik), Niecha (Nechaw), Tauchritz (Tuchericz), Leuba (Lubil oder Lubin). Auch sie sind nach deutscher Art umgestaltet. Vgl. R. Doehler, Geschichte des Dorfes Leuba (1907) S. 3–5.
- ↑ 1784 wurde das Dorf erstmalig mit Haus- oder Brandkataster-Nummern belegt. 1825 erfolgte eine neue und 1850 die gegenwärtige Numerierung. Alle drei nehmen den Anfang bei der Scheidebach, die zuerst genannten zählen jedoch zugleich die Gebäude über der Dorfstraße mit, während die genannte Zählung von 1850 an der nördlichen Seite der Dorfstraße hinunter und auf der südlichen Seite hinaufführt.
- ↑ Kretscham ist abgeleitet von dem slavischen Worte Karczam, welcher Gericht bedeutet. Wir finden in Berzdorf 1572 die Bezeichnung Erbgericht für Kretscham; auf ihm ruhte das Recht der Dorfschmiede (welche 1580 bei einem Freimarktkauf [Besitztausch] auf das Scheidebachgut überging), sowie die Brennerei-Gerechtigkeit; diese ward 1881 durch Abbruch der Brennereieinrichtung hinfällig. 1893 ward das Realrecht als Schankstätte von dem Kretschamgut auf den gegenüberliegenden neu erbauten Kretscham übertragen. Über den alten Kretscham s. Wilh. Zachmann, Im Lenz und Frühsommer (1911) S. 123–131.
- ↑ Quellbach, der die westliche Dorfgrenze mit Schönau bildet, im Volksmund Schöbche genannt.
- ↑ Der Oberdorfer Fiebig (Viehweg) hat eine Breite von rund 25 Meter (3 Ruten). Vgl. Anmerkung 90, 96 u. 101. S. Joh. Langer, Siedlungs-Studie, N. L. M. Bd. 102 (1926) S. 113; darnach beträgt die Größe der Fiebige im mittleren Mandaugebiet meist nur ⅛ der Vermessungshufe. Dieser Ober-Fiebig bildet zugleich einen Verbindungsweg mit Niecha und Jauernick sowie einen freien Wirtschaftsweg zu Gut Nr. 58 und 18. – 1834 wurde der Niederfiebig zum Streitpunkt eines längeren Prozesses, indem die Nieder-Gemeinde dem Fiebig-Anlieger G. Nautze (Nr. 46) auf Betreiben seines Nachbarn (Gut Nr. 47) das Wegerecht auf dem Fiebige nicht mehr gestatten wollte. Dagegen erhielt der westliche Anlieger nicht nur von neuem das Wegerecht für sein Gut Nr. 40 urkundlich verbrieft, sondern erhielt auch die schriftliche Zusicherung, daß, wenn die Gemeinde den Prozeß mit Nautze verliere, er nur 2 Taler zum Prozeß beizutragen habe. Nautze gewann den Prozeß. Sein Gut kam später in die Hände des Besitzers von Nr. 47.
- ↑ H. Knothe a. a. O. N. L. M. Bd. 47 (1870) S. 20.
- ↑ Mariensternsche Urk. gedruckt b. H. Knothe a. a. O. S. 52 und 53.
- ↑ N. L. M. Bd. 102 (1926) S. 50–76.
- ↑ Neues Archiv für Sächs. Geschichte Bd. 41 (1860) S. 30. Dgl. Walter Heinich a. a. O. S. 52.
- ↑ S. R. Jecht, Die wirtschaftl. Verhältnisse der Stadt Görlitz (1916) S. 38; darnach ward 1755 in der ganzen Oberlausitz die Leipziger (später genannt die Sächsische oder Dresdner Elle = 0,565 Meter) eingeführt. In der preußischen Oberlaus. ward die Rheinländische Elle = 0,667 Meter oder 2⅛ Fuß = 25½ Zoll als gesetzliches Längenmaß bestimmt und der Gebrauch der Sächsischen Elle strengstens verboten. – In Schlesien und Preußen liegt dem fränkischen Maß auch die Elle und zwar zu 0,576 Meter zu Grunde; darnach beträgt die Länge der Rute (statt 8,49 Meter) 8,64 Meter und die Breite einer „Normalhufe“ (statt 101,88 Meter) 103,68 Meter. Die Ausmaßfläche einer solchen Hufe beträgt darnach (statt 23 ha 35 a) 24 ha 19 a. Das Breitenmaß über 6½ Hufe auf der Oberdorferflur ergibt 658 Meter und bezeugt damit deutlich, daß das Rutenmaß nicht auf die Elle zu 0,576 zurückgeht, in diesem Falle müßte es sonst 673 Meter betragen. Vgl. Heinrich v. Loesch, Zeitschrift des Vereins für Geschichte Schlesiens Bd. 63 (1929) S. 40 ff.
- ↑ Ausführliches hierzu s. Walter Heinich a. a. O. S. 53 und 55.
- ↑ S. Alfr. Meiche, Die Oberlausitzer Grenzurkunde vom Jahre 1241, N. L. M. Bd. 84 (1908) S. 171.
- ↑ Die Hufe Nr. 18 ist von dem Gut Nr. 58 bis auf einen Rest von 20 Morgen aufgekauft worden. Sie bestand bis 1586 aus 2 halben Hufen. Am 21. April d. J. verkaufte Michel Wänscher seine halbe Hufe an Merten Seligen (Gut Nr. 58). Über die andere (an dem Fiebig liegende) Hufe wurde 1828 der Konkurs eröffnet, wobei sie ebenfalls zu diesem Gute kam bis auf obigen Rest. Das Gut Nr. 58 war daher ursprünglich nur ein Hufengut von 12 Ruten Größe.
- ↑ 1449 am 14. Mai und 27. November entscheidet der Rat zu Görlitz wegen einer Erbforderung „zu Bertelsdurff“ in dem Gute genannt „die Scheidebach“, Görlitzer Entscheidebuch 1434 Bl. 101 a, s. R. Jecht, Codex IV S. 602, 7 ff.
- ↑ Auch waren diese beiden Güter (Nr. 2 und 3) von Getreidezins befeit. Diese an die Klosterherrschaft zu entrichtende Abgabe betrug sonst auf diesem Anteil von der Hufe Nr. 6, 7, 11 und 12 an „Bierkorn“ 12 Scheffel (3 Scheffel Weizen, 3 Scheffel Korn, 3 Scheffel Gerste und 3 Scheffel Hafer). Bei Gut Nr. 13 betrug diese Abgabe an Bierkorn nur 4 Scheffel und bei Nr. 18 8 Scheffel.
- ↑ S. Alfr. Meiche a. a. O. S. 170. Dgl. Alte sächsische Kirchengalerie (1837) S. 209.
