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Dermalen hat das Hofcameralamt noch zu beziehen Gülten: Roggen 82 Scheff. 3 Sri., Dinkel 81 Scheff. 11/2 Sri., Haber 94 Scheff. 3 Sri., Erbsen 3 Sri. Landachten: Roggen 7 Scheff., Dinkel 21 Sch. 4 Sri., Haber 28 Scheff. 6 Sri. Bodenwein: 21 Eimer 4 Imi 71/2 Maas.

Auch die Stiftungspflegen Lauffen und Heilbronn, sowie der Freiherr von Sturmfeder haben noch einige Grundgefälle anzusprechen.

Zur Pfarrei gehört der Pfahlhof. In früherer Zeit, 1582–1636, waren auch Diacone hier angestellt, welche zugleich Schulmeister waren und deren geräumige Wohnung jetzt das Schulhaus bildet.

Das Patronat und Nominations-Recht zur Pfarrei hat die Krone.

Der Ort hatte früher ein eigenes Malefizgericht und noch wird 1/2 Stunde nördlich vom Dorf eine Stelle, wo der Galgen stand, das Hochgericht genannt.

Bei der Anlage der Vicinalstraße nach Gemmrigheim ist man auf alte Grabstätten gestoßen, welche außer den menschlichen Skeletten noch Ringe von Bronze und alte Waffen enthielten.

Kaltenwesten (richtiger Kaltenwestheim) gehörte ursprünglich den Grafen von Lauffen, wenigstens war Westeim eines der Widumsgüter, womit der Erzbischof Bruno von Trier (1102–24), ein geborner Graf von Lauffen, das von ihm gestiftete Kloster Odenheim mit Einwilligung seines Bruders, Graf Poppo von Lauffen, ausstattete, wozu am 5. März 1122 K. Heinrich V. seine Bestätigung ertheilte (Wirtemb. Urk.-Buch 1, 350–52). Dies ist die früheste Nennung des Orts. Sonst hatte noch von Klöstern und Stiftern das Stift Backnang bereits im J. 1245 ein hiesiges Besitzthum.

In späterer Zeit erscheinen mehrere Adelige hier begütert; Else von Urbach, Gemahlin Cunzens von Smalenstein, hatte um 1390 ein hiesiges Erbtheil (Sachs, Baden 2, 194). Die Hauptbesitzer waren aber die Herren von Liebenstein (s. diese), es erscheint sofort die Hälfte des Dorfes als Eigenthum, welches zum obern und untern Schloß Liebenstein gehörte; die andere Hälfte besaßen beide Schlösser unter gräflich Ebersteinischer Landesoberherrlichkeit; im 16. Jahrhundert (1511, 1518, 1550, 1569, 1583) wurden die Herren von Liebenstein belehnt mit dem halben Dorf zu Kaltenwestheim, mit hoher und niederer Gerichtsbarkeit und aller Zugehörde, mit Ausnahme des zur Markgrafschaft Baden lehnbaren Zehenten und einiger Höfe etc. Im Jahr 1660 erscheint als Lehensherr der Graf von Gronsfeld, bei welchem die von Liebensteinschen Unterthanen in K. Schutz suchten, als sie sich gegen ihre Herrschaft empörten, und welcher das dominium directum in K. den 18. Nov. 1676 an Württemberg abtrat.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 226. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0226.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)