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Seite:Neuesarchivfur03sach.djvu/108

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Hermann Knothe: Das Landeswappen der Oberlausitz

die letzten Regierungsjahre Karls IV., also in die Zeit zwischen 1373–1378. Die Mauer hat daselbst drei ganze Zinnen, von denen die eine bis an den (heraldisch) rechten Schildrand reicht. Man sieht, das betreffende Wappenbild stand damals noch gar nicht fest. Ja, obgleich sichtlich zur heraldischen Bezeichnung der nachmaligen Oberlausitz dienend, war es noch keineswegs das Landeswappen der gesammten damaligen Oberlausitz.

Das ursprünglich slavische Land Milsca ward nach der Eroberung durch die Deutschen im zehnten Jahrhundert nach der einzigen damals darin bestehenden Stadt und Feste, dem jetzigen Bautzen, bis über die Mitte des 13. Jahrhunderts hinaus „Gau“ oder „Land Budissin“ genannt.[1] Im Jahre 1268 theilten die beiden Linien der Markgrafen von Brandenburg aus dem Hause Askanien unter sich fast alle ihre Länder und so auch das ihnen damals gehörige Land Budissin. Das Löbauer Wasser bildete die Grenze zwischen dem westlichen Theile mit der Stadt Budissin und zwischen dem östlichen mit der inzwischen entstandenen Stadt Görlitz. Jede dieser beiden Hälften wurde nun selbst als „Land“ bezeichnet und so gab es von jetzt an ein Land Budissin im engeren Sinne des Wortes, nämlich die westliche Landeshälfte, und ein Land Görlitz, welches von den Weichbilden Görlitz, Lauban und von dem Queisskreise gebildet ward. In jeder dieser beiden Hälften herrschten seitdem besondere Landesherren, schalteten besondere Landvögte, wurden besondere gesetzliche Bestimmungen erlassen. Görlitz war hierdurch ebenso Hauptstadt für die östliche Hälfte geworden, wie es Bautzen für die westliche war. 1319 starb mit Markgraf Waldemar das Haus der Askanier in Brandenburg aus. Das Land Budissin stellte sich sofort wieder unter die Krone Böhmen, zu welcher es früher gehört hatte; das Land Görlitz dagegen wurde von Herzog Heinrich von Jauer okkupiert, gelangte aber 1329, beziehentlich 1346 ebenfalls wieder an Böhmen zurück. Seitdem gab es nun wieder bloss einen einzigen Landvoigt im ganzen Lande, der zu Bautzen, jetzt wieder der einzigen Landeshauptstadt, residierte. Aber nicht nur im Volksbewusstsein blieb die östliche Hälfte mit ihren vielfach


  1. Vgl. über das Nächstfolgende unseren Aufsatz in v. Webers Archiv für die sächsische Geschichte N. F. I, 63 fgg.: „Die verschiedenen Benennungen der Oberlausitz“, woselbst auch die urkundlichen Belege.
Empfohlene Zitierweise:
Hermann Knothe: Das Landeswappen der Oberlausitz. In: Neues Archiv für Sächsische Geschichte und Alterthumskunde. Dritter Band, Zweites Heft. Wilhelm Baensch Verlagshandlung, Dresden 1882, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neuesarchivfur03sach.djvu/108&oldid=- (Version vom 1.8.2018)