- ↑ Diese Urnen stehen in keinem Zusammenhange mit den Inhabern des Ringelberges, da sie einer früheren Zeit angehören und noch vor der Slavenzeit auf eine Besiedlung eines urgermanischen Stammes hindeuten. Über weitere prähistorische Funde an diesen beiden Fundstätten s. Alfr. Moschkau N. L. M. Bd. 61 (1885) S. 81, 95, 110 u. 119.
- ↑ Unterm 22. Dezember 1727 wurde die Mahlgerechtigkeit von der Äbtissin des Klosters Marienstern dem Bauer Elias Engler („eine Mühle mit einem Rade ganghaftig zu halten und zu genießen“) von neuem bestätigt, Berzdorfer Schöppenbuch S. 20. – 1391 am 26. Mai wird genannt Nycolaus Molner (Müller) de Bertelsdorf; dieser läßt sich von Richtern und Schöppen in Görlitz beurkunden, 2 malder siliginis (Korn) abgekauft zu haben von Peter myter (Pächter) von Rauschwalde; für Zahlung bürgt Nicolaus Engeler, Görl. lib. actor. 1389 ff. Bl. 28 b.
- ↑ Außer dem Berzdorfer Anteile gehörten den v. Schönburg noch Bernstadt, Altbernsdorf, sowie halb Dittersbach und halb Kunnersdorf. S. H. Knothe a. a. O. S. 4.
- ↑ Mariensternsche Urk. Nr. 209 gedruckt bei H. Knothe a. a. O. S. 65 und 66. – Als das Rittergut in vier Bauerngüter aufgeteilt ward, ergaben diese nebst Gut Nr. 32 und Widemutsgarten Nr. 31 zusammen 6 Hufen Land. Da in der Regel die Hufe 1 Mark Zins zahlte, stimmt dies mit dem erwähnten Zins, den die Brüder v. Schönburg dem Kloster schenkten, überein. Man kann daher annehmen, daß das Rittergut um diese Zeit bereits in Hufen aufgeteilt war. – Diese alte Mark hatte im 13. Jahrhundert einen bedeutenden Silberwert, dann ging ihr Wert immer mehr zurück, so daß bis ins 19. Jahrhundert eine Görlitzer Mark mit 18 Gr. 8 Pf. berechnet wurde. S. R. Jecht, Die wirtschaftlichen Verhältnisse der Stadt Görlitz (1926) S. 37.
- ↑ Milich’sche Bibliothek zu Görlitz, cod. mspt. fol. 261 S. 314 ff.
- ↑ Der in der Widemutsflur ausgesetzte Garten (Nr. 31) hatte i. J. 1600 nach dem aufgestellten Inventarverzeichnis beim Amtsantritt des Pfarrers Michael Franke (1600–1628) wöchentlich einen Tag Arbeit für Kost und Lohn eines weißen Groschens an die Pfarre zu leisten, sowie jährlich 6 Groschen zu zinsen. Dieselben Dienste hatte auch ein gewisser Georg Richter, der sich unterstanden, vor die Pfarre ein Haus zu bauen (wohl den ehemals südlich über der Pließnitz liegenden [1855 abgebrochene] Garten Nr. 56), zu verrichten, brauchte aber nur einen Groschen an die Pfarre jährlich zinsen, s. Chr Jancke, Presbyterologie L. IV. 161 unter Berzdorf. Ferner hatten die beiden Widemutshäusler (Nr. 54 und 55) bis zur Ablösung (1850) jeder 17 Hofetage auf der Pfarre zu erfüllen.
- ↑ Diese Nachricht entstammt ebenfalls der Niederschrift von 1612. Dort wo dieser Gang in die Kirche einführte, waren bis zur Kirchenrenovation 1909 noch erkennbare Merkmale an der westlichen Giebelseite der Kirche vorhanden. S. Heimataufsatz im Neuen Görl. Anzeig. 1927 Nr. 237.
- ↑ S. Carpzov, Ehrentempel 1 (1719) S. 336. Diese Urkunde ist angeblich bei einem Brande der beiden Bauerngüter bei der Kirche 1602 mit vernichtet worden. Carpzov versichert jedoch, daß von der Urkunde, die er in deutscher Fassung mitteilt, seinerzeit das lateinische Original noch vorhanden gewesen sei. Vgl. alte sächs. Kirchengalerie S. 377. Bei dieser Verkaufsübereignung an das Kloster scheinen sich die v. Radeberg gewisse Lehnrechte auf diesen Gütern vorbehalten zu haben. Denn 1399 erhebt ein Rampfold de Radeberg Klage gegen den Richter in Bertilsdorf vor Richter und Schöppen in Görlitz, weil dieser ihm „Manschaft“ (den Lehnseid) zum zweitenmale nicht leistete. Der Klage widerspricht Rosenhayn, der Bevollmächtigte des Berzdorfer Richters, und erstritt sein Recht, Görlitz. lib. actor. 1389–1414 Bl. 139 a. Richter war zu dieser Zeit in Berzdorf Peter Weise, mit welchem sich wiederholt das Görlitzer Gericht zu beschäftigen hatte; so stand er im Verdacht, bei einem Totschlag (1396) eines gewissen Jacob Weber „der do geschen zu Bertilstorff“ beteiligt gewesen zu sein S. lib. vocationum I fol. 15 b.
- ↑ Ebenso wie die beiden Güter an der Scheidebach (Nr. 2 und 3), so waren auch die 4 Radebergschen Güter zur Abgabe von Zinsgetreide an die Klosterherrschaft nicht verpflichtet. Die Berzdorfer insgemein hatten sonst noch jährlich 27½ Stück Zinshühner abzuliefern; auch von dieser Abgabe waren diese 6 Güter (ebenso auch Nr. 12 und 13) befreit. Sicherlich war diese Befreiung auf den Radebergschen Gütern durch diese oben angegebene Urkunde bedingt.
- ↑ Die volle Größe beträgt bei Nr. 26 als einem 1½ Hufengut 108 Scheffel. Die sogen. Wänscher’s Wiese zählt dazu nicht mit. Diese ist erst 1784 zugekauft worden. Über die Familie Wentscher s. N. L. M. Bd. 92 (1916) S. 199.
- ↑ Alte sächs. Kirchengalerie S. 377. Darnach haben von den alten steinern Gebäuden des Ritergutshofes im 17. Jahrhundert noch Mauern gestanden, die aber von den Bauern, da sie baufällig waren und man Schaden befürchtete, abgetragen wurden. Die gewonnenen Steine sind abermals wieder zur Vergrößerung der beiden Bauernhöfe verwendet worden.
- ↑ Es ist dies ein Hergang, wie er sich bei den deutschen Ansiedlungen in Ost- und Westpreußen bis zum Weltkriege vollzog. Diejenigen Siedlerstellen, welchen ihrer Lage nach Gebäude aus den aufgeteilten Rittergütern und Domänen beigegeben wurden, waren die wertvolleren und zugleich gesuchtesten und bedingten als Ausgleich den anderen Siedlerstellen gegenüber eine höhere Kaufsumme.
