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erbaut worden. Die mittlere Höhe von der Tunnelsohle auf den Bergrücken bei der Landstraße nach Heilbronn beträgt 230′. Auf der ganzen Länge des Tunnels war der Muschelkalk durch Pulversprengung und Brechwerkzeuge zu bewältigen, und es wurden mit diesen Mitteln 8000 Schacht-Ruthen Kalkgestein allein aus beiden Mündungen gefördert, weil schon wegen der beträchtlichen Tiefe ein Schachtbetrieb bei dem Ausbruch des Tunnels unzulässig war. Die Wölbung des Felsentunnels wurde vor dem Bau beschlossen; alsbald erschien aber auch die Ausmauerung der Widerlager deßhalb unerläßlich, weil die kluftigen und tonigen Kalksteinfelsen nicht überall auf die Dauer den äußeren Einwirkungen widerstehen können. Das Tunnelgewölbe bildet ein Segment von 10′ Rad. und 4′ Höhe, dessen Axe 16′ ist. Die Gewölbdicke beträgt 2′, der Tunnel ist mit Sandsteinen aus der Umgegend, genau nach dem Fugenschnitt ausgemauert. Auch die Widerlager formiren flache Segmente, einen Fuß dick ausgemauert bis unter die Kämpfer. Dieses Gemäuer schützt die Felsenwand gegen atmosphärische Einflüsse und erhält ihre Tragkraft in ungestörter Ruhe. Die Breite des Tunnels, von einem Widerlager zum andern, beträgt für die einspurige Bahn 16′, seine Höhe von der Schiene bis um Schlußstein des Gewölbs 20′. Der Felsentunnel ist von Natur aus sehr trocken, daher wurde das System des Oberbaues mit eichenen Querschwellen zuerst in diesem Tunnel und mit günstigem Erfolge in Anwendung gebracht; auch ist, wie gewöhnlich, zu beiden Seiten für Abfluß des zudringenden Wassers durch steinerne Kandeln gesorgt. Die Portale sind in ernstem Style zu beiden Seiten mit bossirten Quadern ausgeführt.

Von Brücken hat Lauffen, außer der schon erwähnten großen Neckarbrücke und der Schloßbrücke, noch über die Zaber steinerne Brücken unterhalb und oberhalb der Eisenbahnbrücke, und eine weitere außerhalb des Orts.

Über den Gemeinde- und Stiftungshaushalt siehe Tabelle III.

Für die Gesammt-Gemeinde besteht die sog. Steuerverwaltung, welche die allgemeinen Gemeindekosten und Armenunterstützungen mittelst Umlagen bestreitet. Daneben haben aber die Stadt und das Dorf jedes noch eine Particular-Gemeindepflege.

Außer den schon angegebenen Revenuen aus Wald, Weide etc., bezieht die Stadtpflege noch aus 40 Morgen Gemeindegütern ein jährliches Pachtgeld von etwa 400 fl., und die Dorfpflege aus 55 Morgen Wiesen und 18 Morgen Äcker etwa 1200 fl. Von Bäumen, welche auf Allemanden und an Gemeindewegen stehen, wird das Obst alljährlich verliehen, was im Jahr 1851 der Stadt 544 fl. und dem Dorf 357 fl.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 271. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0271.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)