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Ökonomiegebäude, Grasgarten und Weinberg mit einer Mauer umfriedigt. Innerhalb des Schlosses steht an einer Seitenthür 1698, ferner ist an demselben ein Stein mit folgender Inschrift eingemauert: Caspar Nothaft von Havenberg (Hohenberg) Anna Maria geb.[1] … An der Nordseite des Schlosses befinden sich noch Spuren der früheren Burg, bestehend in den Überresten eines sehr alten Thurms und einer mit Strebepfeilern versehenen, Epheu-umrankten Ringmauer, welche dem Ganzen viel Malerisches verleihen. Die Aussicht von dem Schlosse gehört zu den schönsten des Bezirks; das Auge erblickt hier über das Neckarthal und das zu seinen beiden Seiten liegende, fruchtbare Flachland hinweg im Hintergrunde die Löwensteiner, Mainhardter, Murrhardter, Welzheimer Berge, den Schurwald, die Eßlinger Berge und den Schönbuch mit seinen Ausläufern bis zu der Warte bei Leonberg; hinter diesem Hügelkranze sind noch einzelne Partien der Alp, wie die Teck, der Breitenstein etc. sichtbar.

Die Einwohner, welche sich in mittelmäßigen Vermögensverhältnissen befinden und deren Haupterwerbsquellen in Ackerbau, Weinbau und Viehzucht bestehen, sind im Allgemeinen sehr fleißig und sparsam; vermöge der hohen, übrigens gegen Nord- und Westwinde dennoch geschützten Lage des Orts erfreuen sie sich einer dauerhaften Gesundheit und nicht selten eines hohen Alters.

Die ziemlich kleine, östlich größtentheils vom Neckar begrenzte Markung, ist, mit Ausnahme des steilen Neckarthalrandes, leicht gegen Osten geneigt und hat im Allgemeinen einen sehr fruchtbaren Diluviallehmboden, der dem Boden auf der Markung Groß-Ingersheim ganz gleich kommt, wie überhaupt auch die klimatischen und landwirthschaftlichen Verhältnisse von Klein-Ingersheim denen von Groß-Ingersheim so ähnlich sind, daß, um Wiederholungen zu umgehen, auf die Beschreibung des letztern Orts verwiesen werden kann. Nur in Beziehung auf den Weinbau liefert Klein-Ingersheim ein noch besseres, meist rothes Erzeugniß, welches sehr gut bezahlt und den besten Weinen des Landes an die Seite gestellt wird. Die günstigste Lage ist der südöstliche Abhang zunächst der Klein-Ingersheimer Mühle. Der Morgen erträgt 6–8 Eimer und die Preise eines Morgens Weinberg bewegen sich von 225 bis 800 fl.

Die Gemeinde besitzt 105 Morgen Laubwaldungen, welche in einem 18jährigen Umtriebe, als Niederwaldungen mit Eichen-Oberholz,


  1. Nach dem Todtenbuch von 1599 starb Anna Maria Nothäftin von Hohenberg, geb. von Jahrsdorf, Wittib, zu Klein-Ingersheim.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 246. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0246.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)