- ↑ Die Flächengröße dieser Enklaven beträgt 22 ha 50 a. Diese Folgen werden von einer Schlucht mit kleinem Wasserlauf, dem sogen. Tongraben, durchbrochen; hierbei bezeichnet man die an Niechaer Flur anliegenden als Vorderfolgen und den an Berzdorf angrenzenden Teil mit Hinterfolgen. Da dieses Folgenland zum Teil auch Niechaer Besitzern gehört, heißt man sie daher auch Niechaer Folgen. Vgl. H. Knothe N. L. M. Bd. 69 (1893) S. 77. Ebenfalls die „Niechaer Folge“ heißt eine zum Großen Nonnenwald, dem Kloster Marienstern gehörige Waldparzelle in Größe von 6 ha 75 a. Es ist zugleich derjenige an der Deutsch-Paulsdorfer Grenze liegende bewaldete Streifen, der sich zungenartig in das sächsische Land erstreckt. Bis 1889 wurden die Steuern und Abgaben dieses Besitzes an das 9 km entfernt liegende Rittergut Niecha gezahlt.
- ↑ Das Büschel genannt. Einen weiteren Abschluß bildeten nach Norden zu das frühere Buschland, die sogen. Schluchtze, sowie die vom Pfarrsee und Tiefenteich auslaufenden Gehölze.
- ↑ Die südlich an der Pließnitz entlangführenden Wiesenparzellen waren, wie aus verschiedenen Quellen hervorgeht, ehemals Gemeindeland (Dorfaue): 1578 verkauft Lorentz Hermannn aus seinem Gute (Nr. 32) ein Stück Wiese – „zwischen Michel Röytsch Gut gelegen (Nr. 34) sambt „der Dorfrecht“ bis ahns Wasser (Pließnitz)“. 1594 verkauft Peter Brüchner der junge ein Stück Land zwischen dem alten Peter Brüchner nebst der Bach sambt „dem Dorffrieden“. Wäre man bei dieser Grenzverlegung nicht auf Hindernisse gestoßen, denn Gemeindeland mußte man respektieren, so hätte man hierbei die nahe fließende Pließnitz sicher als künftige Grenze bestimmt.
- ↑ Das Gut Nr. 34 besitzt kein Folgenland; das rührt daher, weil 1575 George Roytsch „ein Stück Acker, zwischen Michel Richter und Paul Prochs auf „der Folgen“ gelegen bis an Graben, welcher statt eines Reynes sein soll, verkauft an Adam Roytsch (Garten Nr. 43), dafür er geben 100 vnd 15 margk“. Zuvor hatte der Vater Michel Röytsch (Reinsch) von Georg v. Warnsdorf auf Tauchritz „den Wiesenfleck, so man den Wolfswinkel nennt, um 100 margk Görlitzer Münzfuß“ diesem Gute Nr. 34 zugekauft. Dieses Wiesenland war mit Anlegung des Mühlgrabens von der Tauchritzer Flur abgetrennt worden und lag daher für den v. Warnsdorf wirtschaftlich unbequem. (S. Flurkarte Gut Nr. 34).
- ↑ Über den Flurnamen gewisser ländlicher Grundstücke als Vollunge oder Folge s. H. Knothe N. L. M. Bd. 69 (1893) S. 74–80. Vgl. E. A. Seeliger, Geschichte der Stadt Löbau III Anhang: Die Löbauer Folge, N. L. M. Bd. 97 (1921) S. 164–172. Nach einer Urkunde des Stifts Joachimstein (Band VII C, 3b) werden die in der Altbernsdorferflur liegenden zum Stiftsgute Niecha gehörigen Folgen (vgl. Anmerk. 73) 1844 an das Kloster Marienstern verkauft. Die ursprüngliche Größe dieser Altbernsdorfer Forst- und Feldparzellen betrug im ganzen 112 Scheffel 63 Quadratruten. Der größte Teil dieser Folgen war bereits schon 1617 an die Altbernsdorfer Bauern verkauft worden. Diese Folgen waren auch zugleich wiederholt dort (Seite 15) als die Überschar (Seite 29 und 33) als die „sogenannte“ Überschar bezeichnet. – Ein alter bei den Berzdorfer Folgen liegender Flurname „Streitholz“ bekundet, daß man hier über die Besitzrechte bei den Folgen einen Streit geführt hat. Es ist daher eine irrtümliche Meinung, wenn dieser Flurname Streitholz aus der Zeit der Hussitenkriege hergeleitet wird, vgl. P. Kruschwitz „Eine Wallfahrt zum Urkirchlein Jauernick“ Gebirgsfreund II. (1890) S. 91. Der Name Streitholz wird schon erwähnt 1399 in den Görlitzer Ratsrechnungen, s. R. Jecht Codex diplm. III S. 332, 25: „vnde login in dem Streithoulcz vor der sunnen bis an den obint“. 1408 liest man von einem Wegestreite des Henlin v. Nostitz auf Niecha und Lange Petsche (Peter Lange) zu Klein-Neundorf mit den Berzdorfer Bauern „vmme den Weg czu Bertilsdorf, der do in daz Streythaultz vnd off die wesen geht“ (diese Urkunde ist gedruckt bei H. Knothe a. a. O. S. 74; das Original befindet sich im Görlitzer Entscheidebuch 1396). 1413 heißt es: „Nickel Schuller von Jawernig (Jauernick) globet Niclas Kunen eine wese zu halten in dem Streithoultze“, Görl. lib. act. 1413 Bl. 1 a. 1414 verkauft Henlin v. Nostitz auf Niecha „eyne wese, die do ligt in dem Streithoulze, vor neundehalbe vnd zwanzig (28½) Mark groschen Prager Münze Polnische czal“, nach F. J. Kretschmers handschriftlichen Nachrichten über Jauernick. 1432 wird erwähnt eine Weise im Streithoulcz „zwischen der Pleßnicz und Coldicz“ (Gaule), Görl. Entscheidebuch 1396 ff. Bl. 213 b. 1449 verkaufen „George und Anna Stangen aus Pfaffendorf die helfte der wesen gelegen im Streithoulcze bei der Pleseniczbrucken“, Görl. lib. resign. 1432 Bl. 146 a. 1483 verkauft Christoff Kottbitz zu Nechau (Niecha) gesessen an den für seine Frau bevollmächtigten Stadtschreiber M. Georgius Boyt in Görlitz „eine Wiese an der Plesznitz mit einem „Fleckel“ innerhalb des Wassers um 440 ungarische Gulden“. R. Doehler, Urkunden des Stifts Joachimstein, N. L. M. Bd. 81 (1905) S. 83. Nach alledem ist es sicher, daß das Streitholz früher eine größere Ausdehnung gehabt hat.
- ↑ Cod. Lus. I S. 25. Die Urkunde hat uns Scultetus in seinen Annalen unter 1322 überliefert, s. auch Rats-Archiv Görlitz, Stadtbuch 1305 ff. S. 29.
