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Friedrich Nietzsche: Nietzsche's Werke, Band VIII

Klage der Ariadne.

Wer wärmt mich, wer liebt mich noch?
 Gebt heisse Hände!
 gebt Herzens-Kohlenbecken!
Hingestreckt, schaudernd,

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Halbtodtem gleich, dem man die Füsse wärmt,

geschüttelt ach! von unbekannten Fiebern,
zitternd vor spitzen eisigen Frostpfeilen,
 von dir gejagt, Gedanke!
Unnennbarer! Verhüllter! Entsetzlicher!

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 Du Jäger hinter Wolken!

Darniedergeblitzt von dir,
du höhnisch Auge, das mich aus Dunklem anblickt!
 So liege ich,
biege mich, winde mich, gequält

15
von allen ewigen Martern,

 getroffen
von dir, grausamster Jäger,
du unbekannter — Gott

Triff tiefer!

20
Triff Ein Mal noch!

Zerstich, zerbrich dies Herz!
Was soll dies Martern
mit zähnestumpfen Pfeilen?
Was blickst du wieder,

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der Menschen-Qual nicht müde,
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Nietzsche: Nietzsche's Werke, Band VIII. C.G. Naumann, Leipzig 1906, Seite 429. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Nietzsche%27s_Werke,_VIII.djvu/442&oldid=- (Version vom 1.8.2018)