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haben, wenn ihre Köpfe sich der Sonne nähern, hingegen oft wie feurige Balken glänzen und sich 40, 50, 60, 70° oder noch weiter der Länge nach erstrecken, wenn die Köpfe von der Sonne zurückkehren. Ein so grosser Glanz und Länge entspringt nämlich aus der Wärme der Sonne, welche die vorübergehenden Kometen erhitzt. Hieraus glaube ich schliessen zu dürfen, dass alle diejenigen Kometen, deren Schweife sehr gross sind, durch die Nachbarschaft der Sonne gegangen seien.

§. 67. Der Schweif entspringt aus der Atmosphäre der Kometen.

Man kann hieraus auch schliessen, dass die Schweife aus den Atmosphären der Kometen entspringen. Man hat aber über die ersteren eine dreifache Meinung aufgestellt. Nach der ersten sollen sie Sonnenstrahlen sein, welche sich durch den durchsichtigen Kopf des Kometen fortpflanzen; nach der zweiten sollen sie durch die Refraction des, vom Kopfe der Kometen zur Erde fortgehenden, Lichtes entstehen; endlich sollen sie nach der dritten Meinung eine Wolke oder ein Dampf sein, welcher beständig aus dem Kopfe des Kometen aufsteigt und sich in die, der Sonne abgewandten, Theile verbreitet.

Die erste Meinung gehört denjenigen an, welche noch nicht in die Wissenschaft der Optik eingeweiht sind. Denn die Sonnenstrahlen werden in einem dunkelen Zimmer nur in so fern gesehen, als sie von den Staub- und Rauchtheilchen, welche sich immer in der Luft befinden, reflectirt werden. Sie sind daher glänzender in dornigen Luft, welche mit dickerem Rauche angefüllt ist und wirken stärker auf den Sinn, schwächer in heller Luft und kaum merklich; im Himmelsraume endlich, welcher von reflectirender Materie frei ist, kann gar keine Wirkung stattfinden. Man sieht das Licht nicht, in so weit es sich im Sonnenstrahle befindet, sondern nur in so weit, als es in unsere Augen reflectirt wird. Das Sehen erfolgt nämlich nur durch die Strahlen, welche in unser Auge dringen. Es ist daher irgend eine reflectirende Materie in der Gegend des Schweifes erforderlich, und aus diesem Grunde fällt diese Meinung mit der dritten zusammen. Jene reflectirende Materie darf sich nämlich nirgend anders, als in der Gegend des Schweifes befinden, damit nicht, der durch das Sonnenlicht beleuchtete ganze Himmel gleichförmig glänze. Der zweiten Meinung stehen viele Schwierigkeiten entgegen. Die Schweife zeigen nie verschiedene Farben, welche doch die unzertrennbaren Begleiter der Brechungen zu sein pflegen. Das Licht der Fixsterne und der Planeten, welches deutlich zu uns kommt, zeigt, dass das im Himmelskörper befindliche Mittel keine brechende Kraft besitzt. Was man nämlich von den Aegyptern erzählt, dass sie bisweilen die Fixsterne mit einer glänzenden Hülle (coma) gesehen haben muss man, da es sehr selten vorkommt, einer zufälligen Brechung durch Wolken zuschreiben. Auch die Strahlung und das Funkeln der Fixsterne muss man auf die Refraction der Augen und das Zittern der Luft schieben, indem beide verschwinden, wenn man ein Fernrohr anwendet. Durch das Zittern der Luft und der mitsteigenden Dünste wird

Empfohlene Zitierweise:
Isaac Newton: Mathematische Principien der Naturlehre. Robert Oppenheim, Berlin 1872, Seite 560. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NewtonPrincipien.djvu/568&oldid=- (Version vom 1.8.2018)