- ↑ Mariensternsche Urkunde gedruckt bei H. Knothe a. a. O. S. 68.
- ↑ H. Knothe, Geschichte des Oberlausitzer Adels (1879) S. 379.
- ↑ R. Jecht N. L. M. Bd. 70 (1894) S. 150. Das sogenannte Dorf Bertelsdorf im suburbio von Görlitz, worin dieser Zins in dem heutigen Berzdorf a. d. Eigen nachgewiesen wird.
- ↑ R. Doehler die Urk. des Stifts Joachimstein N. L. M. Bd. 81 (1905) S. 94. Nach einer Urk. von 1479 gehörte dieser Wald und Teich damals schon zu Leuba. Mit dem Rittergut Nieder-Leuba ging der Besitz 1759 durch Kauf an das Kloster Marienthal über. S. auch Doehler Geschichte des Dorfes Leuba (1907) S. 30.
- ↑ Bei Hochwasser ist die Große Gaule (an der Nordseite der Teichdämme) Flutlauf der ausufernden Pließnitz. Die Gaule (kleine) heißt 1432 Coldicz, 1531 Kole, R. Doehler a. a. O. S. 39. Goile bei H. Knothe a. a. O. S. 1 ohne Quellenangabe.
- ↑ Vgl. Topogr. Karte 1:25000, sowie Kartenbild von Berzdorf 1:11500.
- ↑ Erwähnt sei, daß der Neuteich auf Tauchritzer Flur erst um 1500 von den Gebrüdern v. Gersdorff in willkürlicher Art auf dem Bauerngute, das einem Steffan Franken gehörte, angelegt wurde, wodurch Franke großen Schaden an seiner Wiese hatte; im Verlaufe eines Streites mit der Herrschaft flüchtete er mit Familie, Pferd und Wagen. Flurnamen erinnern heute noch an Franken: Der Frankenbusch, in den Franken, auf dem Franken. Aus Frankens Gut machte dann die Herrschaft eine Schäferei, Görl. lib. actor. 1521–1529 Bl. 127 u. 128.
- ↑ Bei außergewöhnlichen Hochwasserfluten ist dieser Teichdamm schon mehrfach durchbrochen worden. S. R. Doehler, Geschichte des Dorfes Leuba (1907) S. 23, darnach konnte der Teich mit 20 Schock (Fischen) besetzt werden.
- ↑ Diese sogen. Kuhnaer Wiesen waren hiernach dem Vorwerk Wendisch-Ossig zuständig. Dieses Vorwerk aber war und ist dem Besitzer von Kuhna eigen. Diese Wiesen werden daher auch die Wendisch-Ossiger Wiesen genannt. 1472 gehörten diese noch zu Tauchritz. Bei einer Erbteilung von 1479 zwischen den Gebrüdern v. Gersdorff (s. R. Doehler, Urk. des Stift Joachimstein, N. L. M. Bd. 81 [1905] S. 94) heißt es, daß George das Gut Tauchritz ganz erhalten soll „ausgenommen Knothen garten (Kuhnaer Wiesenhaus) vnde dy wesse obendig (oberhalb) deß wegeß, also man ken Bertelsdorff czewth vnnde dy wynkel hynder dem Scholcz-Teyche“. Daß der Tauchritzer Dorfherr bei dieser Wiesenenteignung kein gutes Gewissen dabei hatte, geht schon daraus hervor, daß er an das westl. Ende, sowie bei der Niederfiebigbrücke zwei Wiesen (gleichsam als Grenzhüter, damit sie nicht in dritte Hand kommen sollten) als Tauchritzer Pfarrlehn aussetzte. Er hoffte damit diese Grenzverlegung für die Zukunft bleibend zu sichern. 1847 verkaufte der Besitzer von Kuhna Carl August Meusel durch seinen Bevollmächtigten Moritz v. Knobelsdorf diese Wiesen an die Berzdorfer Bauern zurück.
- ↑ Im Norden war die Grenze auf diesem Anteil bedingt durch den Niechaer Grenzbach (den rivus Koren). Diese uralte Grenze durfte man bei dieser Vermessung nicht überschreiten, man hätte sonst königlich böhmisches Eigentum verletzt.
- ↑ Dieses Gut bildete früher 2 selbständige Hufen. Aus der östlichen (vgl. Flurkarte) wurden schon um 1500 3 Ruten Feld an das Gut Nr. 36 und 3 Ruten Feld, Wiese und Buschland an das Gut Nr. 38 als Heiratsgut ausgeschieden. Erst 1884 und 1895 sind diese Parzellen dem Stammgute (das mit Nr. 46 verschmolzen) wieder einverleibt worden.
- ↑ Während der Oberfiebig bereits schon vor 1834 in einen Sandweg eingeschränkt und das gewonnene Land von den Oberdorfer Bauern urbar gemacht worden war, wurde von den 11 Niederdorfer Bauern erst am 25. Mai 1835 der Beschluß gefaßt, den bisher wilden Weg in eine ordentliche Straße auszubauen und das übrige Land in sogenannte Fiebigparzellen aufzuteilen. Das Dorf zerfiel damals noch in eine Obere- und Niedere Gemeinde, beide bestehend aus „Alt- oder Spannpflichtigen“ und „Berutenen“ (Gärtnern und Häuslern). Jede Gemeinde regelte Wege-, Brücken-, Wasserläufe-, Hirten- und Fiebig-Angelegenheiten für sich allein. Die Beruteten brauchten zu diesen Lasten nichts beitragen, dagegen kamen aber die Pachteinnahmen aus den urbar gemachten Parzellen nur den Alt- oder Spannflichtigen zu gute. Diese Einrichtung der Viehweggemeinschaft, die sich in einzelnen Dörfern noch bis in die jüngste Zeit erhalten hat, fand in Berzdorf durch Gemeinde-Beschluß 1839 ihr Ende.
- ↑ Da zu dem ungleichen Breitenmaß auf dieser Hufe kein Grund vorliegt (vgl. oben Anmerk. 74) sowie Kartenbild von Berzdorf), so geht daraus hervor, daß bei Vermessung der Hufe Nr. 34 eine bereits festgelegte Grenze zwischen dem v. Schönburgschen und v. Neveshofenschen Anteile bestand.
- ↑ S. Walter Heinich a. a. O. S. 52. Nach dem erwähnten Schöppenspruch sollte bei schönem (urbaren) Lande die Hufe statt 12 Ruten nur 8 Ruten vermessen werden.
- ↑ Vgl. oben Anmerkung 53. Die Feldrute hatte eine Länge von 15 Ellen, Buschland sollte dagegen zu 16 Ellen mit der Waldrute vermessen werden.
