wohl aber die Schranken eines Briefs überschreiten würde, wenn ich Ihnen eine Beschreibung des Details beyfügte. Was die Ansicht des Schlosses betrifft, so nimmt ebenfalls der Unterbau anderthalb Geschoß ein, mit bäurischem Werke gezieret. Auf diesem erhebt sich die Dorische Ordnung mit gekuppelten Säulen in den fünf Vorlagen und mit einzelnen Wandpfeilern in den Rücklagen. Der mittlere Vorsprung tritt mit einer Rundung, den Grundsätzen der Kunst gemäß weiter hervor als die übrigen, und eben dieser Runde halber konnte kein Giebel angebracht werden; der Erfinder hat sich deswegen eines Aufsatzes von Bildhauerey bedienet, der aber etwas zu niedrig aussah. Doch diesem hätte gar leicht durch ein erhabenes Postament geholfen werden können, da ohnedem eine Zocke über dem Hauptsimms herum lief. Die außerwesentlichen Zierrathen waren wie im vorhergehenden ebenfalls klug und sparsam angebracht.
So schwer es nun ist, ein ganzes königliches Schloß regelmäßig zu erfinden, eben so schwer werden Sie es mit mir finden, Kirchen sammt ihren Thürmen mit Säulenordnungen anzugeben. Aber auch hierinne haben sich zwey junge Leute hervorgethan. Der eine ist Herr Wilmsen, ein Holsteiner, der sich seit drey Jahren hier aufhält, um bey der Akademie die Baukunst zu erlernen; dieser, der vor dem Jahre ein Landhaus nach ionischer Ordnung und ein Portal nach der Entfernung gezeichnet, ausgestellet hatte, hat heuer eine Kirche von seiner Erfindung gezeichnet, daran
Unbekannt: Schreiben an den Herausgeber der N. B. der schönen Künste und Wissenschaften, die Gemälde-Ausstellung in Dresden vom vorigen Jahre (1768) am 5ten März betreffend
Schreiben über die Ausstellung der Dresdner Architectur-Akademie in den Jahren 1768 und 1769. Dyckische Buchhandlung, Leipzig 1769, Seite 337. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neue_Bibliothek_der_sch%C3%B6nen_Wissenschaften_Akademieausstellungen_Dresden_1768_1769.djvu/26&oldid=- (Version vom 19.10.2024)