Seite:Nordische Revue Band 2 (1864) 004.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Georg Ebers: Der Canal von Suez. Aus: Nordische Revue. Band 2

und mag seine Nachfolger von weiteren Canalisations-Versuchen abgehalten haben, bis endlich im 7. Jahrhundert vor Chr. König Necho[1] den Plan seines großen Ahnen wieder aufnahm. In Aegypten hatte sich seitdem viel verändert; besonders war seit dem ersten Psamtik, dem Vater des Necho, das Nilthal den Fremden, und namentlich den Griechen, eröffnet worden, so daß es nicht unmöglich erscheint, daß er auf den Rath der Hellenen, welche schon vor ihm, unter Periander, den Isthmus von Korinth zu durchstechen versucht haben, sein großes Werk unternommen habe. Kurz vor der Vollendung desselben ließ der Pharao plötzlich die Arbeiten einstellen, wie Herodot erzählt, weil 120,000 Mann bei ihrem beschwerlichen Tagewerke in der Wüste den Tod gefunden hätten und weil ihm ein Orakelspruch zugerufen, sein Werk würde nur den Ausländern zum Nutzen gereichen. Letzterer Grund ist wahrscheinlicher als der erste; denn es ist wohl anzunehmen, daß die Priester Alles aufgeboten haben werden, um ein Unternehmen zu hintertreiben, welches ganz geeignet schien, den Verkehr mit den ihnen bis in den Tod verhaßten Fremden zu verdoppeln, während der Verlust einer großen Anzahl von Frohnarbeitern einem orientalischen Despoten damals ebensowenig nahe gehen mochte als heute. Man denke nur daran, daß bei der Anlage des Mahmudieh-Canals unter Mehmed Ali, in unserem Jahrhunderte 30,000 Menschen durch Entbehrungen jeder Art umgekommen, daß während des Baues des Eisenbahn von Cairo nach Suez, durch die Nachlässigkeit der englischen Unternehmer, an einem einzigen Tag mehrere Tausend unglücklicher Fellahin verdurstet sind.

Nach Necho’s Tode, unter dessen Regierung auch das Cap der guten Hoffnung zum erstenmale umsegelt worden ist, blieb die begonnene Arbeit liegen, bis Aegypten von den Persern erobert wurde, und König Darius[2] dieselbe wieder aufnahm. Um 500 vor Chr. hatte er Aegypten mit einem Canale beschenkt, welcher 4 Tagereisen lang und so breit war, daß zwei Trieren einander darauf ausweichen konnten. Etwas unterhalb der Stadt Bubastis[3] bekam er sein Wasser vom Nil und ging von der arabischen Stadt Pathumos (Pithom) aus dem Meerbusen entgegen. Er mußte viele Krümmungen machen, und war darum weit länger als die 1000 Stadien, welche das Mittelmeer von dem arabischen Golfe trennen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Necho II. war der zweite altägyptische Pharao der 26. Dynastie (610 bis 595 v. Chr.)
  2. Dareios I.
  3. Die altägyptische Siedlung Bubastis war namensgebend für den ältesten Kanal.
Empfohlene Zitierweise:
Georg Ebers: Der Canal von Suez. Aus: Nordische Revue. Band 2. Leipzig: Veit und Comp. 1864, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Nordische_Revue_Band_2_(1864)_004.jpg&oldid=- (Version vom 18.12.2016)