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rechtläufig und sehr nahe gleichförmig. Dass solche Bewegungen um die Sonne erfolgen, haben wir bewiesen, und daher ruhet die letztere als Mittelpunkt der absoluten Bewegungen; denn die Ruhe der Erde mass man durchaus bestreiten, damit die Planeten in ihrer Erdnähe nicht wirklich verzögert, stillstehend und langsam rückgängig werden, und so aus Mangel an Bewegung in die Sonne fallen.

Da ferner die Planeten Venus, Mars, Jupiter u. s. w. mit den nach der Sonne gezogenen Radien regelmässige Bahnen und Flächenräume beschreiben, welche letztere, wie gezeigt worden ist, den Zeiten so weit proportinal sind, als man es mit den Sinnen wahrnehmen kann; so folgt (nach §. 16. und §. 106., Zusatz 3. des ersten Buches), dass die Sonne durch keine merkliche Kraft angetrieben wird, ausser durch eine solche, welche auf alle Planeten gleichmässig nach Verhältniss der Grösse ihrer Körper und längs paralleler Linien wirkt, auf welche Weise das ganze System sich geradlinig fortbewegen würde. Diese Bewegung des ganzen Systems ist zu verwerfen, und die Sonne als nahe in seinem Mittelpunkte ruhend anzunehmen[1]. Bewegte sich die Sonne um die Erde, und führte sie die übrigen Planeten mit sich fort, so müsste die Erde die Sonne mit einer grossen, die um diese befindlichen Planeten mit einer wirkungslosen Kraft anziehen (ganz §. 106., Zusatz 3. zuwider). Hierzu kommt, dass, wenn manche die Erde wegen der Schwere ihrer Theile in die unterste Gegend des Weltalls gesetzt haben, nun die Sonne mit grösserem Rechte wegen ihrer Centripetalkraft, die 1000 und mehrmal grösser als die Schwere der Erde ist, an den untersten Ort gesetzt und als Mittelpunkt des Systems aufgestellt werden müsste. Die wahre Einrichtung des Systems wird so vollständiger und genauer eingesehen.

§. 28. Der gemeinschaftliche Mittelpunkt aller Planeten ruhet, und die Sonne bewegt sich sehr langsam. Erklärung der Bewegung der letzteren.

Da die Fixsterne unter sich ruhen, so denken wir uns die Sonne die Erde und die Planeten wie ein System von Körpern, welche sich beliebig unter einander bewegen und deren gemeinschaftlicher Schwerpunkt (nach Gesetze, Zusatz 4.) entweder ruhen oder sich gleichförmig in gerader Linie bewegen wird. Die letzte Hypothese ist schwierig; verwirft man sie, so wird jener gemeinschaftliche Schwerpunkt ruhen. Von demselben entfernt sich die Sonne nie weit. Der gemeinschaftliche Schwerpunkt der Sonne und des Jupiters fällt auf die Oberfläche der ersteren. Wären alle Planeten auf derselben Seite der Sonne, wie der Jupiter angenommen, so würde der gemeinschaftliche Schwerpunkt kaum doppelt so weit, als vorhin, vom Mittelpunkt der Sonne entfernt sein.[2] Diese wird daher, indem sie nach der verschiedenen Stellung der Planeten verschieden angetrieben wird, und mit einer gewissen Schwankung sich selbst langsam bewegt, sich niemals um die Länge ihres Durchmessers vom ruhenden Schwerpunkte des ganzen Systems entfernen. Aus den oben gefundenen Gewichten der Sonne und der Planeten, und


  1. [659] No. 343. S. 532. Vergleiche die frühere Bemerkung 332.
  2. [659] No. 344. S. 532. Dieser letzte Satz wird gegenwärtig wesentlich modificirt durch die beiden später entdeckten und weiter entfernten Planeten Uranus und Neptun, wogegen die vielen Asteroiden, in Folge ihrer verschwindend kleinen Masse, als wirkungslos in dieser Beziehung betrachtet werden können.
Empfohlene Zitierweise:
Isaac Newton: Mathematische Principien der Naturlehre. Robert Oppenheim, Berlin 1872, Seite 532. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NewtonPrincipien.djvu/540&oldid=- (Version vom 1.8.2018)