– In dem anstoßenden aber, welches denen Produkten der Unterlehrer, Pensionärs und Dilettanten eingeräumt ist, zog vor allen eine große Landschaft des jüngern Klaß unsere Aufmerksamkeit auf sich, ein Thal aus der Blankensteiner Gegend mit Tannen und Buchen besetzt. Ein Bach durchfließt dieses Thal, und macht, indem er über ein Wehr stürzt, einen schäumenden Wasserfall. Die Luft hat Herr Klaß im Geschmack des Salvator Rosa gehalten. Die wenigen Figuren, welche diese Landschaft beleben, sind gut gezeichnet und die, durch gut gewählte Schatten und Licht bewirkte glückliche Auseinandersetzung der Bäume, in diesem dichten Gehölze ist ein redender Beweis, welche vorzügliche Talente dieser junge Mann zum Landschafter hat. Noch war von ihm in einem andern Zimmer, ein gut gemalter Mondschein, und eine dritte Landschaft zu sehen. – Diese führen mich zu dem Gemälde seines ältern Bruders, des bekannten Zeichners. – In diesem Jahre hatte er uns ein Kniestück, die Malerey unter dem Schutze der Weisheit gegeben. Zweydeutig war es, ob die Weisheit segnete oder warnte. – Die Auflösung dieses Räthsels hatte mich in der That zu einem so tiefen Nachdenken gebracht, daß ich fast vor einem nicht übel gemalten Bilde des ältern Friedrichs; vor vier gewiß nicht ohne Verdienst komponirten Erfindungen von Mietsch, einer Geburt, einer Verbannung aus dem Paradieß, einer Verkündigung und einer
Unbekannt: Ueber die Dresdner Gemäldeausstellung vom Jahres 1781. Dyckische Buchhandlung, Leipzig 1781, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neue_Bibliothek_der_sch%C3%B6nen_Wissenschaften_Gem%C3%A4ldeausstellung_Dresden_1781.djvu/17&oldid=- (Version vom 29.9.2024)