Seite:OAB Horb 266.png

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bestehen noch (s. hierüber den allgemeinen Theil). Die Haupterwerbsquellen bilden Feldbau und Viehzucht und die ökonomischen Verhältnisse der Einwohner gehören zu den günstigeren des Bezirks, an Grundeigenthum besitzt der reichste Bauer 50 Morgen, der sog. Mittelmann 10 Morgen und die ärmere Klasse 1–2 Morgen.

Die ziemlich große, von Südwest nach Nordost in die Länge gedehnte Markung hat mit Ausnahme der steilen Abhänge gegen das Neckarthal und zwei Seitenthälchen desselben eine ebene Lage und einen meist aus tiefgründigem Lehm und etwas Malm bestehenden, sehr fruchtbaren Boden, in welchem namentlich die Gerste vortrefflich gedeiht. Mehrere Muschelkalksteinbrüche sind am Abhange gegen den Neckar angelegt. Die beinahe immer etwas bewegte Luft ist rein und gesund; Frühlingsfröste und kalte Nebel schaden nicht selten der Obstblüthe; Hagelschlag kam seit 1852 nicht mehr vor.

Die Landwirthschaft wird mit großem Fleiß und vieler Umsicht betrieben; landwirthschaftliche Neuerungen, wie die Einführung verbesserter Ackergeräthe (der amerikanische und der flandrische Pflug etc.) und die Anwendung künstlicher Düngungsmittel (Gips, Kompost etc.) haben allgemeinen Eingang gefunden. Im Dreifeldersystem baut man die gewöhnlichen Getreidearten und zwar vorzugsweise Dinkel, weniger Roggen, Weizen, Gerste und Haber. In der zu 2/3 angeblümten Brache kommen Kartoffeln, Erbsen, ziemlich viel Reps und viel Futterkräuter (dreiblättriger Klee, Luzerne, etwas Esparsette) zum Anbau. In Ländern wird für das eigene Bedürfniß Flachs und Hanf gebaut. Der Hopfenbau ist beträchtlich und erlaubt einen jährlichen Verkauf von 25 Centnern; der Hopfen kommt, wie auch der Reps meist nach Rottenburg zum Verkauf. Aussaat rechnet man auf den Morgen 7–8 Sri. Dinkel, 3 Sri. Roggen, 31/2 Sri. Weizen, 3 Sri. Gerste und 51/2 Sri. Haber; die durchschnittliche Ernte wird zu 10–12, ausnahmsweise 15 Scheffel Dinkel, 3–4 Scheffel Roggen, 5–6 Scheffel Weizen, 5–6 Scheffel Gerste und 61/2 Scheffel Haber per Morgen angegeben. Die Güterpreise bewegen sich bei den Äckern von 300–900 fl. und bei den Wiesen von 300–1000 fl. per Morgen. Von den Getreideerzeugnissen werden jährlich etwa 800–1000 Scheffel Dinkel, 600 Scheffel Gerste, 250 Scheffel Weizen und 200 Scheffel Haber durch Vermittlung von einigen Fruchthändlern nach Außen abgesetzt.

Die durchgängig zweimähdigen Wiesen, von denen ein kleiner Theil bewässert werden kann, sind ergiebig und liefern vom Morgen durchschnittlich 45 Centner gutes Futter.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 266. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_266.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)