Seite:OAB Freudenstadt 318.png

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in den Waldungen, Fuhrwerken mit Schnittwaaren etc. Verdienst zu verschaffen. Die mittelgroße, meist mit Wald bestockte Markung ist durchaus sehr bergigt und nicht nur von den tief eingeschnittenen Thälern der Murg und der Schönmünz, sondern auch von vielen Seitenthälchen derselben durchzogen. Der Boden besteht, so weit er für den Ackerbau benützt wird, aus den nicht unfruchtbaren, übrigens ziemlich düngerbedürftigen Verwitterungen der primitiven Gebirgsarten und aus den Verwitterungen des Todtliegenden, welch letztere einen schweren, ziemlich gebundenen Boden liefern. Die Waldungen stocken üppig theils auf den angeführten Bodenarten, theils auf den Verwitterungen des bunten Sandsteins.

Die klimatischen Verhältnisse sind ziemlich mild, so daß die Ernte nur um 8–10 Tage später eintritt als im Gäu. Hagelschlag kommt selten vor.

Der Feldbau wird mit theilweiser Anwendung verbesserter Ackergeräthschaften als Wechselfeld fleißig betrieben, indem immer die eine Hälfte der Güter für den Getreidebau, die andere für den Wiesenbau abwechselnd benützt wird. Bei einer Aussaat von 4 Simri Roggen und 10 Simri Hafer wird ein durchschnittlicher Ertrag von 1–2 Scheffel Roggen und 2–3 Scheffel Hafer pr. Morgen erzielt. Dinkelbau ist in neuester Zeit in geringer Ausdehnung eingeführt worden; die Gerste gedeiht nicht gerne und liefert nur in nassen Jahrgängen einigen Ertrag. Futterkräuter gedeihen gut und werden häufig gebaut. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich von 30–170 fl. und die eines Morgens Wiese von 100–200 fl. Das Getreide-Erzeugniß reicht für die Bedürfnisse der Einwohner nicht hin, daher diese noch Getreide von Außen kaufen. Von den Wiesen können die im Thal gelegenen sämmtlich bewässert werden; sie ertragen durchschnittlich 25 Centner Heu und 12 Centner Öhmd pr. Morgen. Die Obstzucht ist unbeträchtlich, übrigens im Zunehmen begriffen.

Die mit einer tüchtigen Landrace sich beschäftigende Viehzucht befindet sich in gutem Zustande; das junge Vieh wird noch in die Waldungen getrieben.

Die Zucht der Schweine, wie die der Bienen ist nicht von Belang.

Durch eine gute Straße, welche mittelst einer hölzernen Brücke über die Murg führt, ist der Ort mit der von Freudenstadt nach Gernsbach angelegten Murg-Thalstraße in Verbindung gesetzt.

Das Fischrecht in den die Gemeindemarkung berührenden Gewässern hat der Staat.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 318. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_318.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)