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Hermann Knothe: Das Landeswappen der Oberlausitz

der Lande Budissin, Görlitz, Zittau, Lauban, Löbau und Kamenz“, „Lande und Städte zu Budissin, Görlitz, Zittau u. s. w.“, „Landmanne und Rathmanne der sechs Lande und Städte Budissin u. s. w.“, „Manne und Städte der Sechslande“, „Land der Sechsstädte“, endlich sogar schlechtweg „Die Sechsstädte“. Als „Sechsstädte“ wurde das gesammte Land selbst auf den Reichstagen zu Nürnberg 1422 und 1431 und ebenso noch in dem Frieden zu Olmütz 1479 bezeichnet. So entbehrte denn gerade zur Zeit des Königs Mathias von Ungarn das Land eines wirklichen Landesnamens; denn „Sechsstädte“ ist ein solcher sicher nicht.

Seit der Inkorporation auch der (Nieder-) Lausitz in die Krone Böhmen (1373) waren infolge des gesteigerten Verkehrs zwischen diesem Lande und dem „Lande Budissin und Görlitz“ zunächst nur im Volksmund Ausdrücke üblich geworden, welche lediglich von den natürlichen Bodenverhältnissen hergenommen waren. Man nannte das gebirgigere Land Budissin „das Oberland“, seine Bewohner „die Oberländer“, seine Städte „die oberen Städte“; die flache (Nieder-) Lausitz dagegen „das Niederland“, seine Städte „die niederen“. So war denn hierdurch zumal für Fernwohnende der Weg gebahnt, diese beiden Länder, welche dicht aneinander grenzten, in gleicher Weise mit der Krone Böhmen verbunden waren, oft auch von ein und demselben Landvogt verwaltet wurden, auch mit ein und demselben Landesnamen zu belegen und nur durch den Zusatz „Ober-“ und „Nieder-“ zu unterscheiden. Hätte das obere Land noch den alten Namen „Land Budissin“ geführt, so würde eine solche Uebertragung eines ganz fremden Landesnamens auf dasselbe kaum erfolgt sein. Aber die damals übliche Bezeichnung „die Sechsstädte“ schien die Hinzufügung eines bestimmten Landes, in welchem diese sechs Städte gelegen seien, zu verlangen. Schon früher war bisweilen selbst in Urkunden, aber lediglich aus geographischer Unkenntnis, das Land der Sechsstädte mit der (Nieder-) Lausitz verwechselt worden.[1] Seit aber (1469) beide Länder unter die Herrschaft des Königs Mathias von Ungarn gekommen waren, bediente sich die königliche Kanzlei in dem fernen Ofen[WS 1] immer häufiger der Ausdrücke „Ober- und Niederlausitz“; nach und nach wurden dieselben auch von den durch die ungarische Regierung eingesetzten


  1. Beispiele in v. Webers Archiv a. a. O. 72.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Buda (deutsch Ofen) ist heute ein Stadtteil der ungarischen Hauptstadt Budapest.
Empfohlene Zitierweise:
Hermann Knothe: Das Landeswappen der Oberlausitz. In: Neues Archiv für Sächsische Geschichte und Alterthumskunde. Dritter Band, Zweites Heft. Wilhelm Baensch Verlagshandlung, Dresden 1882, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neuesarchivfur03sach.djvu/115&oldid=- (Version vom 1.8.2018)