- ↑ Die Höhe der Abgabe an Zinsgetreide ist im Verhältnis der Rutenzahl auf diesem Anteil gleich; dieser Naturalzins betrug hier auf die Hufe nur 4 Scheffel und 4–10 Metzen, lieferbar nur in Korn und Hafer. Nach Anmerk. 59 war diese Abgabe bei Nr. 6, 8, 11 u. 12 an Bierkorn 12 Scheffel. Sicherlich stand die Höhe dieses Getreidezinses mit der kulturfähigen Beschaffenheit und dem Flächenmaß der aufgeteilten Hufe im Zusammenhang. Es darf diese Abgabenlast nicht unterschätzt werden; fiel es doch in schlechten Erntejahren den Bauern schwer genug, diese Abgaben aufzubringen. Schon 1281 erhielt das Domkapitel zu Bautzen von seinen 4 Hufen aus Bischdorf vier Malter zu je 12 Scheffel (Bierkorn). In Berzdorf betrug diese Abgabe (wovon 6 Güter ganz befreit waren) , 111 Scheffel 3 Viertel 1 Metze. Anfangs waren die Bauern verpflichtet, das Zinsgetreide bis an das weit entfernte Kloster Marienstern (zwischen Bautzen und Kamenz) abzuliefern und zwar auf Befehl zu einer ganz bestimmten Zeit, wobei sie oftmals Gefahr und großen Schaden erlitten; später trat Erleichterung ein, indem das Getreide an das Klosteramt in Kunnersdorf a. d. Eigen abgeliefert wurde, wozu ebenfalls bestimmte Tage vorgesehen waren: Die Elfhufner d. h. Bernstädter, die Anteil an 11 Hufen hatten, und Altbernsdorfer mußten den Montag nach Martini, die Schönauer Dienstag, die Berzdorfer Mittwoch, die Kiesdorfer und Dittersbacher Donnerstag, die Kunnersdorfer, Neundorfer und Eiseroder den Freitag unversäumt erscheinen. Das Dorf Eiserode, etwa 5 km notdwestlich von Löbau, gehörte nicht zum Eigenschen Kreise, war aber Klostergut.
- ↑ Nicht immer haben bei der Umgestaltung der slavischen Dörfer nach deutscher Art die Besitzer bei ihren zugeteilten Hufen ihre Wohnstätten erbaut, z. B. hat das Dorf Niecha eine rein deutsche Flureinteilung, aber nicht ein einziges Gehöft (außer Rittergut) steht entsprechend bei seiner Hufe. Oft ist es vorgekommen, daß erst nach Feuersbrünsten, wo das ganze Gehöft in Asche lag, die Bauern sich entschlossen, wie z. B. in Jauernick (am östlichen wie westlichen Dorfende), ein vollständig neues Gehöft auf ihrer Hufe zu erbauen. Denselben Fall finden wir bei Leuba (wo etwa nur die Hälfte der Güter bei ihrer Hufe stehen, wo ebenfalls ein Bauer (Richter) erst nach einem Brande (1859) sein Gut auf seinem Felde neu aufbaute. In Nieder-Kiesdorf (a. d. Eigen) sind nicht weniger denn 5 Bauerngüter nachweisbar, die sich früher im Ortskern (nordseits der Gaule) befanden. Als 1858 zwei dieser nebeneinander liegenden Bauerngüter abbrannten, erbauten die Besitzer auf ihre in der östlichen Ortsflur gelegene Hufe nunmehr ihre Gehöfte auf. Eine dritte Hufe ging durch Kaufverschmelzung an ein anliegendes Gut über. Auf diesem eingegangenem Gut ruhte die Kretschamgerechtigkeit. Es stand an der Stelle des Gasthofs zum Löwen. Ein anderer Bauer brach 1847 sein altes Gut ab und erbaute westlich der Ortsflur auf seine Hufe (um seine Fluren vor Felddiebstählen zu schützen) ein neues Gehöft auf. Das fünfte der genannten Gehöfte besteht heute noch an alter Stelle, das Feld ist dagegen an das anliegende Lehngut verkauft worden. Diese Beispiele beweisen, daß sich die Umgestaltung der vorgefundenen Slavendörfer in das deutschen Reihendorf nur langsam vollzog. Ein Teil der Schönauer Nordflur sowie das sogen. Feldschönau gehörten ganz entschieden mit zur Kiesdorfer Siedlung. Um aber bei der Kolonisation bei den Schönauer Hufen eine Länge von mindestens 200 Meter zu erreichen, kam das Land mit zur Schönauer Flur; gehörten doch beide Dörfer Schönau sowie Ober- und Nieder-Kiesdorf ein und demselben Dorfherrn.
- ↑ S. Walther Heinich, N. L. M. Bd. 102 (1926) S. 54.
- ↑ Diese Fiebige dienten neben dem Zweck als Hutung und Viehtriebe zugleich als Verbindungswege mit den Grenznachbardörfern. Als sich nach und nach ein immer stärker werdender Verkehr der Dörfer zueinander herausbildete, konnte daher die Nutzung als Weideland nur gering sein. Von den Fiebigen führten seitwärts die sogen. Treiben (Trebe) auf die brachliegenden Felder und Weideplätze. Wegen dieser Treiben kam es oft zu Streitigkeiten, denn sie wurden nur zu gewissen Zeiten benutzt und einer mußte es sich von einem anderen gefallen lassen, daß das Vieh über sein Feld auf Stoppelweide getrieben wurde. Nicht immer werden diese Wegeunterschiede auseinander gehalten, indem man die Treibe mit Viehweg (Fiebig) gleichsetzt.
Die Tätigkeit des Gemeindehirten in Berzdorf, dessen Beruf im Laufe der Zeit immer hinfälliger wurde, bestand in dem Hüten der Schweine. 1687 werden die Oberdorfer Bauern von der Herrschaft aufgefordert, gleich den Niederdorfer Bauern ihrem Schweinehirten ein Brot über das zu entrichtende Getreide hinaus (2 Viertel Korn von der Hufe) zu verabfolgen. 1763 weigerten sich die größten 4 Bauern gegen Anstellung eines Gemeindehirten. Sie wurden aber ebenfalls unter Androhung von Strafe vom Klosteramte gezwungen, dem Hirten weiterhin Brot und Getreide zu entrichten. - ↑ Es sind die Ortschaften: Ostritz, Gruna, Leuba, Tauchritz, Radmeritz, Nikrisch, Deutsch- und Wendisch-Ossig, Köslitz und Leschwitz. Diese letzten beiden Dörfer besitzen auch Folgen.
- ↑ Der Flurname Folge wird vielfach mit Überschar gleichgesetzt. Die beiden Begriffe werden so zu verstehen sein, daß Überschar Wald, Weide oder Ödland bedeutet, das vom Pfluge noch unberührt lag und daher „über der Schar“ (dem Pfluge) liegend benannt wurde. Ackerland wird dagegen in der Oberlausitzer Sprachweise heute noch häufig mit pfluggängig oder mit „unter dem Pfluge liegend“ bezeichnet. Der Name Folge ist aus der Überschar als dem älteren Namen hervorgegangen und dadurch, daß diese aufgeteilten Überschar-Parzellen dem Hauptgute folgten, billiger Weise Folge genannt worden.
