Nur noch! Diese Worte bergen gewiß ein sehr ernstes Problem.
Die alte Welt ist gegenüber dem Zustand vor dem Weltkrieg verarmt, fast ganz Europa zum mindesten, und nur die Vereinigten Staaten von Amerika sind reich geblieben und weit reicher geworden, als sie vor dem Weltkriege gewesen sind. Diese Tatsache muß allen Entschließungen zugrunde gelegt werden. Freilich zunächst handelt es sich nicht um erhebliche Summen.
Eine Reise nach Moskau, die der oder die Unterhändler mit der Sowjet-Regierung zu unternehmen haben, fällt zunächst geldlich nicht ins Gewicht. Und haben die Moskauer Unterhandlungen das erwartete Ergebnis gehabt, so ist auch die Bereisung der Sowjet-Republiken, um die von der russischen Regierung vorgeschlagenen Gebiete für die ländliche Kolonisation zu prüfen, und um die Entwicklungsmöglichkeiten einer Reihe von Städten daraufhin zu untersuchen, ob die Ueberführung von Handwerkern und Arbeitern dorthin wirtschaftlich zu empfehlen ist, keine riesige Belastung. Die Leistung dieser Vorarbeit – selbst wenn an ihr eine Reihe kompetenter Personen beteiligt ist – erfordert keine unerschwinglichen Beträge.
Erst wenn die erforderlichen Unterlagen vorhanden sind, und die Uebersiedlung selbst in Angriff genommen wird, steigen stark die Beträge, die sich als notwendig erweisen.
Es sollte zu erreichen sein, daß auch die Sowjet-Republiken an der weiteren Aufbringung dieser Mittel sich beteiligen, entweder durch geldliche Beihilfen oder durch Gewährung von staatlichen Diensten ohne Entgelt. Die Ueberführung der in andere Gebiete zu Transportierenden kostenlos auf den Eisenbahnen; geldliche Beihilfe für die Anschaffung von Maschinen und Baumaterialien; die Freistellung der Uebersiedler
Paul Nathan: Das Problem der Ostjuden. Philo Verlag und Buchhandlung GmbH, Berlin 1926, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Nathan-Das_Problem_der_Ostjuden_(1926).djvu/34&oldid=- (Version vom 1.8.2018)