Seite:OABesigheim0168.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Kammerschreibereistaabsort, liegt 11/2 Stunden westlich von Besigheim im Steinbachthale zwischen zwei Ausläufern des Strombergs und ist gleichsam auf drei Seiten von Bergen umschlossen, so daß nur von Osten und Südosten die Winde ungehindert in die Thalbucht eindringen können. Diese geschützte Lage und die nahe liegenden Waldungen, welche die Feldmarkung mit ganz geringer Ausnahme umgeben, tragen viel zu der guten Luft in der nächsten Umgebung bei, was auf den Gesundheitszustand der Einwohner einen vortheilhaften Einfluß äußert. Frühlingsfröste sind nicht so schädlich wie in den Niederungen, und Hagelschlag, welcher in dem nahe gelegenen Stromberg einen Ableiter findet, kommt selten vor; dagegen ist die Vegetation um 5–6 Tage später als in dem Neckarthale, und das Welschkorn erreicht die Vollkommenheit nicht wie dort. 1

Der nicht große, beinahe eben gelegene Ort, hat reinlich gehaltene, macadamisirte Straßen und meist freundlich aussehende, mit steinernem Unterstock versehene Gebäude, die wegen ihrer zum Theil städtischen Bauart und Verblendung dem Dorf mehr das Ansehen eines Städtchens verleihen. Eine besondere Zierde gewährt das am südöstlichen Dorfende gelegene Königl. Schloß mit seinen Nebengebäuden und einem 32 Morgen großen, schön angelegten Schloßgarten. Das Schloß, welches die bekannte Gräfin von Würben, geb. von Grävenitz, im Jahr 1728 durch den Baumeister des Ludwigsburger Schlosses, Retti, erbauen ließ, ist ein ansehnliches, im Mansardenstyl erbautes, zweistockiges Gebäude, das, nachdem die Gräfin es räumen mußte (s. u.), von den Oberforstmeistern des Strombergs seit den 1740er Jahren, statt des in dem benachbarten Kirbach abgebrannten Forsthauses, bewohnt wurde, bis es König Friedrich im Jahr 1810 für sich geschmackvoll einrichten ließ und bis zu seinem Tode häufig als Sommeraufenthalt benutzte. Das Innere wie das Äußere des Schlosses ist guterhalten und noch bewohnbar; in einem Saale im untern Stockwerk befindet sich eine Reihe Ölbilder von Württemb. Regenten und Angehörigen des Regentenhauses, die einzige noch vorhandene Sehenswürdigkeit. An der nordwestlichen Ecke des Schlosses steht ein Nebengebäude, der Cavaliersbau, und an der nordöstlichen der Beschälerstall, welcher nun zu einer Kelter eingerichtet ist. Westlich von diesem, der Königl. Hofdomänenkammer eigenthümlich gehörenden Gebäudecomplex steht der sog. Prinzenbau, von König Friedrich erbaut, in welchem sich gegenwärtig die christliche Volksschule nebst den Wohnungen des Schullehrers und des Hofkammerförsters befinden; hinter demselben das Gewächshaus, dessen oberen Gelasse von dem Hofgärtner bewohnt werden. Das an der Hauptstraße unfern des Schlosses gelegene Hofcameralamtsgebäude ist

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite B1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0168.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)