Seite:OAB Horb 099.png

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Halbrondel befindet sich oberhalb des äußeren Ihlinger Thors. Überdieß steht auf der höchsten Stelle der Stadt, an der westlichen Stadtmauer neben dem sog. Schüttethor, der sehr hohe, viereckige, theilweise mit Buckelsteinen erbaute, sog. Schurkenthurm, der weit über die Stadt hervorragt und im Verein mit der in seiner Nähe stehenden oberen Kirche und mehreren bedeutenden Gebäuden (Oberamtsgericht, Oberamt, Kameralamt, Dekanatamt), die imposanteste Gruppe der Stadt bildet, welche zu der malerischen Ansicht von Horb wesentlich beiträgt. Der Thurm selbst gehörte früher zu der hohenbergschen Burg, welche in den 1780er Jahren und vollends 1816 abgebrochen wurde; er dient nun als Oberamtsgerichtsgefängniß, im Fall der eigentliche Gefängnißbau überfüllt sein sollte.

Die Stadt ist unregelmäßig angelegt und hat mit Ausnahme der Neckarstraße, der Altheimerstraße und der Marktgasse, meist nur enge, winkelige, häufig mit Staffeln versehene Gassen, an denen die Gebäude gedrängt und unregelmäßig, theils vor- theils zurückstehend, hingebaut sind. Die Stadt brannte im Jahr 1725, den 17. Januar, größtentheils ab (201 Gebäude), daher die meisten Gebäude aus der Zeit des Wiederaufbaues bald nach dem Brande stammen, mit Ausnahme der verschont gebliebenen, welche theils noch einen sehr interessanten Holzbau, theils einen alterthümlichen Steinbau repräsentiren. Von den Ortsstraßen sind nur die Neckar- und Altheimerstraße macadamisirt, die übrigen durchgängig gepflastert.

Von freien öffentlichen Plätzen sind zu nennen: der obere Marktplatz, welcher eigentlich nur aus einer verbreiterten Straße besteht; der untere Marktplatz, gewöhnlich nur der Platz genannt, auf dem die Hauptstraßen von Sulz, von Freudenstadt und von Rottenburg, beziehungsweise von Herrenberg zusammenlaufen; der Kirchplatz an der Stiftskirche. Außerhalb der Stadt liegen zwischen Neckararmen die Wilhelmsinsel, der Viehmarkt und auf der rechten Seite des Neckars die sog. Au, ein mit Linden besetzter Rasenplatz, der den Hauptspaziergang der Horber bildet.

Was die öffentlichen Gebäude betrifft, so beginnen wir mit den Kirchen und zwar mit der auf dem höchsten Punkte, am westlichen Ende der Stadt gelegenen Stiftskirche (Pfarrkirche), deren Langhaus im Jahr 1725 größtentheils abbrannte und alsdann stylwidrig wieder aufgebaut wurde. Die Kirche scheint ursprünglich dreischiffig gewesen zu sein und war im rein gothischen (germanischen) Styl erbaut, von dem sich schöne Überreste noch erhalten haben, z. B. der theilweise noch vorhandene Chorschluß des nördlichen Seitenschiffs,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_099.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)