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den sich viele Schüler versammelten. Er lebte in dem Dorfe Gōvindvāl am Biās, wo er einen tiefen Brunnen anlegte, in dem 84 Stufen bis an den Rand des Wassers hinabführen. Obgleich ungelehrt war er intelligent und seine ziemlich zahlreichen Compositionen im Granth zeichnen sich durch Einfachheit und Klarheit aus. Er starb A. D. 1574, nachdem er, mit Uebergehung seines Sohnes Mōhan seinen Schwiegersohn Rāmdās, einen Khatrī von der Sōḍhī Familie (सोढी) zu seinem Nachfolger ernannt hatte.

Rāmdās, der vierte Guru, aus dem Dorfe Gurūčakk गुरूचक्क gebürtig, verlegte seinen Wohnsiz nach dem Tode seines Schwiegervaters in sein heimathliches Dorf. Seine Einkünfte, die aus den freiwilligen Gaben der Schüler flossen, müssen schon beträchtlich gewesen sein: denn sie sezten ihn in den Stand, einen alten Teich prächtig zu restauriren und zu erweitern, in dessen Mitte er einen Tempel baute, den er Harimandar (हरिमंदर) nannte. Dem Teich selbst gab er den Namen Amritsar (अम्रितसर Nectarteich) und der sich darum erhebende Stadttheil wurde nach ihm zuerst Rāmdāspur genannt, später aber wurde der Name Amritsar auf die ganze rasch aufgeblühte Stadt ausgedehnt und der alte Name Gurūčakk gerieth in Vergessenheit. Dies war für die Befestigung des Sikhismus von der grössten Wichtigkeit: denn sie erhielten nun ein festes Heiligthum, wo die Schüler um den Guru jährlich einmal zusammenströmten und in dem Nectarteiche ihre Ablution vollzogen.

Rāmdās, obschon ohne alle wissenschaftliche Bildung, war ein bedeutender Mann, der auch schriftstellerisch sehr thätig war. Er hat viele Verse verfasst, die einen bedeutenden Theil des Granth ausmachen und wenn sie auch keine Originalität der Gedanken verrathen, doch zu den besseren Compositionen desselben gehören.

Er brachte seine Lebenstage in Frieden und Ruhe zu, da unter ihm die Organisation der Sikhs noch nicht so weit vorgeschritten war, um den Argwohn der muhammedanischen Regierung zu erregen. Er starb A. D. 1581, nachdem er seinen Sohn Arjun zu seinem

Nachfolger ernannt hatte.

Empfohlene Zitierweise:
E. Trumpp: Nanak, der Stifter der Sikh-Religion., München 1876, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Nanak_der_Stifter_der_Sikh-Religion.djvu/34&oldid=- (Version vom 1.8.2018)