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umgebende Flüssigkeit ist, wird untersinken, ein specifisch leichterer Körper wird aufsteigen, und beide werden eine Bewegung und Gestaltänderung erlangen, soweit jener Ueberschuss oder Mangel an Schwere es bewirken kann. Beide, Ueberschuss und Mangel, stehen nämlich in der Kategorie einer Kraft, durch welche der, übrigens mit den Theilen der Flüssigkeit im Gleichgewicht stehende, Körper getrieben wird, und sie kann mit dem Mehr- oder Mindergewicht in einer Wagschale verglichen werden.

Zusatz 6. Körper, welche sich in Flüssigkeiten befinden, haben daher eine zweifache Schwere, die eine, welche die wahre und absolute, die andere, welche die scheinbare, gewöhnliche und relative genannt wird. Die absolute Schwere ist die ganze Kraft, mit welcher ein Körper sich abwärts zu bewegen strebt, die relative oder gewöhnliche ist das Uebermaass der Schwere, mit welchem ein Körper starker als die ihn umgebende Flüssigkeit abwärts strebt. Vermöge der Schwere der ersten Art gravitiren die Theile aller Flüssigkeiten und Körper an ihren eigenen Orten, und bilden daher, durch Verbindung ihrer Gewichte, das Gewicht des Ganzen. Denn jedes Ganze ist schwer, wie man in Gefässen sehen kann, welche mit einer Flüssigkeit angefüllt sind, und das Gewicht des Ganzen ist der Summe der Gewichte aller Theile gleich und wird daher aus ihnen zusammengesetzt. Durch die Schwere der anderen Art gravitiren die Körper nicht an ihren Orten, d. h. unter einander verglichen, überwiegen sie nicht an Schwere, sondern verhindern die gegenseitigen Versuche herabzusteigen, und verbleiben daher an ihren Orten, als ob sie gar nicht schwer wären.

Was sich in der Luft befindet und nicht überwiegend schwer ist, hält man gewöhnlich nicht für schwer. Was an Schwere überwiegt, nennt man gewöhnlich schwer, so weit es nicht durch das Gewicht der Luft getragen wird. Die Gewichte sind nach der gewöhnlichen Bezeichnung nichts anderes, als das Uebermaass der wahren Gewichte über das der Luft. Man nennt daher gewöhnlich auch dasjenige leicht, was weniger schwer als die Luft ist und, indem es der schweren Luft nachgiebt, in die Höhe steigt. Die relativ leichten Körper sind dies aber nicht in Wahrheit, weil sie im leeren Raume herabsteigen. So sind auch im Wasser Körper, welche wegen ihres grösseren oder kleineren Gewichtes ab- oder aufsteigen, vergleichsweise und scheinbar schwer oder leicht, und ihre relative und scheinbare Schwere oder Leichtigkeit ist das Uebermaass oder der Mangel an Gewicht, um welches das wahre Gewicht derselben dasjenige des Wassers respective übertrifft, oder von ihm übertroffen wird. Was aber weder durch überwiegendes Gewicht sinkt, noch der überwiegenden Flüssigkeit nachgebend aufsteigt, wird, wenn es auch durch sein wahres Gewicht dasjenige des Ganzen vermehrt, relativ und im gewöhnlichen Sinne nicht schwer im Wasser genannt. Der Beweis dieser Fälle ist einander ähnlich.

Empfohlene Zitierweise:
Isaac Newton: Mathematische Principien der Naturlehre. Robert Oppenheim, Berlin 1872, Seite 286. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NewtonPrincipien.djvu/294&oldid=- (Version vom 1.8.2018)