ist die freye Handzeichnung der außerwesentlichen Zierrathen desto besser und correkter bey ihnen: dieses ist es, was vielen deutschen Baumeistern noch mangelt, und diese Handzeichnung ist es eben, die den Geschmack in der Baukunst bilden kann. Kann man es aber wohl von ihnen verlangen, da man bishero diese Kunst blos in der Kenntniß des Bauzeuges, deßen Bearbeitung und wohlfeilen Behandlung, auch geschwinder Errichtung der Gebäude gesuchet hat? Aber auch hierinne ist, wie ich gehöret habe, durch die Fürsorge des Herrn Geheimen Legationsrath, und Generaldirectors der Künste und Kunstakademien, Herrn von Hagedorn, gute Veranstaltung getroffen worden. Dieser Patriot ist es allein, unter dessen Antriebe eine neu errichtete Akademie binnen fünf Jahren so steigen konnte. Die Classe der Baukunst hat einen besondern Unterlehrer der Zeichnung Herrn Friedrich erhalten, der die Schüler zum saubern Zeichnen kleiner Figuren anhalten soll; da sie bey den übrigen Professoren ins Große und so gar nach dem Leben zeichnen und in Thon bilden lernen können. Ja, was noch mehr ist; so legen sich viele der ältesten Zuhörer auf die Radierkunst, damit sie alle ihre gute Erfindung an statt der Zeichnung ausstellen, doppelte Geschicklichkeit zeigen, und sich desto bekannter machen mögen. Hierinne ahmen sie den jungen Baukünstlern in Paris nach.
Ein edler Vorsatz, die Kunst recht allgemein zu machen! Auf solche Weise wird mein Brief
Unbekannt: Schreiben an den Herausgeber der N. B. der schönen Künste und Wissenschaften, die Gemälde-Ausstellung in Dresden vom vorigen Jahre (1768) am 5ten März betreffend
Schreiben über die Ausstellung der Dresdner Architectur-Akademie in den Jahren 1768 und 1769. Dyckische Buchhandlung, Leipzig 1769, Seite 344. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neue_Bibliothek_der_sch%C3%B6nen_Wissenschaften_Akademieausstellungen_Dresden_1768_1769.djvu/33&oldid=- (Version vom 20.10.2024)