Seite:OABesigheim0236.jpg

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desselben liegt der ältere, einem Städtchen gleichende Theil des Dorfs, welcher, mit Ausnahme der an der Landstraße stehenden Gebäude, ein länglichtes Viereck bildet, mit Graben und Mauern umgeben war und früher Städtchen hieß. An den größtentheils noch vorhandenen Mauern standen runde Thürme, welche bis auf zwei, von denen der eine an der nordwestlichen Ecke des ummauerten Ortstheiles, der andere (Diebsthurm) an der westlichen Seite desselben steht, abgegangen sind. Auch die Thore, sind im Laufe dieses Jahrhunderts abgebrochen worden und nur am südlichen Ende des auf der rechten Seite des Mühlbaches gelegenen Ortstheiles steht noch das sog. Staarengassen-Thor.

Die Pfarrkirche, ehemals zum h. Alexander (Suntheim, bei Oefele Rer. Boic. script. 2, 601. sagt: „darin ligt sand Alexander leibhaftig“), wurde im Laufe der Zeit bedeutend verändert und namentlich im Jahr 1739 gegen die Südseite so sehr erweitert, daß gegenwärtig die Grundfigur derselben ein gleichseitiges Viereck bildet. Der viereckige Thurm mit seinem hohen, spitzen, mit Schiefer gedeckten Zeltdache ist bis zu seinem dritten, erst später aus Holz aufgebauten Stockwerke, sehr alt und hat noch auf drei Seiten des zweiten Stockwerks gepaarte, durch Säulen getrennte Rundbogenfenster aus der früh-romanischen Periode; das untere am Thurme angebrachte Spitzbogenfenster mit schönen germanischen Füllungen in den Bogentheilen, scheint einer späteren Zeit anzugehören. Die auf dem Thurme hängenden Glocken sind sämmtlich im Jahr 1801 von G. G. Neubert in Ludwigsburg gegossen worden. Das Innere der Kirche ist flach getäfelt und durch alte, im Renaissancegeschmack gehaltene, fleißig gearbeitete Emporen, welche nach einer angebrachten Inschrift 1596 verfertigt wurden, sehr verdunkelt. An der nördlichen Innenseite steht ein aus Stein gefertigtes Grabdenkmal, das einen geharnischten Mann mit folgender Umschrift darstellt: Anno 1594 am Petri Paul Abendt starb der manhaft und erfahrne Conrad Braun gewesener Schultheiß alhier, dem Got gnad. Von dem Schiff der Kirche führt ein spitzbogiger Triumphbogen in das untere, mit einem Netzgewölbe versehene Stockwerk des Thurms, welches die Stelle des Chors vertritt, aber an der südwestlichen Ecke der Kirche steht, da diese nur gegen Süden erweitert wurde, was das ohnehin nicht gefällige Gebäude noch ungefälliger macht.

Im Chor befinden sich 2 aus Stein gearbeitete Grabdenkmale der Herren von Urbach (O.A. Schorndorf), von denen eines einen geharnischten Ritter, auf einem Hunde stehend, vorstellt und folgende Umschrift trägt: „Anno dom. .... d. 12. Tag Mai starb der edel und vest Pancratius Aurbach dem Got gnad amen;“ das andere enthält das Urbach’sche Wappen und die Umschrift: „Anno dom. 1591 d. 2. Oct.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 236. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0236.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)