Seite:OABesigheim0020.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Frühlings- und Spätsommerfröste treffen hauptsächlich zuweilen manche in der Thalsohle gelegene Weinberge.

Nebel sind bei Lauffen und unterhalb Bietigheim keine seltene Erscheinungen. Im Enzthal, zwischen Besigheim und Bietigheim, will man auch öfter Irrlichter gesehen haben.

In Beziehung auf Hagelschlag gehört der Bezirk zu den mittelmäßig betroffenen des Neckarkreises. In den Jahren 1828–42 wurde bei einer angebauten Fläche von 40.563 Morgen im Ganzen 79891/2 Morgen beschädigt, was einem Jahresdurchschnitt von 532,6 und einer Quote von 0,01313 entspricht, während die Durchschnittsquote des ganzen Neckarkreises = 0,01276 beträgt. Es stellt sich hierin der Bezirk in die Beschädigungslinie von Maulbronn, Vaihingen, Ludwigsburg, Marbach, was einen Gewitterzug von Westen nach Osten andeutet.

6. Gebirgsarten und Mineralien.

Die geognostischen Verhältnisse des Bezirks sind ziemlich einfach, indem außer den Diluvial- und Alluvialablagerungen nur 2 Glieder der Trias, Muschelkalk und Keuper, vorkommen. Die natürliche Schichten- und Altersfolge derselben ist folgende:

1) Der Muschelkalk steht nur mit seinen oberen Schichten zu Tage und beginnt an der am tiefsten eingeschnittenen Stelle zwischen Bietigheim und Besigheim mit den Encrinitenkalken, in welchen eine Menge Stielglieder von Encrinites liliiformis vorkommen. Die mittlere Hauptschichte der Muschelkalkformation, die Anhydritgruppe, ist zwar an keiner Stelle des Bezirks aufgeschlossen, übrigens scheint sie nicht ferne unter der Thalsohle bei Besigheim zu beginnen. Über den Encrinitenkalken lagert ein wohlgeschichteter, rauchgrauer, von thonreichen Zwischenschichten durchsetzter Kalk (Hauptmuschelkalk), der nicht nur an den steilen Thalwänden des Neckars, der Enz, der Metter, der Zaber, der Schotzach und anderen unbedeutenderen Seitenthälchen ansteht, sondern auch an einzelnen Stellen auf der Hochebene sichtbar wird.

Der Durchschnitt eines Muschelkalkbruches an der Enz oberhalb des Viadukts bei Bietigheim zeigt folgende Schichten:

Ackererde 2′
Sandsteingeschiebe in sandigem Lehm 1/2–1′
Dolomit und dolomitischer Kalkstein in 4–5′ mächtigen Bänken 14′
Blauer Thonmergel, 1/2–11/2′ mächtig,
     zwischen Schichten von dichtem Muschelkalk von 3″–24″ Mächtigkeit
12′
Poröser, etwas dolomitischer Kalkstein in Bänken von 4–6′ Mächtigkeit 25′
Kalkmergel, wohlgeschichtet 24′

Von Versteinerungen finden sich in dem Muschelkalk: Terebratula

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0020.jpg&oldid=- (Version vom 6.2.2020)