- ↑ Auch die Aufteilung der Folge ist durch die Größe des Hufengutes bedingt, also daß z. B. ein 6 Ruten Gut nur den 3. Teil an Folge eines 18 Ruten Gutes bekam. Ein recht anschauliches Bild hierzu bieten die Berzdorfer Folgen im Osten der Ortsflur. Als Grund und Boden gesuchter wurde, hat man nicht selten geeignetes Folgenland wieder an sogenannte Folgner (Folgengärtner und Folgenhäusler) ausgesetzt. Auch scheint es, daß man Folgenland für die künftige Zeit als ein Kirchlehn (Wiedemutland) vorsah. Denn es liegen mitunter Folgen wie z. B. in Pfaffendorf a. d. L. zwischen Bauernhufen in der Dorflage, und es ist kein Grund ersichtlich, warum man dort dieses Folgenland bei Verteilung der Hufen nicht ebenfalls in eigene Hufen aufteilte.
- ↑ Nach dem Maßstab 1:35000 von dem Jahre 1879.
- ↑ S. Heinrich v. Loesch, Zeitschrift des Vereins für Geschichte Schlesiens Bd. 63 (1929) S. 67. Darnach werden in Schlesien 1259 nach einer Lokationsurkunde herzogliche Landvoigte als Landmesser bezeugt.
- ↑ Viele dieser ehemaligen Fiebige sind eingegangen, indem man bei Ausbauung dieser Wege das dabei gewonnene Land den Anliegern namentlich den Rittergütern und Domänen zugeschlagen hat und der Name verhallt ist. – Alle die Wege, die quer oder in schräger Richtung über die Flurlage führen, wie wir solche im Görlitzer Kreise namentlich westlich der Neiße vorfinden, haben mit der Kolonisation nichts zu tun. Es sind entweder alte übernommene Slavenwege, oder sie sind erst später als Kirchwege, Mühlwege, Holzwege, Grenzwege und Pest- oder Zigeunerwege entstanden. In jüngerer Zeit sind mehrfach wegen der Industrie neue Verkehrsstraßen angelegt und Fiebige in Chausseen ausgebaut worden.
- ↑ Eins der größten Kolonistendörfer ist Langenau, Kr. Görlitz; es weist gegen 7 Fiebige auf und besteht aus sieben solcher begrenzten Abteilungen, deren jede etwa 12 Hufen ausmacht. Nach Ender: N. L. M. Bd. 45 (1868) S. 115 beruht dort die Hufenaufteilung auf dem Königshufenmaß, welches Maß von 180 Morgen einer fränkischen Doppelhufe gleichkommt.
- ↑ R. Jecht, Geschichte der Stadt Görlitz, S. 24–27.
Die Zahlen in der Dorf- und Flurlage von 1–75 bezeichnen die Katasternummern der Häuser und Bauergüter. Die eingeschriebenen Namen nennen die Besitzer der Güter bei der Verkaufsübergabe 1915 an die Stadt Dresden.
Gebäude: A Neu-Berzdorf (Siedlung Bergmannsheim) 1920–1924 erbaut. B Erste Bergwerks- und Ziegeleianlage (um 1830). C Die kleine Mühle, 1880 eingegangen und mit der Dorfschmiede Nr. 1 verschmolzen. Besitzer der Schmiede: 1878 Aug. Ludwig, 1902 G. Frindt, 1916 Stadt Dresden, 1922 Pächter P. Frindt. D Braunkohlenwerk und Dampfziegelei. E Schönauer Güter (südl. der Pließnitz). Besitzer zu I war 1578 Hans Hermann, hiernach Stammgut einer Familie Richter, 1840 A. Flamiger, 1878 A. Zachmann, jetziger Besitzer P. Küchler (siehe Gut Nr. 58). Gut 11 Stammgut einer Familie Engler, 1849 Ehrenfr. Posselt. 1890 Reinh. Queißer, 1910 Osk. Queißer. Das Gut Nr. 2 in Berzdorf ist Beigut hierzu. Nieder-Gut bis 1835 Besitzer Gottfr. Klimmt, hiernach Traug. Klimmt, 1869 Ad. Klimmt, Besitznachfolger sind dessen Schwiegersöhne Lt. Schnorenpfeil, 1906 L. Bialas, 1915 kaufte es zu Kohlenbauzwecken (sowie auch das Gut 11) die Stadt Dresden. Pächter dieser Güter (siehe Gut) Nr. 2 Berzdorf zugleich. F Gasthaus „Glückauf“ (Nr. 10) concessioniert mit Dorf-Kramhandel (eingegangen), 1875 mit Schankgerechtigkeit, durch Übertragung von Nr. 53, Besitzer Aug. Kretschmar, 1905 P. Kretschmar. G Gerichtskretscham (Nr. 11b), erbaut 1891 von Julius Zücker (s. Gut Nr. 11), Besitzer 1895 E. Pache, 1915 Stadt Dresden, Pächter E. Pache, 1922 Olga Pache, 1925 G. Buchhold, 1927 W. Reichmann. H (Halbhufner) Nr. 18, Besitzer Ad. Scholze, 1915 Stadt Dresden, hiernach Pächter 1925 Arth. Scholze, Nr. 19. Armenhaus, 1843 erbaut. I Scholze Gottlieb’s Gut, 1894 brannte es ab und ward hiernach von P. Küchler an der Nordseite der Dorfstraße neu aufgebaut. Die in der Feldflur befindlichen Ziegeleigebäude (Brennofen und Ziegelscheune) sind 1878 abgebrochen worden. J Haus Nr. 24 (in der Aue am Wasser), 1757 Besitzer Christoph Krische, 1779 dessen Sohn, zugleich Pfarrwidmutpächter Gottfr. Krische, 1910 F. Offermann. Nr. 21, altes Spritzenhaus, 1874 eingerissen. Nr. 22 (Garten) Besitzer E. Renger, 1926 P. Renger Nr. 23 Gedingewohnung zum Besitz des Gutes Nr. 25. Eigentümer P. Scholze. K Kirche (mit Kirchhof) Schule[AF 1] mit Pfarre (rot gezeichnet). L Kirchbauerngut (Nr. 26), über 300 Jahre bis 1795 im Besitz einer Familie Richter. M Nr. 56 Engler’s Gedingegarten, seit 1581 in dieser Familie, umfassend 3 Ruten, wurde 1820 von dem Bauer Engler (Schönau II) an das Nied.