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steil abfallenden, amphitheatralischen Bögen die zunächst der Stadt ziehenden Thäler des Neckars und der Enz, in deren Ebenen üppige Wiesengründe und fruchtbare Ackergelände prangen. Auf der westlichen Seite bespült die Enz, auf der östlichen der Neckar die Stadt, und in geringer Entfernung unterhalb derselben vereinigen sich die beiden Flüsse, nachdem sie kurz vor ihrem Zusammenfluß sich noch einmal mit auswärtsgehenden Bögen von einander entfernt hatten, um sich gleichsam mit offenen Armen zu begrüßen.

Bei ungewöhnlich hohen Wasserständen verursachen die beiden Flüsse, wie der in die Enz einmündende Steinbach, den tiefer liegenden Theilen der Stadt öfters nicht geringen Schaden.

Vermöge dieser Lage ist die Stadt von drei Seiten natürlich fest und nur von Südosten her leicht zugänglich; ebenso konnte sie sich nur wenig in die Breite, dagegen mehr in die Länge ausdehnen, daher sich auch ihre Figur im Laufe der Zeit zu einem namhaft in die Länge gezogenen Viereck gebildet hat, dessen nordwestliche Seite übrigens bedeutend breiter ist als die südöstliche. Gerade diese schmale, zugängliche Seite wurde durch doppelte, tiefe Gräben und Mauern namhaft befestigt und überdieß die Stadt mit einer hohen, mit Halbthürmen versehenen Mauer nebst Graben umfangen, so daß dieselbe im Mittelalter zu den wohlbefestigtsten Städten des Landes gezählt werden durfte. (Erst im Jahr 1667 wurde erlaubt, Privatausgänge in den Mauern durchzubrechen.) Die später entstandenen Vorstädte wurden ebenfalls mit Mauern und Gräben umgeben, was zur Befestigung der Stadt Vieles beitrug. Die Stadtgräben sind mit Ausnahme der an der südöstlichen Seite befindlichen, im Laufe der Zeit ausgefüllt und die Stadtmauern, um der Stadt mehr Licht und Luft zu verschaffen, im Jahr 1817 ziemlich erniedrigt worden; bei dieser Veranlassung verlor die innere Stadtmauer größtentheils ihren sog. Umlauf, mittelst dessen man rings um die Stadt gelangen konnte. Früher bestanden 5 mit Thürmen oder Thorhäusern versehene Thore, welche theils im Jahr 1817, theils in den 1820er Jahren abgebrochen wurden, nämlich: an der südöstlichen Seite das obere Thor (1581 errichtet, s. d. Abbildung), unweit westlich desselben das Bügelesthor, das Aiperthurmthor am Anfang des sog. Thorrains, welches einen bedeutenden Thurm mit Umgang und Wärterwohnung hatte, das Neckarthor auf der nordwestlichen und das Säuthor auf der östlichen Seite der Stadt.

Außer den Thorthürmen bestanden und bestehen zum Theil noch mehrere kleinere Thürme und Halbrondele an der Stadtmauer, besonders aber sind es die zwei imposanten runden Thürme, von denen der eine an dem südöstlichen – der andere an dem

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0092.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)