Seite:OABesigheim0120.jpg

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Die Ortsstraßen, beinahe durchgängig mit Stein beschlagen (macadamisirt), sind außer der den südlichen Theil der Länge nach durchziehenden Hauptstraße, meist enge und deshalb minder reinlich.

Gutes Trinkwasser spenden 6 laufende – und ein Pumpbrunnen; der vierröhrige Hauptbrunnen auf dem Marktplatz trägt das lebensgroße steinerne Standbild des Herzogs Ulrich mit der Jahreszahl 1549. An der südlichen Stadtmauer außerhalb des Orts bestand früher ein Bad, das Curlibad oder Lohbad, dem eine noch vorhandene eisenhaltige Quelle das Wasser lieferte. Am Saum des Forstwaldes befinden sich zwei, einige Morgen große Weiher, welche durch Quellen aus der Nähe gespeist werden; ein größerer See bestand in der Nähe des östlich von der Stadt gelegenen Brandholzes, der jedoch längst trocken gelegt und in Wiesengrund umgewandelt wurde. Von den an der Stadt sich vereinigenden Flüssen hat die Enz ziemlich hohe Ufer und tritt deshalb seltener aus, als die mit flachen Ufern versehene Metter, welche beinahe nach jedem bedeutenden Regen ihr Bett überschreitet und nicht selten gefährlich wird. Im Jahr 1851 hat man angefangen, die bedeutenden Krümmungen der Enz unterhalb der Stadt durch gerade geführte Kanäle abzuschneiden, um hiedurch dem Fluß einen kürzeren und für das Holzflößen zweckmäßigeren Lauf zu geben.

Von öffentlichen, der Gemeinde gehörigen Gebäuden sind zu nennen:

1) Die im westlichen Theil der Stadt etwas erhöht gelegene Pfarrkirche, welche an der Stelle einer früheren Burgkapelle erbaut wurde, hat an der Südseite des Langhauses spitzbogige, germanisch gefüllte Fenster, wogegen die Nordseite, welche in Folge des in der Nacht vom 1. März 1547 erfolgten Einsturzes[1] des Thurmes der lange vorher zerstörten hiesigen Burg, sehr beschädigt wurde, im Bau erneuert ist.

Bei der Wiederherstellung wurde die Langseite, um mehr Raum für die Kirche zu gewinnen, vorgerückt und in einem modernen – mit dem der übrigen Kirche nicht übereinstimmenden Styl erbaut. Das mit einem halben Achteck schließende – mit Strebepfeilern versehene Chor ist höher als die Kirche und hat schmale, hohe, zum Theil noch mit germanischen Füllungen versehene Spitzbogenfenster. An einem Strebepfeiler der Sakristey steht die Jahreszahl 1444 und oben an demselben 1552; erstere Zahl wird wohl die Zeit der Erbauung der ursprünglichen Kirche – die andere die Zeit irgend einer Veränderung derselben angeben. Der an


  1. Hierdurch wurden 9 angrenzende Wohnungen mit ihren Bewohnern unter dem Schutt begraben.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0120.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)