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Georg Ebers: Der Canal von Suez. Aus: Nordische Revue. Band 2

die sie für unrein hielten, abzuschließen suchten, und aus anderen Gründen angezweifelt worden ist, hat sich vollkommen bestätigt. In dem Tempel zu Karnak ist nämlich ein Bild gefunden worden, welches einen Canal darstellt, den, wie eine hieroglyphische Inschrift besagt, schon der Vater des Sesostris, der große Sethos gegraben und mit dem Namen des „Ausschnitts“ belegt hat. Ferner sind auf alten Denkmälern in der Nähe eines verfallenen Canals auf der Landenge von Suez Inschriften gefunden worden, welche den Namen des Sesostris führen, und endlich hören wir in alten Papyros von Aegyptern reden, die zu Schiffe von Ramses nach Pithom[1] gefahren sein sollen. Dies sind dieselben Städte, in denen die Juden für den Pharao jene Ziegel brennen mußten, welche sich zum Theil bis auf den heutigen Tag erhalten haben, und die zum Beispiel im Berliner ägyptischen Museum aufbewahrt werden. Sie tragen die Form unserer Mauersteine, sind aber größer als diese, führen den Stempel des Ramses und bestehen aus getrocknetem Lehm und Schlamm, der, den biblischen Nachrichten entsprechend, mit Stroh untermischt zu sein pflegt.

„Denn man baute dem Pharao die Städte Pithom und Ramses zu Schatzhäusern. (Ramses auf der Landenge, Pithom etwas westlicher.) Und machte ihnen das Leben sauer, mit schwerer Arbeit in Thon und Ziegeln u. s. w.“[2]

„Darum befahl Pharao desselben Tages den Vögten des Volks und ihren Amtleuten und sprach: Ihr sollt dem Volke nicht mehr Stroh sammeln und Garben, daß sie Ziegel brennen, wie bis anher; lasset sie selbst hingehen und Stroh zusammenlesen; und die Zahl der Ziegel, die sie bisher gemacht haben, sollt ihr ihnen gleichwohl auferlegen und nichts mindern u. s. w.“[3]

Jener strenge Pharao in der Bibel ist sicher dem Ramses der Inschriften gleichzusetzen. Herodot, welcher viel von ihm zu erzählen weiß und der den später vollendeten Suez-Canal gekannt hat, scheint nichts von dem Projecte des großen Königs gehört zu haben, obschon er behauptet, Ramses sei zuerst mit Kriegsschiffen aus dem arabischen Meerbusen ausgelaufen und habe sich die Küstenbewohner des rothen Meeres unterworfen.

Seine Furcht, die See möchte durch den Canal in das Delta eindringen, ist auch in unserer Zeit von einigen Ingenieuren getheilt worden

Anmerkungen (Wikisource)

  1. die altägyptischen Städte Pi-Ramesse und Pithom
  2. 2. Buch Mose 1, 11–14
  3. 2. Buch Mose 5, 7–8
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Georg Ebers: Der Canal von Suez. Aus: Nordische Revue. Band 2. Leipzig: Veit und Comp. 1864, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Nordische_Revue_Band_2_(1864)_003.jpg&oldid=- (Version vom 18.12.2016)