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in Berzdorf bietet einen geschlossenen Besitz von etwa 740 Hektar mit 100 Millionen Tonnen oder 1½ Milliarden Hektolitern förderbaren Kohleninhalts[1]. Ob und wann derselbe einst für elektrische Kraft nutzbar gemacht wird, bleibt der Zukunft vorbehalten. Doch sollte einmal das Alte dem Neuen, die Landwirtschaft der modernen Industrie weichen müssen, so ist dies durch diese Kaufverschmelzung mit Hirschfelde mindestens in ferne Zeit hinaus verschoben. Der im grünen Wiesental und gegenüber der Kirche liegende Tagebauteich[2] wird als ein mahnendes Wahrzeichen den kommenden Geschlechtern beurkunden, daß bereits 1924 Berzdorf dem Grubentode geweiht schien. Von Süden her sich ausbreitend, sollte der erschlossene Tagebau Schritt um Schritt dem Dorfe näherrücken und immer ein Haus und einen Bauernhof nach dem andern zum Opfer fordern. Nunmehr gehört aber diese aufgescheuchte geräuschvolle Zeit eines verunglückten Bergbauunternehmens wieder der Vergangenheit an, und Berzdorf ist wieder das, was es vordem war, ein stilles Bauerndorf.

IV. Die Hufenaufteilung.

Als die erobernden Deutschen im 10. und 11. Jahrhundert das Land Milska (die Oberlausitz) in Besitz nahmen, machten sie sich die ansässigen Wenden untertan, und es ließen sich die Ritter aus der Meißnischen Mark und dem Osterlande in die Dorfmarken als Herren nieder. Doch blieb die Oberlausitz bei der damals schwachen deutschen Oberschicht zunächst noch immer ein Wendenland. Erst als allmählich die Deutschen sich immer stärker nach Osten schoben, erhielt unsere Gegend ein deutsches Gepräge, die damalige bäuerliche Kolonisation der Oberlausitz erhielt zuerst in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts ihren Abschluß[3].

Wie aus der beigefügten Flurkarte ersichtlich ist, hat man Berzdorf (mit Einschluß des Rittergutes, dessen Aufteilung in Bauergüter, wie wir weiter sehen werden, freilich erst um 1317 erfolgte) in 22 Bauernhufen[4]


  1. Die Förderung des alten Tiefbaubetriebes in Berzdorf betrug jährlich annähernd 1000 Tonnen. Als die Stadt Dresden 1917 das Werk auf eigene Rechnung übernahm, ward die Förderung durch Schaffung einer neuen Wasserhaltung sowie neuen Förderanlage nach und nach auf das Siebenfache gesteigert. Wegen des reichen Vorkommens von brauchbarem Ton und Lehm ward 1872 von der Firma E. Geißler dem Werk eine Ziegelei angeschlossen. (Eine schon um 1834 bestehende Ziegelei scheint nur kurze Zeit im Betriebe gewesen zu sein). 1897 ward von derselben Firma ein neuer Ziegelofen, sowie der noch gegenwärtige (45 Meter hohe) Schornstein erbaut. 1920 erfolgte durch die Stadt Dresden der Bau einer vollständig neuen Ziegeleiofenanlage. Das erst seit Juni 1927 bestehende Pachtverhältnis der A.-G. Sächs. Werke mit der Pächterin Firma Dampfziegelei Berzdorf a. d. Eig., G. m. b. H. ward infolge Konkursverfahrens Ende 1928 wieder aufgehoben. Neuer Pächter der Ziegelei ist Baumeister A. Sommer in Bernstadt.
  2. Die Fläche des Tagebauteichs, welche die Form eines Dreiecks zeigt, beträgt: 5 ha 25 a. Die Tiefe des Teiches ist 30 Meter, an Stelle der Stollensohle (nordwestl.) 35 Meter. Er ist von einem Landwirt aus Kiesdorf gepachtet, der diesen Teich mit Karpfen und Forellen besetzt hat und Angelkarten ausgibt.
  3. S. Walther Jecht, Neue Untersuchungen zur Gründungsgeschichte der Stadt Görlitz, N. L. M. Bd. 95 (1919) S. 10.
Empfohlene Zitierweise:
Ernst Krische: Die Siedlungsverhältnisse von Berzdorf auf dem Eigen. In: Neues Lausitzisches Magazin. Görlitz: Selbstverlag der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften, 1929, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NLM_1929_Seite_218.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)