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Friedrich Nietzsche: Nietzsche's Werke, Band VIII

Unter Töchtern der Wüste.


1.

     „Gehe nicht davon! sagte da der Wanderer, der sich den Schatten Zarathustra’s nannte, bleibe bei uns, — es möchte sonst uns die alte dumpfe Trübsal wieder anfallen.
     Schon gab uns jener alte Zauberer von seinem Schlimmsten zum Besten, und siehe doch, der gute fromme Papst da hat Thränen in den Augen und sich ganz wieder auf’s Meer der Schwermuth eingeschifft.
     Diese Könige da mögen wohl vor uns noch gute Miene machen: hätten sie aber keine Zeugen, ich wette, auch bei ihnen fienge das böse Spiel wieder an,
     — das böse Spiel der ziehenden Wolken, der feuchten Schwermuth, der verhängten Himmel, der gestohlenen Sonnen, der heulenden Herbst-Winde,
     — das böse Spiel unsres Heulens und Nothschreiens: bleibe bei uns, Zarathustra! Hier ist viel verborgenes Elend, das reden will, viel Abend, viel Wolke, viel dumpfe Luft!
     Du nährtest uns mit starker Mannskost und kräftigen Sprüchen: lass es nicht zu, dass uns zum Nachtisch die weichlichen weiblichen Geister wieder anfallen!
     Du allein machst die Luft um dich herum stark und klar! Fand ich je auf Erden so gute Luft als bei dir in deiner Höhle?


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Nietzsche: Nietzsche's Werke, Band VIII. C.G. Naumann, Leipzig 1906, Seite 413. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Nietzsche%27s_Werke,_VIII.djvu/426&oldid=- (Version vom 1.8.2018)