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die Flecke auf der Sonnenscheibe nach 27½ Tagen in dieselbe Lage, in Bezug auf die Erde zurückkommen; so muss die Sonne sich in Bezug auf die Fixsterne ungefähr in 25½ Tagen umdrehen.[1] Da der Tag des sich gleichförmig um seine Axe drehenden Mondes einen Monat beträgt, so wird immer sehr nahe dieselbe Seite desselben dem entfernten Brennpunkte zugewendet sein und, je nach der Lage dieses Brennpunktes auf der einen oder andern Seite von der Erde abgewendet sein. Dies ist die Libration des Mondes in der Länge. Was seine Libration in der Breite betrifft, so entspringt dieselbe aus seiner Breite und der Neigung seiner Axe gegen die Ekliptik. Mercator hat diese Theorie der Libration, nach meinen Briefen an denselben, in seiner 1676 erschienenen Astronomie weitläufig ausgeführt.

Der am weitesten entfernte Trabant des Saturns (der 6.) scheint sich mit einer ähnlichen Bewegung um seine Axe zu drehen, und dem Saturn immer dieselbe Seite zuzuwenden. So oft er sich nämlich dem östlichen Theile der Bahn dieses Planeten nähert, sieht man ihn kaum und bisweilen verschwindet er gänzlich. Dies kann daher rühren, dass er der Erde alsdann einen Theil seiner Oberfläche zuwendet, auf welchem sich Flecken befinden. Dies hat Cassini bemerkt.

Der entfernteste Trabant des Jupiters scheint ebenfalls sich auf dieselbe Weise um seine Axe zu drehen. Er hat nämlich in dem, dem Jupiter entgegengesetzten Theile seiner Oberfläche einen Flecken, welchen man jedesmal, wenn der Trabant zwischen dem Jupiter und unserm Auge vorübergeht, so sieht, als ob er sich auf der Scheibe des Jupiters selbst befände.

§. 22. Lehrsatz. Die Axen der Planeten sind kleiner, als die Durchmesser ihrer Aequatoren.

Hätten die Planeten keine tägliche Rotationsbewegung um ihre Axen, so müssten sie, wegen der überall gleichen Schwere ihrer Theilchen, kugelförmig sein. Die Rotationsbewegung bewirkt, dass die Theile, welche sich von der Axe zu entfernen streben, gegen den Aequator ansteigen. Wäre aber die Materie, woraus sie bestehen, flüssig, so würde ihre Erhebung gegen den Aequator den Durchmesser dieses Kreises vergrössern, und ihr Sinken an den Polen die Axe verkleinern. Nun lehren uns die astronomischen Beobachtungen, dass auf dem Jupiter der von einem Pole zum andern gehende Durchmesser kleiner ist, als der von Osten gegen Westen gerichtete. Durch ähnliche Raisonnements werden wir sehen, dass, wenn unsere Erde nicht am Aequaetor etwas höher als an den Polen wäre, die Meere an den letzteren sich senken, am ersteren sich erheben und so diese Länder überschwemmen würden.

§. 23. Lehrsatz. Man soll das Verhältniss der Axen eines Planeten finden.

Norwood unser Landsmann maass um das Jahr 1635 eine Länge von 905751 engl. Fuss zwischen London und York, und indem er den Breitenunterschied beider Oerter durch Beobachtungen zu 2° 28′ bestimmte,


  1. [625] No. 220. S. 400. 27½ Tage machen ungefähr 10/133 vom Jahre aus, und die Erde bewegt sich daher in jenem Zeiträume um 10/133 ihrer Bahn fort. Den gleichvielten Theil ihrer Umdrehungszeit x, in Bezug auf die Fixsterne, braucht die Sonne mehr, um in Bezug auf die Erde ihre Drehung zu vollenden. Aus = 27,5 folgt x = 25,6 Tagen.
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Isaac Newton: Mathematische Principien der Naturlehre. Robert Oppenheim, Berlin 1872, Seite 400. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NewtonPrincipien.djvu/408&oldid=- (Version vom 1.8.2018)