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Neckar und gegen die Thalbucht meist flachwellig und hat einen durchaus fruchtbaren, ziemlich tiefgründigen, leichten Lehmboden, den theils der Hauptmuschelkalk, theils die Lettenkohlengruppe unterlagern, welch letztere nicht selten gegen die oberen Abhänge hin Einfluß auf die Oberfläche äußert; der sog. Leerenberg besteht aus einem leichten, mit Gerölle vermischten Lehmboden.

Der Zustand der Landwirthschaft ist sehr gut, wozu die äußerst günstigen klimatischen- und Bodenverhältnisse, besonders seit der umsichtigen Einwirkung des gegenwärtigen Ortsvorstehers Häcker, welcher seit einer Reihe von Jahren zugleich Vorstand des landwirthschaftlichen Bezirksvereins ist, viel beigetragen hat. Die Düngerstätten sind meist zweckmäßig angelegt; zur Besserung des Bodens werden außer dem gewöhnlichen Stalldünger noch die sorgfältig benützte Jauche, der Pferch, Gyps, Asche etc. in Anwendung gebracht. Die Brabanter Pflüge sind noch nicht allgemein, doch scheinen sie nach und nach den deutschen Wendepflug zu verdrängen.

Im Dreifeldersystem mit angeblümter Brache baut man die gewöhnlichen Getreidearten und von diesen besonders viel Dinkel, dagegen nur sehr wenig Weizen; ferner Kartoffeln, Welschkorn und wegen das nicht hinreichenden Wiesenwachses sehr viel Angersen und Futterkräuter. Der Anbau von Hülsenfrüchten nimmt in neuerer Zeit ab. Von Handelsgewächsen zieht man hauptsächlich viel Mohn, Hanf für den eigenen Bedarf, nur wenig Reps und selten Flachs, obgleich letzterer bei einer zweckmäßigen Behandlung sehr gut gedeihen würde. Kraut (Spitzkohl), das in etwas feuchten Jahrgängen vortrefflich geräth, wird in geringer Ausdehnung, meist in neuen Weinberganlagen gepflanzt. Nach der Ernte, die um 14 Tage früher als in Stuttgart eintritt, werden die Felder noch mit Rüben angesät. Auf den Morgen rechnet man Aussaat: 6 Sri. Dinkel, 3 Sri. Haber, 31/2 Sri. Gerste, 2 Sri. Roggen, 5 Sri. Einkorn und 3 Sri. Weizen; der durchschnittliche Ertrag eines Morgens beläuft sich auf 6–8 Scheffel Dinkel, in günstigen Jahrgängen 10 bis 12 Scheffel, 5 Scheff. Haber, 3 Scheff. Gerste, 21/2 Scheff. Roggen, 4 Scheff. Einkorn und 3 Scheff. Weizen. Der geringste Preis eines Morgens Acker beträgt 140 fl., der mittlere 240 fl. und der höchste 540 fl. Der Absatz der Früchte, besonders des Dinkels, geschieht durch Verkauf im Ort an Stuttgarter und Ludwigsburger Bäcker, oder nach Heilbronn; Welschkorn wird zum Theil nach Heilbronn verkauft und mit Mohn macht man nicht unbedeutende Geschäfte nach Außen.

Die Wiesen, welche meist bewässert werden können, sind zweimähdig, und ertragen im Durchschnitt pr. Morgen 25–30 Ctr. und 10–12 Ctr. Öhmd; ihre Preise bewegen sich von 200–500 fl. pr. Morgen.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0238.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)