Unbekannt: Ueber die Gemäldeausstellungen der Akademie der bildenden Künste in Dresden, in den Jahren 1769 und 1770 | |
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daher nur jenen überflüßigen Zierrath, so bald er elend ist, so bald er zu jenen Kupfern in schlechtern Verhältnisse steht, als die Holzschnitte zu der schönen Melusina, zu den Holzschnitten, die ehemals Herr Gesner zu seinen Idyllen angegeben hat; möchten sie dieses Spielwerk doch nur gar weglassen. – In der besten Welt will freylich der unwissende Künstler auch leben. Er setze nur denjenigen Theil des Erdbodens, den er in eine Vignette bringen will, weder auf Muschelwerk, noch auf Wandconsolen: und arbeite dann immerhin; der gute Geschmack wird doch endlich den schlechten überleben. Dann wird auch selbst ein so wohl gerathnes Bildniß, als das Bild des berühmten Malers Seybold von Herrn Geyser, für eine Monatsschrift von keiner unerwarteten Schönheit seyn. Die geistigen Drucke in demselben rechtfertigen den Wunsch, noch mehr in dieser Art von Herr Geysern, und selbst nach Seybold zu sehen, der mehr als bloß fleißige Köpfe auf dennerische Art malen konnte. In Rembrand- oder spagnolettischen Geschmacke haben seine Schatten diejenige Klarheit, die dem Kupferstecher die Vorsichtigkeit auflegt, aber ihn auch mit mehrerer Lust arbeiten läßt, als wo gar zu körperliche Farben so genannte taube Stellen im Schatten und dessen Nachahmung wirken.
Hierauf verglichen wir an der Artemisia die Züge, dergleichen sich Strange eigen gemacht zu haben schien, mit derjenigen Manier, womit das darneben
Unbekannt: Ueber die Gemäldeausstellungen der Akademie der bildenden Künste in Dresden, in den Jahren 1769 und 1770. Dyckische Buchhandlung, Leipzig 1772/1773, Seite 308. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neue_Bibliothek_der_sch%C3%B6nen_Wissenschaften_Akademieausstellungen_Dresden_1769_1770.djvu/36&oldid=- (Version vom 3.11.2024)