Seite:OAB Horb 100.png

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der mit schönen Strebepfeilern und früh gothischen, in den spitzen Bogentheilen ornamentirten Fenstern versehen ist; der Rest des Chorschlusses am ehemaligen südlichen Seitenschiff hat Streben, auf denen Fialen aufsitzen, die mit Krappen und Giebelblumen geziert sind, während diese an dem mit einem halben Achteck schließenden Chor des Mittelschiffs (jetzt Chor) fehlen und derselbe nur einfache, nicht gefüllte Spitzbogenfenster enthält, an denen eine spätere Veränderung nicht zu verkennen ist. Dagegen hat sich das an der südlichen Langseite befindliche Portal noch ganz erhalten und bekundet die frühere Schönheit des Kirchenbaus; es bildet eine im rein gothischen Styl gehaltene Doppelthüre mit Kleeblattornamenten in den Bogentheilen; über denselben erhebt sich ein mit Krappen und Giebelblume gezierter Wimberg, in dessen Giebelfeld das Bild des Gekreuzigten schön aus Stein gearbeitet angebracht ist. Auf beiden Seiten des Eingangs stehen Halbsäulen, über denen sich spitze, schön verzierte Baldachine (Halbfialen) erheben; die Figuren, welche auf den Säulen standen, sind leider abgegangen. An der westlichen Giebelseite haben sich noch zwei neben einander angebrachte spitzbogige Eingänge von der ursprünglichen Kirche erhalten. Der Thurm ist in seinen unteren Geschossen noch alt, der obere Theil aber, welcher von einem Viereck in einen Aufbau mit abgestutzten Ecken übergeht und mit einem doppelten Bohlendach gedeckt ist, stammt aus neuerer Zeit. Die Glocken sind, nachdem die früheren bei dem Brande zu Grunde gegangen waren, neu gegossen worden. Das Innere der Kirche ist geräumig, hell und durchaus im Rococostyl ausgestattet; von besonderer Schönheit ist die in gleichem Geschmack gehaltene Orgelfassung. Außer dem Hauptaltar im Chor enthält die Kirche noch 6 Nebenaltäre; von den letzteren sind bei der im Jahr 1864 vorgenommenen Renovation des Kircheninnern 2 Altäre entfernt und dafür 2 neue, von Maler Maintel in Horb schön ausgeführte aufgestellt worden; der eine besteht in einem gothisch gehaltenen Altarschrank, der als Mittelbild den englischen Gruß aus Holz geschnitten enthält; der andere sehr kunstreich gefaßte besteht gleichsam aus 3 Feldern unter Baldachinen, im Mittelfeld Maria mit dem Kinde, über ihr 3 Engel, im rechten Nebenfeld der heil. Georg, im linken der heil. Andreas. In der Sakristei steht ein gegen 400 Jahre alter, im gothischen Geschmack sehr gut ausgeführter Schrank, an dessen Sockel je an der Ecke ein Brustbild angemalt ist; das eine mit dem hohenberg’schen, das andere mit dem geroldseck’schen Wappen an der Seite. 1

Überdieß sind daselbst sehr werthvolle und interessante Kirchengeräthe

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_100.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)