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hier das brandenburgische Hauptquartier. Im Reichskrieg gegen Frankreich hatten im Oct. 1689 die bayrischen Truppen unter dem General Sereni allda ihr Lager und erlitt die Stadt im Jahr 1693 eine völlige Ausplünderung (v. Martens, 497, 523, 537).


Erligheim.
Gemeinde III. Kl. mit 814 Einw., worunter 1 Kath. Evang. Pfarrei; die Kathol. sind nach Stockheim, Oberamts Brackenheim, eingepfarrt.

Das Pfarrdorf Erligheim liegt 1 Stunde nordwestlich von der Oberamtsstadt auf der Hochebene, unfern den östlichsten Ausläufern des Strombergs, in dem ganz unbedeutend eingefurchten Enzbach-Thälchen und ist gegen Westen durch den Stromberg, gegen Norden, Osten und Süden durch das zunächst umliegende, leicht ansteigende Terrain geschützt.

Der nicht große, übrigens freundliche, zwischen Obstbäumen gelegene Ort, ist ziemlich regelmäßig gebaut und hat breite, reinlich gehaltene, gekandelte Ortsstraßen. Die Gebäude sind, mit Ausnahme einiger, namentlich der Wohnungen des August und Ludwig Scheurlen, meist klein, übrigens häufig mit steinernen Unterstöcken versehen und ziemlich gut erhalten. Sehr gutes Trinkwasser liefern 11 Pump- und ein laufender Brunnen; der Ablauf des letztern speist eine am östlichen Ende des Orts angelegte Wette, deren Abfluß in den, durch einen Theil des Orts fließenden Enzbach geht. Im Riedwiesenthal befinden sich mehrere Quellen, welche den auf der Markung beginnenden Baumbach bilden und deren Wasser stark incrustirt.

Die in der westlichen Hälfte des Orts gelegene Pfarrkirche, wurde 1740 in einem einfachen Styl erbaut und hat weder im Äußern, noch im Innern etwas Bemerkenswerthes. Der an der Ostseite stehende Thurm, besteht aus drei Stockwerken, wovon die zwei untern, viereckigen alt und massiv sind, das dritte, achteckige, aber erst im Jahr 1825 aus Holz aufgebaut wurde; das untere Stockwerk, welches die Stelle des Chors vertritt, hat spitzbogige, gothisch gefüllte Fenster und ein einfaches Kreuzgewölbe, auf dessen Schlußstein ein Agnus Dei dargestellt ist. Auf diesem mit einem Zeltdach gedeckten Thurme hängen zwei Glocken, von denen die eine 1489 von Bernhard Lachmann in Eßlingen, die andere 1825 von C. G. Neubert in Ludwigsburg gegossen wurde. Der Begräbnißplatz, welcher früher um die Kirche lag und mit einer festen Mauer umfriedigt war, wurde im Jahr 1605 an das östliche Ende des Dorfs verlegt und 1835 vergrößert. Die Unterhaltung der Kirche und des Begräbnißplatzes liegt der Stiftungspflege ob, welche aber wegen Mittellosigkeit von der Gemeinde bedeutend unterstützt werden muß. Das 70

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0161.jpg&oldid=- (Version vom 6.2.2020)