Nānak erhielt auf Verwendung seines Schwagers ebenfalls eine Anstellung im Commissariat und hielt sich zu allgemeiner Zufriedenheit. Seine Frau mit ihren zwei Kindern liess er, troz ihrer Gegenvorstellungen (in Talvanḍī) zurück, da sein Familienleben kein glückliches war, wohl durch seine eigene Schuld, indem nichts nachtheiliges über seine Frau berichtet wird. In Sultānpur gesellte sich zu ihm ein gewisser Mardānā, von Profession ein bettelnder Musicant, seines Glaubens ein Musalmān. Mit diesem brachte er nach der Tagesarbeit die Nächte im Lob Gottes zu, indem Mardānā auf dem Rebeck spielte, während Nānak dazu Verse improvisirte. Eines Morgens ging er in den vorbeifliessenden Canal um zu baden. Während er badete, ergriffen ihn Engel und brachten ihn vor Gottes Gegenwart. Dort erhielt er die prophetische Weihe, indem ihm ein Becher Nectar gereicht wurde, mit der Aufforderung, auf Erden den Namen Hari’s zu verkündigen. Darauf wurde er wieder in den Canal zurückgebracht und er ging heim. Er wurde mit allgemeinem Erstaunen empfangen: denn sein Diener, dem er, als er in den Canal hineingieng, seine Kleider anvertraut hatte, war, als Nānak nicht mehr heraus kam, nach Hause gelaufen und hatte verkündigt, dass Nānak ertrunken sei. Der Khān selbst war auf diese Anzeige an den Canal geritten und hatte Fischern den Auftrag gegeben mit ihren Nezen den Leichnam zu suchen, aber sie hatten ihn nicht finden können.
Auf dieses Ereigniss hin, das irgendwie einen historischen Kern zu haben scheint, vertheilte Nānak alles, was er hatte, verliess sein Haus und wurde ein Faqīr, wobei ihn Mardānā begleitete. Der Khān wollte den treuen Diener durchaus in seinem Dienste zurückhalten, aber Nānak wankte nicht in seinem Entschluss.
Ganz anders erzählen die Sache die späteren Compilationen. Nānak geht auf Antreiben der Rāe Bulār, der es nicht mit ansehen kann, dass Kālū seinen grossen Sohn so respectswidrig behandelt, und auf Einladung seines Schwagers Jairām nach Sultānpur und wird dort angestellt. Er gibt aber so reichlich Almosen, dass Jairām es fur gerathen hält Kālū darüber Bericht zu erstatten, der
E. Trumpp: Nanak, der Stifter der Sikh-Religion., München 1876, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Nanak_der_Stifter_der_Sikh-Religion.djvu/14&oldid=- (Version vom 1.8.2018)