Guru Gōvind Singh auf die unablässigen Klagen der Sikhs hin dasselbe wieder aufheben musste.
Unter Guru Arjun, der ein energischer Mann nach allen Seiten hin war, nahmen die Schüler sehr zu und verbreiteten sich über das ganze Fünfstromland. Ueber die Ursache seines Todes, der im Jahre 1606 erfolgte , gibt es verschiedene Berichte. Die gewöhnliche Sikh Tradition (cf. Sikhā̃ dī rāǰ dī vithiā, pg. 31) ist, dass Guru Arjun seinen Sohn Hargōvind mit der Tochter von Čandū-sāh eines kaiserlichen Finanzbeamten im Panjāb habe verloben wollen, der jedoch die Parthie etwas verächtlich abwies. Daraus entstand eine Feindschaft zwischen beiden Familien. Čandū-sāh soll in Folge davon den Guru beim Hofe in Dillī angeschwärzt haben, so dass er nach Lāhōr vorgeladen und dort in schwerem Gefängniss gehalten wurde. Er soll endlich den Kaiser dazu überredet haben, denselben in eine rohe Kuhhaut einnähen und verbrennen zu lassen Als die Kuhhaut gebracht wurde, soll er sich die Gnade ausgebeten haben, noch vorher im Rāvī baden zu dürfen. Als ihm dies gestattet wurde, soll er in den Fluss gestiegen und darinnen verschwunden sein, so dass man troz alles Suchens seinen Leichnam nicht finden konnte. (A. D. 1606).[1]
Der Dābistān (II. p. 272) jedoch stellt die Sache anders dar. Arjun soll sich an der Rebellion Chusrau’s, des Sohnes Jahāngīr’s betheiligt und nach Niederwerfung derselben gefänglich eingezogen worden sein. Er wurde zur Bezahlung einer schweren Geldbusse verurtheilt, die er nicht erlegen konnte oder wollte. Er starb im Gefängniss in Folge der ihm wiederfahrenen Behandlung. Es ist kaum zu zweifeln, dass die Erzählung des Dābistān die richtige
Ursache der Einkerkerung Arjun’s angibt und dass die Sikhs
- ↑ Diese Tradition jedoch lässt sich schwer mit dem Factum vereinigen, dass Arjun’s Grabmal auf der Westseite ausserhalb des Forts von Lāhōr bis auf den heutigen Tag steht. Ich habe es selbst öfters besucht; es ist mit Malereien, die Geschichte Krishṇa’s, seines Lieblingsgottes, darstellend bedeckt und ein ansehnliches, solides Gebäude, bei dem mehrere Sikh Bhāīs den Dienst verrichten, welche mir einige Reliquien von Arjun vorzeigten. Wenn man seinen Leichnam nicht mehr fand, wozu das Grabmal?
E. Trumpp: Nanak, der Stifter der Sikh-Religion., München 1876, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Nanak_der_Stifter_der_Sikh-Religion.djvu/36&oldid=- (Version vom 1.8.2018)