Seite:OAB Horb 195.png

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architektonischen Werth und ist überdieß noch durch Emporen etc. entsetzlich verbaut.

Der 1833 errichtete Begräbnißplatz liegt außerhalb (westlich) des Orts.

Das Pfarrhaus, welches der Staat zu unterhalten hat, liegt unfern der Kirche und befindet sich in gutem baulichen Zustande.

Das dreistockige, zu Ende des vorigen Jahrhunderts erbaute Rath- und Schulhaus, enthält zwei geräumige Lehrzimmer und die Gelasse für den Gemeinderath; der Schulmeister und der Unterlehrer wohnen in einem abgesonderten ansehnlichen, der Gemeinde gehörigen Gebäude.

Ein Gemeindebackhaus und drei öffentliche Waschhäuser sind vorhanden.

Trinkwasser wird aus 20 Pumpbrunnen hinreichend geliefert; überdieß sind auf den Fall der Feuersgefahr vier Wetten angelegt; in zwei derselben werden Karpfen gezogen. Vom Ort führen Vicinalstraßen über Bildechingen nach der 13/4 Stunden südlich gelegenen Oberamtsstadt, über Vollmaringen nach Nagold, über Schietingen nach Haiterbach, über Altheim nach Freudenstadt und endlich über Göttelfingen einerseits nach Baisingen, andererseits nach Eutingen.

Die Einwohner sind im allgemeinen kräftige, lebensfrohe, friedliche Leute, die sich einer guten Gesundheit erfreuen und nicht selten ein hohes Alter erreichen; man trifft neben vielem Fleiß, Sparsamkeit und überhaupt eine einfache Lebensweise. Die Kleidertracht der Gäubewohner wird nur bei ältern Personen noch echt getroffen, während die Jugend sich mehr zur städtischen Tracht hinneigt. Neben dem Tanz gehört bei den jungen Leuten der Gesang zu den Hauptbelustigungen. Die Vermögensumstände gehören zu den besten des Bezirks und im ganzen Ort ist kein Bürger ohne Grundbesitz. Der bedeutendste Güterbesitz beträgt 56 Morgen Felder und 12 Morgen Wald, der mittlere 35 Morgen Felder und 1–2 Morgen Wald, und der geringste 6–8 Morgen Felder. Personen, die von Seiten der Gemeinde Unterstützung bedürfen würden, befinden sich gegenwärtig keine im Ort. Die Haupterwerbsmittel bestehen in Feldbau, Viehzucht und Gewerben; von letzteren sind es hauptsächlich die Steinhauer, welche in den im Lettenkohlensandstein angelegten großartigen Steinbrüchen sehr guten Verdienst finden. Es werden daselbst die schönsten, zum Theil 60–70 Centner schwere, Werk- und Bausteine gebrochen und theils roh, theils zu Schweintrögen, Schweinställen,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_195.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)