-Gut (in Schönauer Flur) verpachtet und bald darauf an dessen Besitzer Gottfr. Klimmt verkauft. Das Haus ward 1855 abgebrochen. N Pfarre mit Widmutgebäuden, das alte Pächterhaus (östl.) mußte 1864 wegen drohenden Einsturzes abgetragen werden. Das Pfarrhaus mit Wirtschafts- und Scheunengebäude ward 1880 neu erbaut. Als Pfarrer amtierte von 1880–1904 Herm. Leo, seitdem Pfarrer Joh. Klein. O Nr. 31 Garten (am Hussitenberge), dieser galt um 1600 noch als Widmutgarten. In der Flur des Gartens stand an der Dorfstraße das Gemeinde-Hirtenhaus. Die östl. der Pfarre gegenüberliegenden beiden Häuser Nr. 54 (seit 1883 erste Bäckerei im Dorfe, Besitzer E. Gähler, 1886 W. Mädler, 1907 K. Fritsche) und Nr. 55 sind die ehemaligen Widmutshäuser. P Gut Nr. 32 war sicher bei Gründung der Parochie nebst Aussetzung der Widemut der sog. Widmutsbauer. Auch die große Ähnlichkeit in der Fluraufteilung zwischen Widemut und diesem Gut dürfte dies mit bestätigen. – 1572 verkaufte der Bauer Lorentz Hermann eine Wiese aus seinem Gute an seinen Brüder Hans Hermann in Schönau (Gut E1). Die Wiese liegt südlich der Häuser Nr. 52 und 53 und erstreckt sich bis zum Wolfswinkel. 1730 gab dieser Wiesenverkauf wegen der Futterabfuhre auf der Berzdorfer Dorfstraße den Anlaß zu einem höchst interessanten Wegeprozeß zwischen den Gemeinden Berzdorf und Schönau, der erst 1742 durch Vergleich endete[AF 2]. Q Haus Nr. 51 (Efeuhaus) war bis 1857 Dorfschenke, Besitzer P. Dürlich. Das Haus Nr. 52, südlich der Pließnitz, mußte auf Anordnung der Amtshauptmannschaft Löbau 1898 wegen Baufälligkeit eingerissen werden. R Nr. 35 (Halbhufengut) findet sich seit mindestens 1416–1720 in den Händen einer Familie Prox (Prochses), von dieser Zeit an gehört es wiederholt als Nebengut zu Nr. 34 sowie zu Nr. 36. Von 1719 befindet sich Nr. 36 fortwährend in dem Namen Scholze (Scholtze), von 1876–1909 Besitzer Gem.-Vorstand Wilh. Scholze. S Stammgut der Familie Domsch[AF 3] bis 1814, danach im Besitz der Familie Zachmann bis 1872. T Windmühle, diese ward am 16. Dezember 1833 bei dem großen Sturme umgeworfen. Das Bauergut Nr. 40 ward 1895 und das Fiebighaus Nr. 41 [AF2] 1874 durch Feuer eingeäschert, beide sind nicht wieder aufgebaut worden. U Nr. 42, 1724 auf dem Gemeinde-Fiebig erbaut und mit Dorfkram-, Schank- und Schlachtgerechtigkeit concessioniert, im Volksmund Schalasterschenke, dann mit Rothes Restauration benannt, Besitzer 1920 F. Gräfe, 1925 ward die Schankgerechtigkeit auf Nr. 43, Restaurant und Café Eintracht (Besitzer O. Altus), übertragen. Nr. 44 Gedingewohnung des Sonderlings Karl Richter (gen. Elies Karl, † 1895). Nr. 45 Molkerei von 1903–1925, Inhaber W. Schubert. V Diese drei Bauergüter (Nr. 46–48) fielen am Nachmittag des 1. Juli 1816 einer großen Feuersbrunst zum Opfer. Nr. 46 (Stammgut der Familie Nautze) brannte nach dem Wiederaufbau 1817 abermals gänzlich ab. W Im preußischen Gebiet liegen[AF 4]: Das Kuhnaer oder Wendisch-Ossiger Wiesenhaus, ehemaliges Wächterhaus dieser Wiesen. Es führte daher früher die Hausnummer 72 von Wendisch-Ossig. In neuerer Zeit ist es der Tauchritzer Gemeinde unter Nr. 83 einverleibt worden. Seit 1740 befindet sich das Haus in Besitz der Familie Schmidt. Bis 1895 hielten sich die Bewohner kirchlich und zur Schule nach Berzdorf. X Tauchritzer Mühle. Von den Gebrüdern v. Gersdorf auf Tauchritz erhielten 1472 die beiden Klosterbauern in Berzdorf, Bernhard Döringk (Nr. 20) und Frantze Schreÿber (Nr. 57), als Entschädigung für den Wehrbau, sowie für die freie Durchfahrt durch ihren Garten zum Mühlwehre ein jeder eine Wiese und zwar: Bernhard Döringk die sog. „Alterwiese“ (im Leubaer Teich) und Frantze Schreÿber diejenige, welche in den Kuhnaer Wiesen (57) liegt. Besitzer des Gartens bis 1915 E. Lange. Siehe R. Doehler, Urk. d. Stiftes Joachimstein N. L. M. Bd. 81 (1905), S. 86–89. Y Hof zu Tauchritz wie er nach dem Brande vom 5. Mai 1686 erbaut ward. Besitzer desselben war um 1300 der Ritter Nicolaus von Neueshofe, 1322 ward damit sein Sohn Eÿmund v. N. (zugleich mit einem Anteil von Berzdorf, welcher einen Jahreszins von 10 Mark ergab, belehnt). Z Buschmühle mit Mahl- und Haferteich nebst Buschhaus. Die Mühle brannte 1874 ab und ist nicht mehr aufgebaut worden. Das Buschhaus ward 1914 eingerissen.
