Seite:OAB Horb 135.png

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minder bemittelte Klasse 8–9 Morgen. Als Beweise der in der Gemeinde herrschenden Sparsamkeit und Solidität sind noch anzuführen, daß es sich die Jünglinge zur Ehrensache machen, schon im ledigen Stande Grundstücke zu erwerben, und öfters 4–5 Jahre keine Schuldklage in das Schuldprotokoll eingetragen werden darf.

Von den Gewerben sind außer den gewöhnlichen, für das örtliche Bedürfniß nothwendigen Handwerkern zwei Schildwirthschaften und zwei Kaufleute zu nennen.

Die Landwirthschaft wird auf der ziemlich großen, wellig ebenen Markung, deren Boden größtentheils aus einem fruchtbaren tiefgründigen Lehm besteht, sehr umsichtig und fleißig betrieben; in der Dreifeldereintheilung baut man unter Anwendung verbesserter Ackergeräthe (amerikanische und sogenannte preußische Wendepflüge, eiserne Eggen, Walzen, Repssämaschinen etc.) und kräftiger Düngung, namentlich mit sorglich gesammelter Jauche, die gewöhnlichen Cerealien, die alle, besonders Dinkel, Haber und Gerste sehr gut gedeihen. In der ziemlich stark eingebauten Brache zieht man Kartoffeln, dreiblättrigen Klee und Luzerne in großer Ausdehnung, weniger Erbsen, Linsen, Wicken, sehr viel Reps, der gut gedeiht und meist verkauft wird, Flachs und Hanf für den eigenen Bedarf. Der Hopfen geräth in günstigen Jahren vortrefflich und wird zu gleichen Preisen wie in Rottenburg abgesetzt, überdieß baut der im Ort ansässige Bierbrauereibesitzer seinen bedeutenden Hopfenbedarf selbst. Auf den Morgen rechnet man Aussaat an Dinkel 8 Sri., an Gerste 3 Sri., an Haber 4 Sri., an Weizen 21/2 Sri. und an Roggen 21/8 Sri.; die durchschnittliche Ernte beträgt 10, ausnahmsweise 14 Scheffel Dinkel, 5 Scheffel Gerste, 6 Scheffel Haber, 4 Scheffel Weizen, 4 Scheffel Roggen pr. Morgen. Die höchsten Ackerpreise sind gegenwärtig 1000 fl., die mittleren 800 fl. und die geringsten 500 fl. pr. Morgen. Von den Getreideerzeugnissen werden jährlich etwa 2500–3000 Scheffel Dinkel, 1200 Scheffel Gerste und 1000 Scheffel Haber an vier im Ort ansässige Fruchthändler verkauft, die sie dann meist nach Nagold und Altensteig wieder absetzen.

Der ziemlich ausgedehnte Wiesenbau liefert reichlich gutes Futter; die Wiesen sind zweimähdig, theilweise auch dreimähdig und ertragen durchschnittlich auf einem Morgen 25 Centner Heu und 15 Centner Öhmd. Das Futter wird im Ort verbraucht und von den israelitischen Viehhändlern zum Theil noch von außen eingeführt. Die Preise eines Morgens Wiese bewegen sich von 600–1000 fl.

Weinbau wird nicht betrieben, dagegen rankt die Rebe freundlich

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_135.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)