Seite:OAB Horb 170.png

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der gegenwärtigen Kirche, welche an der Stelle der ursprünglichen sehr alten errichtet wurde. An derselben Seite ist auch ein gut aus Holz gefertigter Ölberg angebracht. Der hohe, fünfstockige Thurm hat im untern Stockwerk einen spitzbogigen Durchgang und im obersten Stockwerk spitzbogige Fenster, während er in den übrigen Theilen nur schmale Lichtöffnungen enthält. Von den drei Glocken trägt die größere als Umschrift die vier Evangelistennamen und anno dom. 1478; auf der mittleren steht S. Anna 1669. S. Mater Dei esto memor hujus populi. Die kleinste enthielt ebenfalls die vier Evangelistennamen, mußte aber im Jahr 1850 durch B. Kaltenmoser in Horb umgegossen werden. Das sehr ansprechende Innere der Kirche wurde vor fünf Jahren im gothischen Styl geschmackvoll erneuert und die Orgel, wie auch die mit den Bildnissen der vier Kirchenväter gezierte Kanzel in demselben Styl hergestellt. An der flachen Decke des Langhauses ist ein Freskogemälde angebracht, das die heil. Dreifaltigkeit, die h. Jungfrau Maria in fürbittender Stellung, den h. Stephan (Schutzpatron der Kirche) und den h. Laurentius darstellt; die Bilder der vier Evangelisten umgeben das Gemälde. Von den drei Altären enthält der im Chor stehende Hauptaltar die Steinigung des h. Stephans, von den im Langhaus befindlichen Nebenaltären der eine den h. Antonius und die Mutter Gottes mit dem Jesuskinde, der andere die h. Theresia und den h. Dominikus, wie er von der Mutter Gottes den Rosenkranz empfängt. An den Kirchenwänden sind gut geschnittene Heiligenbilder angebracht. Im Chor befindet sich ein im gothischen Geschmack schön aus Stein gefertigtes Tabernakel; oben an demselben ist ein Engel, der das Wappen der Schütz vom Eutinger Thal hält, angebracht und unter demselben steht: anno dom. 1494. Das schön konstruirte Netzgewölbe des Chors enthält auf den Schlußsteinen in der Richtung von Westen nach Osten folgende Bildwerke: 1) die h. Katharina, 2) den h. Stephan und 3) Maria mit dem Jesuskinde. Die Unterhaltung der Kirche liegt der Gemeinde ob.

Der ummauerte Begräbnißplatz liegt außerhalb (südlich) des Orts; auf demselben steht eine von der Wittwe Clara Seele, geb. Lipp, gestiftete, im gothischen Styl schön erbaute Kapelle.

In der Nähe der Kirche befindet sich das gut erhaltene, im Jahr 1785 erbaute Pfarrhaus, dessen Unterhaltung dem Staat obliegt.

Das ansehnliche Rathhaus wurde 1837 erbaut; es enthält die Gelasse für den Gemeinderath und im unteren Stockwerk ein Magazin zur Aufbewahrung der Löschgeräthschaften etc.; an dasselbe angebaut

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_170.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)