Wege und Fußstege: a Friedersdorfer Grenzweg (an der nördl. Flurgrenze), dieser alte Grenzweg ist im Niederdorfe schon um 1750 eingegangen. b Friedersdorfer Fußsteig seit 1880 eingegangen. c Görlitzer Stadtstege über Niecha. d Hinter Dorfsteg (Hintenrum) nur im Oberdorfe zum Theil noch erhalten. e Mühlgrabensteg, wurde auf Antrag des Kohlenwerks, trotz Einspruch des Stadtrats in Bernstadt (am 4. Mai 1921), von der Amtshauptmannschaft Löbau aufgehoben. f Gerichtssteg (nach Görlitz) diente im Niederdorfe bis zum Ausbau der Dorfstraße (1860) als Kirchweg. g Jauernicker und Niechaer Kirchweg nach Berzdorf, bis zur Erbauung der Kunnerwitzer Kirche 1839. h Jauernicker Kirchsteg, über die Kuhnaer Wiesen und den sog. Hundsteg nach Tauchritz. i Nieder-Dorfgasse von Nr. 43–49. j Wiesenmühlweg, ursprünglicher Interessentenweg zur Futterabfuhr von den Berzdorfer, Neundorfer, Niechaer und Jauernicker sog. Niederwiesen. Der Verbindungsweg von der Wiesenmühle aus mit der Chaussee ist später entstanden. k Streitholzweg, dieser Name rührt her von einem Gehölz, das sich ursprünglich zwischen Pließnitz und Gaule erstreckte, das „Streitholz“ genannt. Ein urkundlich 1408 erwähnter Weg, „der do in daz Streÿthaulcz vnd uff die wesen geht“, führt von den Landesgrenzsteinen Nr. 18 südöstlich und bildet zum Teil den Feldweg zu Gut Nr. 47 und Wiesenmühlweg. l Heustraße, von Niederfiebig bis zur Gabelung des Streitholzweges. m Querweg, führt hinter den Gütern Nr. 37–40. n Widmut oder Pfarrweg. – Die Ausmaßfläche der Gemeindewege mit Fiebigen beträgt 5 ha 40 a. Die Dorfstraße bildete früher einen von Sträuchern umzäunten Hohlweg und bei Hochwasser einen förmlichen zweiten Pließnitzlauf, mit dem Ausbau des Fahrdammes ward 1839 der Anfang gemacht und erst 1869 beendet
Gewässer: 1 Der große Teich um 1875 wegen vorkommenden Fischdiebstählen trocken gelegt und in eine Weidenanpflanzung verwandelt, in neuerer Zeit in Ackerland umgelegt. 2 Die Scheidebach (Schöbche). 3 Der Mühlteich. 4 Die Pließnitz. 5 Der Tongraben. 6 Der Kretschamteich. 7 Hüttersteich. 8 Die Steinbach mit Steinbachteich. 9 Der Pfarrsee (Pfarrsien). Torfstich von 1820 bis um 1850. 10 Der Tiefeteichgraben. 11 Der Niechaer Grenzgraben ist der schon um 1223 gesetzte uralte Grenzlauf „Koren“, zwischen Bischöflich-Meisnischen und Königlich-Böhmischen Gebiet. 12 Der Buschbach. 13 Der Volgengraben. 14 Der Bornbuschgraben. 15 Dienelsteich. 16 Hütter’ssee (Sien). 17 Zachmann’steich, um 1875 in Acker umgelegt.
Berge und Anhöhen: I Ringelberg (Schanze). II Scherbelberg mit altheidn. Begräbnisplatz (†). III Lauerberg (dieser Name bedeutet wohl soviel als Wacheberg). Der Ringelberg ist noch erhalten, während der Lauerberg und Scherbelberg versunken sind und Bruchfeld bilden. IV a Tonberg (Tonlager auf Nr. 7 und Nr. 11), b Tonberg auf der Widmut. V Kirchberg (s. Ostl. Zeitung Nr. 42, 1922). VI Husstenberg mit Garten Nr. 31 am Südhange. Der Flurname Husstenberg rührt sicher aus der Hussitenzeit her, die jedenfalls hier gelagert haben, als sie 1427 die Kirche in Brand steckten und wohl auch sonst noch den Ort verwüsteten. – Höhenangaben finden sich: auf Gut Nr. 13 an der Nordgrenze 275,3, Tonberg auf der Widmut 219,6, beim Gut Nr. 34 200,8, Triangulierstein III. Ordnung beim Nieder-Fiebig 213 und bei dem Landesgrenzstein Nr. 17 mit 195,2 N. N.
- ↑ Das Schulhaus ist (an Stelle es alten, hölzernen Schulhauses, das 1662 erbaut war) 1836 neu erbaut worden. Lehrer der Schule sind: von 1834–1878 H. Hantzsch, 1878/79 in Vertretung Sam. Schnabel emr. Lehrer in Tauchritz, 1879 Paul Gurke (†), 1880 W. Noack, † 1891, in Vertretung Lehrer Schwager emr. in Zittau, 1891 Kantor G. Glathe, Hauptlehrer emeririert 1921, dessen Nachfolger Kantor H. Oelschlägel, (Nichtständige Lehrer) von 1920–1921 Alfr. Thomas, seitdem W. Herm.
Mit Erweiterung des Kohlenwerks, sowie dem Bau von Siedelhäusern erhöht sich die Zahl der Schulkinder von etwa 25 auf 60. Wegen Platzmangel erfolgte daher 1923 ein Schulzimmereinbau im Pfarrhause. - ↑ 1915 entstand abermals in der Sache ein Streitfall wegen eines Verkaufsrechts zwischen dem Besitzer des Gutes Nr. I in Schönau P. Küchler mit der Stadt Dresden, zu deren Ungunsten der Prozeß entschieden ward.
- ↑ Abgezweigte Linien sind Domsch Jauernick und Großhennersdorf.
- ↑ Diese Angaben dürften sich aus Übersichtlichkeitsgründen früheren geschichtlichen Zusammenhangs mit Berzdorf rechtfertigen.
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Altbernsdorf (Wikipedia)
Altberthelsdorf b. Lauban
Auscha (Wikipedia)
Beheimsdorf, Behennsdorf (†)
Bernstadt (Wikipedia)
Berthelsdorf (Wikipedia)
Berzdorf (Wikipedia)
- 208, 208 (F), 209, 209 (F), 210, 210 (F), 211, 211 (F), 212 (F), 213, 213 (F), 214, 215, 215 (F), 216, 216 (F), 217, 218, 218 (F), 219 (F), 220, 220 (F), 221, 222, 222 (F), 223 (F), 224 (F), 225, 226, 226 (F), 227, 227 (F), 228, 228 (F), 229 (F), 230 (F), 231, 232 (F), 233 (F), AF1, AF2
Bischdorf
Bohra
Deutsch-Ossig (Wikipedia)
Deutsch-Paulsdorf (Wikipedia)
Dittersbach (Wikipedia)
Dresden (Wikipedia)
Ebersbach (b. Görlitz)
Eiserode (Wikipedia)
Friedersdorf (b. Görlitz) (Wikipedia)
Görlitz (Wikipedia)
- 210 (F), 211 (F), 214, 214 (F), 215 (F), 220, 222 (F), 223 (F), 224 (F), 227, 227 (F), 231, 232, 234, AF2
Großhennersdorf (Wikipedia)
Gruna
Hirschfelde (Wikipedia)
Jauernick (Wikipedia)
Stift Joachimstein (Wikipedia)
Kamenz (Wikipedia)
Kiesdorf (Wikipedia)
Klein-Neundorf (Wikipedia)
Köslitz
Kuhna
Kunnersdorf
Kunnerwitz (Wikipedia)
Langenau
Lauban (Wikipedia)
Leschwitz (Wikipedia)
Leuba (Wikipedia)
Löbau (Wikipedia)
Kloster Marienthal (Wikipedia)
Kloster Marienstern (Wikipedia)
Moys (Wikipedia)
Neu-Berzdorf (Wikipedia)
Neundorf
Niecha (Wikipedia)
Nikrisch (Wikipedia)
Ostritz (Wikipedia)
Paulsdorf, siehe Deutsch-Paulsdorf
Pfaffendorf a. d. Landeskrone (Wikipedia)
Radmeritz
Rauschwalde (Wikipedia)
Schönau (Wikipedia)
Sohland (Wikipedia)
Tauchritz (Wikipedia)
Wendisch-Ossig
Wiesa (b. Seidenberg)
Zittau (Wikipedia)