werden auf eigene Kosten Verwandte und auch Freunde, die ihnen alsdann auch Arbeitsgehilfen sein können, nachkommen lassen. Auch die Binnenwanderung wird aus eigener Kraft weitere Binnenwanderer hinter sich herziehen.
Trotz allem ist nicht zu verkennen, ohne sehr große Geldmittel, die nach Lage der heutigen wirtschaftlichen Verhältnisse im wesentlichen nur aus den Vereinigten Staaten von Amerika kommen können, ist die Umsiedlung der Ostjuden in großem Umfange nicht durchzuführen. Im anderen Falle bleibt diese Aufgabe im wesentlichen ungelöst; sie kann eine individuelle Wohltat sein für Einzelne, für Familien, für Hunderte allmählich; eine Lösung oder auch nur eine wesentliche Beeinflussung der Ostjudenfrage, dieses Problems, das Millionen betrifft, ist allein unter den angedeuteten Voraussetzungen zu erreichen.
Ist es möglich, diese erheblichen Beträge in gegebener Zeit, also allmählich, aufzubringen? Bei entsprechender Opferwilligkeit der amerikanischen Juden, die sich in so hohem Grade bewährt haben, und der Juden der ganzen Welt, sollte das vorgesteckte Ziel zu erreichen sein, wenigstens im Laufe von Jahren; und es muß immer wieder hervorgehoben werden, daß Riesenbeträge für den Anfang durchaus nicht erforderlich sind.
Und jedenfalls sollten die Vorarbeiten geleistet werden: das sind
1. die Verhandlungen und die Festsetzungen mit der Sowjet-Regierung in Moskau;
und sind sie zu einem günstigen Abschluß gelangt,
2. die Bereisung Rußlands von einer geeigneten, zweckmäßig zusammengesetzten Kommission, die alsdann die konkreten Vorschläge zu machen
Paul Nathan: Das Problem der Ostjuden. Philo Verlag und Buchhandlung GmbH, Berlin 1926, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Nathan-Das_Problem_der_Ostjuden_(1926).djvu/36&oldid=- (Version vom 1.8.2018)