Seite:OAB Freudenstadt 193.png

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dessen Unterhaltung der Gemeinde obliegt, steht die Jahrzahl 1762; eine weitere Kirche befindet sich in dem 1/4 Stunde nordöstlich von Besenfeld gelegenen Urnagold (s. unten).

In der Mitte des Dorfs Besenfeld steht angenehm und frei das im Jahr 1836 von der Gemeinde mit einem Aufwand von 5000 fl. neu erbaute Schulhaus, in welchem sich auch die Wohnung des Lehrers und die Gelasse für den Gemeinderath befinden. Die Schule besuchen sämmtliche schulpflichtigen Kinder des Gemeindebezirks.

Gutes Trinkwasser erhält der Ort aus einer Quelle, welche 1/4 Stunde weit hergeleitet wird, jedoch in trockenen Jahrgängen so sehr nachläßt, daß die Einwohner genöthigt sind, das Wasser an dem vom Ort nicht sehr entfernten Kuhbrunnen zu holen, der fortwährend sehr stark fließt und dessen Ablauf (Kuhbach) schon 300 Schritte unterhalb der Quelle eine Mühle mit einem Mahlgang und einem Gerbgang in Bewegung setzt. Der Kuhbrunnen soll seinen Namen von der Kuhwiese haben, auf der er sich befindet, und welche so genannt wird, weil sie zur Zeit einer Theurung für eine Kuh gegeben wurde.

Früher hatte der Ort auch eine Badanstalt und gegenwärtig noch wird eine oberhalb des Kuhbrunnens, ganz in der Nähe des Orts befindliche Quelle „der Badbrunnen“ genannt. Das Fischrecht in dem Kuhbach hat die Gemeinde, das in der Nagold der Staat.

Die Einwohner sind gesunde, wohlgestaltete Leute, welche mit Sparsamkeit und Ordnungsliebe große Emsigkeit verbinden; ihre Vermögensumstände, bei den sog. Bauren, sind gut zu nennen, jedoch befinden sich auch ziemlich viele Unbemittelte im Ort, die von der Gemeinde mit einem jährlichen Aufwande von 500–600 fl. unterstützt werden und für welche eine Suppenanstalt besteht. Die Erwerbsquellen sind Feldbau und Viehzucht, insbesondere aber Handel mit Holz; dasselbe wird aus den eigenen Waldungen der Ortseinwohner gewonnen und auf drei Sägmühlen in Schorrenthal, worunter eine mit einer Ölmühle, häufig zu Schnittwaaren verarbeitet und in das Großherzogthum Baden abgesetzt. Das Stammholz wird durch Verflößung auf der Nagold und Enz verwerthet. Abgesehen von den Waldungen beträgt der ausgedehnteste Güterbesitz 60 Morgen, der gewöhnliche 25 Morgen; mehrere Einwohner sichern ihr Auskommen als Taglöhner und Arbeiter in den Waldungen. Gemeindewaldungen sind nicht vorhanden, dagegen haben die eigentlichen Bauern einen ausgedehnten Waldbesitz (80–90 Morgen, einer sogar 365 Morgen) und überdieß besitzen die Bürger sog. Heiden (Hardt), welche sie

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 193. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_193.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)